
Nieheim-Entrup. Josef Köhne hat es seinen Weggefährten, Mitstreitern und den Entscheidungsträgern wahrlich nicht immer einfach gemacht. Denn wenn ihm etwas wirklich wichtig ist, ist er ein Vorbild in Hartnäckigkeit, den alle Widerstände, und seien sie noch so groß, nicht von seinem Weg abhalten. Manchmal sogar verbissen. Aber genau deshalb war er mit vielen Projekten auch erfolgreich, an denen andere gescheitert wären.
Und egal, ob sie immer mit ihm einverstanden waren oder nicht: Einig waren sich alle, die am Freitag zur Feierstunde in seinen Heimatort Entrup gekommen waren, dass er die höchste Anerkennung, die Deutschland für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht, wahrlich verdient hat: das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik.
Sein Freund und Weggefährte Günter Vandieken fasste es in seiner unnachahmlichen Art so zusammen: „Der Bundespräsident hat richtig entschieden.“ Und eine Feierstunde mit Kaffee, Spargelsuppe und kalten Büfett reicht sicherlich nicht aus, um all das zu erwähnen, was Josef Köhne seit den 1970er-Jahren angestoßen und auch umgesetzt hat. Sein vielfältiges gesellschaftliches, soziales und auch politisches Engagement würde einige Zeitungsseiten füllen.
Nieheimer initiiert große und kleine Projekte

Das reicht von ganz großen Projekten, wie dem Lattbergturm – einem der wenigen wirklichen Leuchttürme im Kreis Höxter – bis hin zu ganz kleinen, aber nicht weniger wichtigen Einsätzen, wie der Fahrt von Flüchtlingen zum Arzt.
Sein Lebensweg zeige auf bemerkenswerte Weise, was es bedeute, Verantwortung zu übernehmen, sagte Swen Horstmann, SPD-Parteimitstreiter, der diese besondere Anerkennung initiiert hatte. „Wir ehren einen Menschen, der in seinem Denken und Handeln stets unabhängig geblieben ist – unbeirrbar, gradlinig, mutig.“
Und damit ließ Horstmann durchklingen, dass Josef Köhne durchaus auch mit seinen Parteigenossen nicht immer auf Linie war. „Wahrlich kein Parteisoldat und nicht auf Karriere aus. Schon als Rats- und Kreistagsmitglied nicht. Ein freier Geist. Ein klarer Kopf. Und ein warmes Herz“, beschrieb Swen Horstmann den ausgezeichneten 76-Jährigen.
Und er gibt Beispiele, was er damit meint. „Schon in den 1980er-Jahren, als es um den geplanten Bau einer Sondermülldeponie in Nieheim ging, war er einer der Ersten, die ihre Stimme erhoben – nicht laut um der Lautstärke willen, sondern klar und unbeirrbar.“ Als Mitbegründer und führender Kopf der Bürgerinitiative sei Köhne für das Wohl seiner Mitbürgerinnen und Mitbürger eingetreten – mit Mut, mit Rückgrat und mit dem festen Glauben an das Richtige.
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Josef Köhne packt auch ganz praktisch an
Und das auch ganz praktisch, wie er in einem anderen Beispiel erzählte: So war Josef Köhne in seinem Heimatort Entrup Mit-Initiator des Vereinssportheims und sorgte persönlich für dessen Finanzierung – auch wenn anfangs mehrere Hunderttausend D-Mark fehlten. „Er brachte nicht nur Ideen mit, sondern auch Tatkraft – und notfalls auch einen Bohrhammer.“
Weit über die Ortschaft hinaus sichtbar ist sein Einsatz für den begehbaren Aussichts- und Telegrafenturm auf dem Lattberg. Ein Ort zum Entspannen, aber auch zum Lernen für Kinder und Erwachsene, den jährlich rund 10.000 Touristen ansteuern. „Was für andere ein Aussichtsturm ist, ist für ihn ein Stück lebendige Erinnerungskultur“, sagte Swen Horstmann. Und vor allem Josef Köhne wird sich daran erinnern, wie viele Widerstände er mit seinem Telegrafenverein überwinden musste, bis 2012 der Turm endlich gebaut wurde.
Wenn ihn vermeintlich kleine Dinge störten – wie ein fehlender Zaun am Radweg, der es für Radfahrer gefährlich machte –, hat er sich dafür genauso eingesetzt wie für neue Formen der Erinnerungskultur auf dem Friedhof. Obwohl ihm gesetzliche Vorschriften, bürokratische Hürden oder politische Bedenken im Weg standen – er blieb unbeirrbar.
Von Gegenwind lässt sich der Nieheimer nicht beirren
„Er sprach mit Entscheidungsträgern, er überzeugte seine Fraktion und wenn diese nicht weiterkam, formulierte er Bürgeranträge. Wenn es dann noch sein musste, schrieb er den zuständigen Minister persönlich an“, würdigte Horstmann und weiter: „Egal ob der Rückenwind ausblieb oder ihm gleich vor Ort der Wind ins Gesicht blies – Josef Köhne stand da.“
Er habe sich nie angepasst, wo Anpassung bequemer gewesen wäre. Er habe nicht geschwiegen, wenn andere weggeschaut hätten. Er habe sich eingesetzt, mit offenem Visier, mit klarer Meinung – und mit einem Herz für die Menschen. Und er habe sich selbst so sehr eingesetzt, dass es ihn selbst und sein eigenes Herz nicht schonte.
Letzteres wird vor allem seit der Flüchtlingskrise 2015 deutlich. Er hat sich der Menschen und ihrer Schicksale ganz persönlich angenommen, und „ist bis heute ein Begleiter, ein Vermittler, ein Unterstützer. Er steht an der Seite vieler Menschen, die sonst keine Stimme hätten“, so Horstmann. Und einige ihrer Geschichten erzählte er als Journalist auch in der Neuen Westfälischen – um die Menschen und ihre Erlebnisse sichtbar zu machen.
Lob auch vom Höxteraner Landrat Michael Stickeln
All das würdigte auch Landrat Michael Stickeln in seiner Laudatio mit vielen lobenden Worten. „Sie sind ein Mensch, der hinschaut, der handelt, der Verantwortung übernimmt. Ein Mensch, der andere mitreißt und motiviert, der das Miteinander stärkt und unserer Gesellschaft ein menschliches Gesicht gibt.“ Der Entruper habe damit das Bundesverdienstkreuz mehr als verdient.
Das hat Josef Köhne dann vom Landrat angeheftet bekommen – eine Handbreit unter der Schulter, weil in Deutschland ja alles geregelt ist. Vor den Häppchen ist es dann üblich, dass der Geehrte eine Dankesrede hält. Und der Entruper hätte sicherlich allen Grund, den ein oder anderen daran zu erinnern, welche Steine ihm bei seinen Projekten und Ideen in den Weg gelegt wurden.
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Wie der ausgezeichnete Nieheimer selbst reagiert
Der Ausgezeichnete aber zog es vor, all denen sehr persönlich zu danken, die ihn unterstützt haben. Und auch hier wieder für Großes, wie Heribert Esters Unterstützung für das Namensdenkmal für die Nieheimer Juden, die in der Nazizeit ermordet wurden. Und für scheinbar Selbstverständliches: wie das Mittagessen der Frauen für die Handwerker beim Bau des Vereinshauses.
Zwei aber hob er ganz besonders hervor. „Mit ihnen würde ich die Auszeichnung gern teilen, wenn es möglich wäre“, sagte Josef Köhne. Seine Frau Margret, die ihnen in den unzähligen Stunden des Engagements den Rücken frei hielt und ihn bei Rückschlägen sicherlich stärkte. Und seinen Freund Günter Vandieken, quasi die rechte Hand bei vielen Projekten. Menschen, die es zum Gelingen braucht, die aber immer im Hintergrund stehen.
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