Der vierfache Schützenkönig von Born-Münsterbrock

Marienmünster-Born/Münsterbrock. "Ich hatte schon als Jugendlicher große Lust auf Schützenfest", sagt Theo Elberich. Und dieser Lust hat der 84-jährige Borner gefröhnt. Und wie. Denn er war nicht nur im Hofstaat, sondern hat auch den Vogel abgeschossen und die Insignien der Schützenkönigswürde getragen. Nicht einmal, nicht zweimal oder etwa dreimal. Nein. Ganze viermal war er seit 1986 Schützenkönig. 1999 sogar zeitgleich an zwei Orten: daheim bei der Schützenbruderschaft St. Jakobus in Born-Münsterbrock und zugleich in Schönewalde, der Partnerstadt der Stadt Marienmünster im Kreis Elbe-Elster, Bundesland Brandenburg. Doch eins nach dem anderen: Elberichs royale Karriere begann 1986. Da war er gerade vor einem Jahr der Schützenbruderschaft Born-Münsterbrock beigetreten, als auf der Jahreshauptversammlung der neue König gewählt werden sollte. "Doch es war schwierig, einen zu finden", erinnert sich Elberich. Schließlich sei auch er, der Neuling im Verein, vorgeschlagen worden. "Ich dachte mir: Na ja, nützt ja alles nichts." Elberich nahm die Wahl an, machte seine Frau Ursula zur Königin und führte als eine seiner ersten Amtshandlungen ein Fest ein: "Das Fahnehissen beim König einen Tag vor dem Schützenfest", berichtet der Borner. Spontane Familiengründung in Brandenburg Kurz nach der Wende ging Elberich seinen Schützenbrüdern in Born und Münsterbrock erstmalig - sozusagen - fremd. Da trat er nämlich der Schützengilde in Schönewalde bei, um dann 1994 König zu werden. Doch zuvor, beim Königsschießen stand der Borner vor einem Problem: Denn zusammengezählt wurden jeweils die Punkte, die die Mitglieder einer Familie erreichten (das Königsschießen wurde nämlich als Familienschießen abgehalten). Elberich aber war ohne Verwandtschaft dort. Doch auch für solche Fälle gab es ein Prozedere: "Wer nämlich keine Familie hat, gründet sich auf dem Fest eine", erklärt Elberich. Und bei der Wahl seiner Familienmitglieder setzte der Borner in der Fremde voll auf Sieg: Neben einem begnadeten Tontauben-Schützen konnte er Anke Wagner, "eine ehemalige Weltmeisterin im Pistolenschießen", für sein Team gewinnen. Es folgten einige Schützenfeste, die Elberich daheim und in der Ferne gewohnt solide verbrachte. Denn auf den Schützenfesten habe er immer wenig getrunken. "Bis auf ein Jahr konnte ich anschließend immer mit dem Auto nach Hause fahren", sagt der gebürtige Münsteraner. "Irgendwann war es mir zu bunt" Diese Disziplin kam ihm 1999 zugute, als seine Lust auf Schützenfest scheinbar ihren Höhepunkt erreichte und er besonders viel Auto fahren musste; denn in diesem Jahr amtierte Elberich gleich zwei Mal: in Schönewalde und Born-Münsterbrock. In der Heimat gab es damals ein altbekanntes Problem: Es fand sich schon wieder einfach niemand. "Irgendwann war es mir zu bunt", sagt Elberich. Auf der Hauptversammlung meldete er sich und wurde gewählt. Das Königinnenamt übernahm seine damalige Partnerin Elisabeth Mis. Schon 1998 hatte er sich in Schönewalde mit seinen Leistungen an der Zielscheibe - bei diesem Schützenfest kein Familienschießen - für das Schützenfest im folgenden Jahr empfohlen. Zuhause wurde vor Pfingsten gefeiert. In Schönewalde über Pfingsten. "Zwischen den beiden Festen gab es nur eine Woche Abstand. Doch die Verpflichtungen kamen sich nie in die Quere. Das passte alles super." Und besonders anstrengend sei es auch nicht gewesen. Gleiches gilt für die 400-Kilometer-Strecke bis nach Schönewalde. "Als selbstständiger Fenstermonteur bin ich im Jahr bis zu 60.000 Kilometer gefahren. Ein bisschen Schützenfest fällt dabei nicht ins Gewicht." Aber sicherlich ist die Königsfreude ins Geld gegangen, denn Pomp und Hofstaat wollen unterhalten werden. Doch auch hier kann Elberich abwinken: "So viel war das damals nicht." "Es macht einfach Spaß im Vordergrund zu stehen" Und in Born und Münsterbrock sei es außerdem üblich gewesen, dass sich König, Königin und Hofstaat die anfallenden Kosten teilen. Doch die 2.000 D-Mark des Borner Schützenfestes 1986 sowie auch die Kosten der folgenden Feste habe er gerne alleine übernommen. "Aber nicht, weil ich zu viel Geld hatte", fügt Elberich schmunzelnd hinzu. Das diesjährige Schützenfest hätte die Schützenbruderschaft Born-Münsterbrock wieder an der Abtei veranstalten wollen. Dass es wegen Corona ausfallen musste, bedauert Elberich. "Das ist nicht ganz so toll. Denn mein Nachbar ist in diesem Jahr Schützenkönig." Er selbst sei mit viermaliger Königswürde zufrieden. Schließlich habe sich über die Jahre das Alter gemeldet. Auch sonst hat er sich weitestgehend aus dem Zelt zurückgezogen. Das Feiern überlässt er jetzt den Jüngeren. "Die hauen da richtig rein." Doch die junge Generation engagiere sich nicht nur auf der Tanzfläche, sondern auch in der Schützenbruderschaft. Nachfolgeprobleme mit Blick auf den Königsthron gebe es daher nicht. Das freut Elberich. Denn einmal König zu sein (mindestens), das kann er jedem Schützenbruder empfehlen. "Es macht einfach Spaß, im Vordergrund zu stehen. Man marschiert durchs Dorf und die Leute klatschen. Das ist doch toll."

Meistgelesen