
Kollerbeck/Marienmünster. In acht Tagen wird er offiziell in sein neues Amt eingeführt: Franz Meyer wird Marienmünsters neuer Stadtheimatpfleger. Damit übernimmt er künftig die ehrenamtliche Arbeit, die sein Vorgänger Josef Grabbe im Sommer 2015 beendet hatte. Schon seit seiner Kindheit interessiert sich Meyer besonders für die lokale Geschichte und möchte, dass seine neue Aufgabe „mehr als nur ein Job“ wird. Dabei will er beispielsweise ein besonderes Augenmerk auf die Ortskerne der Dörfer legen.
Aufgewachsen auf dem elterlichen Bauernhof in Bönekenberg, ganz nah an der lippischen Grenze gelegen, hat sich der derzeitige Leiter der Volkshochschule Bad Salzuflen schon früh für die Geschichte seiner Heimat interessiert. „Unsere Kühe haben in Lippe gegrast, sind aber auf der anderen Seite der Grenze gemolken worden. So hat mich beispielsweise sehr interessiert, warum die Grenze einst so gezogen worden ist“, erzählt Meyer im Gespräch mit der NW. Sein Vater habe zudem mit seinen Erlebnissen aus Kriegszeiten „nie hinterm Berg gehalten“, so dass er viele von Meyers Fragen rund um das geschichtliche Geschehen beantworten konnte.
»Josef Grabbe hat viele gute Sachen angestoßen«
Viele Erinnerungen hegt Meyer an seine Zeit von 1960 bis 1965 an der St.-Patroklus-Volksschule in Löwendorf. Daher freut es ihn sehr, dass er seit einiger Zeit ein Gemälde von Robert Köpke aus dem Jahr 1963 sein Eigen nennen darf, auf dem das Gebäude zu sehen ist. Als Schüler besuchte Meyer anschließend bis 1974 das Höxteraner König-Wilhelm-Gymnasium.
Nach seinem Grundwehrdienst studierte er erfolgreich Geografie sowie auf Lehramt die Fächer Geschichte und Geografie, und absolvierte zudem eine Ausbildung zum Kommunalarchivar in Bochum. Nach kürzeren beruflichen Aktivitäten, beispielsweise am Institut für vergleichende Städtegeschichte an der Universität Münster, ist er seit 1987 Beschäftigter der Stadt Bad Salzuflen: Er leitete das Stadtarchiv, war Leiter des Stadt- und Bädermuseums und ist seit rund sechs Jahren Direktor der VHS. Im Sommer 2018 möchte er mit 65 Jahren dann in den Ruhestand eintreten.
Doch allzu ruhig werden die kommenden Jahre wohl dennoch nicht werden. „Meine Aktivitäten in Bad Salzuflen werde ich vollständig beenden“, erzählt Meyer, der unter anderem Vorstandsmitglied im Bad Salzufler Ratschlag gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ist. Doch seine Liste, was er ehrenamtlich noch erarbeiten will, ist lang. Denn seine Aktivitäten in Marienmünster möchte er künftig vertiefen. Ganz vorn dabei: Seine neuen Aufgaben als Stadtheimatpfleger, mit denen er schon jetzt beginnen wird. Dabei möchte er die Menschen wieder näher an die Geschichte ihrer Heimat heranführen.
Obwohl er die Ortschaften Marienmünsters sehr gut kennt, möchte er sich die Dörfer demnächst ganz in Ruhe aus den Perspektiven der einzelnen Ortsheimatpfleger zeigen lassen und über Arbeitsschwerpunkte sprechen. Regelmäßige Treffen der Ortsheimatpfleger und des Stadtheimatpflegers, die schon Josef Grabbe organisierte, will er fortführen. Für seinen Vorgänger findet er viel Lob: „Josef Grabbe hat viele gute Sachen angestoßen, wie die Aufstellung des Gedenksteins in Bredenborn, der an die ermordeten Bürger jüdischen Glaubens erinnert“, so Meyer.
Marienmünsters neuer Stadtheimatpfleger betont auch, dass er stets offen für Wünsche und Ratschläge der Ortsheimatpfleger sowie aller Bürger sei. Bei seiner Arbeit wolle er sich regelmäßig mit der Stadt abstimmen, und sei zudem jederzeit bereit, auch den Lokalpolitikern Rede und Antwort zu stehen.
»Positives Beispiel ist der Strukturwandel in Löwendorf«
Besonders am Herzen liegen Meyer die Ortsbildgestaltungen und die Denkmalpflege in den Dörfern. „Es wird immer wichtiger, die Leerstände in den Ortskernen neu zu gestalten“, sagt er. Für junge Familien müssten beispielsweise Anreize geschaffen werden, die wiederum den Mut schaffen, ein altes Bauernhaus in der Ortsmitte zu sanieren, statt ein neues Gebäude im Neubaugebiet zu errichten. Ein positives Beispiel sei auch der Strukturwandel in Löwendorf: Dort sind einige ältere Bauernhöfe von Unternehmen erfolgreich umgenutzt worden.
„Wichtig ist es, nicht nur Missstände zu benennen, sondern auch das Potenzial der einzelnen Orte herauszustellen“, erklärt der VHS-Leiter. Der Zusammenhalt innerhalb der Dörfer sei wichtig, und werde durch die Tätigkeiten der Vereine stark gefördert. So ist Meyer selbst seit vielen Jahren Vorsitzender des Fördervereins des SV Grün-Weiß Kollerbeck. Als Vertrauensperson ist er ganz neu auch in der Senioren-Tageseinrichtung von Jung & Alt in Kollerbeck aktiv.
Mitgearbeitet hat Meyer bislang auch an 24 Buchveröffentlichungen. Mit dem damaligen Arbeitskreis Stadtgeschichte Marienmünster hat er im Jahr 1990 das Heft „Verfolgt, vergast, vergessen“, das sich mit der jüdischen Geschichte befasst, herausgegeben. Zudem kann er sich vorstellen, zu vielen weiteren Themen zu recherchieren, beispielsweise zur Bedeutung der zahlreichen Wegekreuze, die es im Stadtgebiet gibt. Derartige Arbeiten könne er aber frühestens in einigen Monaten starten. Denn bis zum Ruhestand 2018 möchte er auch seinen Job als VHS-Leiter so engagiert wie bisher fortführen.
INFORMATION
Einführung ins Amt
Am Donnerstag, 19. Januar, wird Franz Meyer im Vördener Rathaus offiziell in sein Amt als Stadtheimatpfleger eingeführt.
Auch Anja Vogt-Karlheim wird an diesem Tag als Chronistin für die Ortschaft Bremerberg offiziell begrüßt. (map)