01.08.2015 | 02.08.2015, 23:45
Steinheim
Löwendorf/Billerbeck. Das Regionalforstamt Hochstift betitelte ihn als den dicksten Stamm des Wirtschaftsjahres: Ganze 117 Zentimeter Mittendurchmesser weist das Eichenholz auf, das Tischlermeister Josef Fuhrmann aus Löwendorf vor einigen Monaten auf dem Holzlagerplatz in Nieheim erwarb. Nun ist der rustikale Stamm in Bohlen gesägt worden. Als Lagerplatz zum Trocknen soll das Gelände bei der Abtei Marienmünster dienen. Zunächst aber wird das Holz der 250 Jahre alten Eiche bei den Nieheimer Holztagen präsentiert.
Große Stämme bedeuten auch große Herausforderungen. Fast 120 Zentimeter Mittendurchmesser – eine solche Größe weist heutzutage kaum noch ein Stamm auf, der ins Sägewerk gebracht wird. Daher musste auch Tischlermeister Josef Fuhrmann ein wenig suchen, bis er ein passendes Werk in der Region fand. In Bohlen gesägt wurde der Eichenstamm nun in der vergangenen Woche in Billerbeck – auch, wenn das Sägewerk von Hugo Kuhlmann eigentlich schon seit Jahren stillgelegt ist. „Es ist schwierig noch einen Betrieb zu finden, der auf breite Baumstämme spezialisiert ist“, erklärte Fuhrmann im Gespräch mit der NW. Die Zusammenarbeit mit der Familie Kuhlmann habe aber hervorragend funktioniert.
Das Sägewerk nahe Billerbeck erscheint urig: Zum Teilen der Eiche wurde die große Säge noch ein Mal mit dem 100 Jahre alten Generator in Schwung gebracht. „Er nimmt einen Strom von 101 Ampere auf“, erzählt der 86-jährige Hugo Kuhlmann lachend – eine echte Probe für das örtliche Stromnetz.
Fuhrmanns Eichenholz muss nun rund drei Jahre trocknen, bevor es zu Möbelstücken, wie Regalböden oder Tischeplatten, verarbeitet werden kann. Gestern wurden die Holzscheiben zunächst ins Holzlager nach Lauenförde gebracht, wo sie mit Hilfe eines Vakuumsaugers gestapelt werden. Am ersten Septemberwochenende werden sie bei den Nieheimer Holztagen gezeigt, und schließlich sollen die Scheiben dann beim neuen Kulturzentrum in Marienmünster gelagert werden.
Die Idee, dass aus dem urigen Eichenholz ein geplanter „Reliquienschrein“ für das Kulturzentrum entsteht, ließ sich nicht umsetzen. „Der Stamm war auch innen teilweise nass und muss einfach zu lange trocknen“, erklärte Tischlermeister Fuhrmann. Daher baut er den Schrank nun aus einer anderen Eiche, deren Holz bereits am Donnerstag bei seinem Betrieb in Löwendorf angekommen ist. In ihn sollen spätestens zur Eröffnung des Kulturzentrums im Oktober kleine „Reliquien“, beispielsweise Schlüssel, der anderen Klöster der Region gelegt werden.
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