
Holzminden. Er ist mittlerweile eine kleine Berühmtheit und in diesen Tagen – mal wieder – in den sozialen Medien präsent: der sogenannte „Umfahrstein“ von Holzminden. Denn: Er liegt, schon wieder. Umgefahren statt Umfahren von einem unbekannten Autofahrer. Sogar die Stadt Holzminden hat sich die Besonderheiten mittlerweile zu eigen gemacht und betitelt den Stein als „Holzmindens ulkigste Sehenswürdigkeit“ und widmet ihm eine ganze Seite auf ihrer Homepage.
Es handelt sich bei dem „Umfahrstein“ um einen klobigen, eckigen Rotsandstein, der die Johannisstraße in der Holzmindener Innenstadt in Richtung Marktplatz ziert. Errichtet wurde er von der Stadt Holzminden mit dem Ziel, Passanten vor dem angrenzenden Straßenverkehr zu schützen.
„Tatsächlich ist die steinige Abgrenzung von Fußweg und Fahrspur jedoch immer wieder in Auffahrunfälle verwickelt. Da der Stein dabei regelmäßig in Mitleidenschaft gezogen wird, ist er unter Holzmindener nur noch als Umfahrstein bekannt“, berichtet die Stadt im Internet.
TV-Berühmtheit
Es ist rund zwei Jahre her, da waren allein drei Autos innerhalb eines Monats gegen den Monolithen gefahren. Damals war sogar das Fernsehen auf diesen „Problemstein“ aufmerksam geworden und hatte bundesweit über die scheinbar magische Anziehungskraft des Steines auf Autofahrer berichtet und ihm so ein ganz besonderes Denkmal gesetzt.
Der Umfahrstein besitzt mittlerweile eine eigene Internetseite (https://der-umfahrstein.business.site), auf der Fotos seiner Missgeschicke geteilt werden können, und eine Facebook-Seite. „Zudem wurde er auf Google bereits scherzhaft zur historischen Sehenswürdigkeit ernannt“, berichtet die Stadt.
Die Holzmindener wurden richtig kreativ rund um ihren „Umfahrstein“. So hat etwa Fatmir Zenunaj ein Märchengedicht über ihn und den arglistigen Troll, der in dem Stein wohnt und die Autos in Unfälle verwickelt, um aus dem Stein entfliehen zu können, verfasst.
Ulkigsten Wahrzeichen Holzmindens
„Auch, wenn sich die Stadt über die durch den Umfahrstein neu errungene Bekanntheit freut, versucht sie natürlich, weitere Auffahrunfälle zu vermeiden. Leider verliefen alle bisher in Angriff genommenen Maßnahmen im Sande. Nicht einmal Reflektoren führten zu einer nennenswerten Besserung, da die Anziehungskraft des Rotsandsteins auf Autofahrer unermesslich erscheint“, erklärt die Stadt.
Sogar der „Holzimist“ – abgeleitet vom Holzmindener Optimisten – konnte keine Abhilfe schaffen. Der rote Umriss eines Mannes mit hohem Hut wurde kurzerhand hinter dem Stein aufgestellt, um zusätzliche Aufmerksamkeit zu schaffen. Doch auch das hat dem Stein nicht geholfen – oder dem Autofahrer. Denn der Stein liegt erneut, umgefahren und mit ein paar Macken mehr gezeichnet. Warum, das weiß wohl niemand so recht.
„Sicher ist jedoch, dass sich der Umfahrstein schon jetzt unbeabsichtigter Weise zum ulkigsten Wahrzeichen Holzmindens entwickelt hat und sich ein Besuch des mystischen Umfahrsteins für Anwohner und Besucher lohnt. Vielleicht können Sie bei einer Besichtigung ja sogar der Stimme des Schabernack treibenden Trolls lauschen“, schreibt die Stadt, die den Stein zu vermarkten weiß und ihn daher nicht entfernen will – trotz der Unfälle.