Zigarettenkippen im Kreis Höxter: Warum Wegschnippen kaum sanktioniert wird

Kreis Höxter. Noch sieben Minuten, bis der Zug kommt. Eine gute Nachricht für Raucherinnen und Raucher, denn da lohnt noch eine Zigarette, bevor während der Zugfahrt geschmachtet werden muss. Das Feuerzeug klickt, das Zigarettenende zündet, Rauch steigt auf. Nach ein paar Zügen ist die Sucht befriedigt und in der Ferne rollt auch schon die Bahn an. Der Zigarettenstummel landet auf dem Boden, wird mit einem gekonnten Mahlen mit der Schuhsohle ausgetreten. Der Zug hält, die Türen öffnen sich, der Raucher, die Raucherin ist weg. Die Kippe bleibt. Die Stadt Berlin hat Zigarettenstummeln und anderem Müll, der regelmäßig illegal in der Landschaft landet, den Kampf angesagt und die Bußgelder deutlich angehoben. Statt 80 bis 120 Euro kostet eine achtlos in die Gegend geworfene Kippe künftig 250 bis 3.000 Euro. Das liegt daran, dass Zigarettenfilter nicht nur ein optisches Ärgernis sind, sondern auch Gift- und Schadstoffe enthalten. Zigarettenfilter bestehen in der Regel aus Zelluloseacetat, einem Kunststoff. Sie verhindern, dass Tabakpartikel eingeatmet werden und nehmen vor allem die gefährlichsten Inhaltsstoffe des Zigarettenrauchs auf. Laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) lösen sich die in dem Filter konzentrierten Giftstoffe bei Kontakt mit Wasser wieder aus den Fasern. Lesen Sie auch: 40 bis 60 wilde Müllkippen pro Jahr alleine in Höxter Schadstoffe in Zigarettenfiltern werden von Wasser gelöst &bdquo;Nach nur einer halben Stunde in einer Pfütze hat sich bereits etwa die Hälfte des Nikotins im Wasser gelöst. So kann eine einzelne Zigarettenkippe eine Menge von 1.000 Litern Wasser mit Nikotin verseuchen und vergiftet damit den Lebensraum für kleine Wassertiere, wie zum Beispiel Wasserflöhe“, so BUND Bremen. Eine Belastung für Kleinsttiere, Pflanzen und den Wasserkreislauf. Raucher, die ihre Kippe achtlos wegwerfen, zur Verantwortung zu ziehen, wäre also sinnvoll. Aber kann das überhaupt kontrolliert werden? &bdquo;Der Verursacher muss direkt beim Wegschnipsen erwischt werden“, nennt Tamara Fleischer, Sprecherin der Stadt Bad Driburg die Schwierigkeit. Denn nur wer auf frischer Tat ertappt wird, wer die noch glimmende oder die gerade ausgedrückte Kippe in die Gosse wirft, der kann dafür auch bestraft werden. Doch &bdquo;auf frischer Tat ertappt“ klingt etwas irreführend, denn es wird kein Ordnungsdienst darauf abgestellt, das Verhalten der Raucher in der Öffentlichkeit zu beobachten. 19 Bußgelder wegen Zigarettenkippen in Bad Driburg Aber: Der Stadt Bad Driburg ist es im vergangenen Jahr immerhin 19-mal gelungen, Raucherinnen und Raucher in flagranti zu erwischen. Bis Mitte November hat das Ordnungsamt 18 Rechnungen geschrieben. 35 Euro kostet ein weggeschnippter Zigarettenstummel übrigens. Derselbe Betrag würde wohl in Höxter fällig – doch laut Stadtsprecher Markus Finger gab es in 2024 und 2025 keine Fälle. Die Stadt Beverungen nennt keine konkreten Zahlen, schildert jedoch ihre Erfahrungen. &bdquo;Wir haben schlichtweg keine personellen Ressourcen, um so etwas zu kontrollieren“, sagt Beverungens Ordnungsamtsleiter Stefan Gördemann. &bdquo;Sollte so ein Vergehen vom Ordnungsamt gesehen werden, dann wird es natürlich auch verfolgt, aber das sind zufällige Situationen.“ Gördemann sieht in Beverungen aber auch keine außergewöhnlich hohe Verschmutzung durch Zigarettenkippen. Natürlich gebe es markante Stellen, wie zum Beispiel am Busbahnhof, wo vermehrt weggeworfene Zigarettenstummel zu finden seien, aber ein markantes Problem sei es nicht. Auch interessant: Anti-Tabak-Konferenz dringt auf Kampf gegen Zigarettenkippen Stadt Höxter beobachtet Rückgang bei weggeworfenen Kippen Auch in Höxter wird die Situation entspannt betrachtet. &bdquo;Dank der insgesamt rückläufigen Rauchgewohnheiten ist auch die Anzahl der weggeworfenen Zigarettenkippen im Stadtbild spürbar zurückgegangen“, erklärt Markus Finger. &bdquo;Vor einigen Jahren waren die Probleme in diesem Bereich noch deutlich größer, insbesondere an stark frequentierten Orten wie Bahnhöfen oder Haltestellen.“ Dennoch landen immer noch täglich Zigarettenkippen auf Straßen, Bürgersteigen, an Haltestellen, Bahnhöfen oder auf Feld- und Waldwegen. Die müssen aufgekehrt oder eingesammelt werden. In der Regel sind dafür die Bauhöfe der jeweiligen Städte zuständig. In Höxter ist außerdem Rudi Dusseljee unterwegs. Der gebürtige Niederländer hatte jahrelang ehrenamtlich Müll in der Stadt aufgesammelt, ehe Werbegemeinschaft und Heimat- und Verkehrsverein (HVV) ihn 2023 anstellten, um vor allem Markt und Marktstraße sauber zu halten. Da kommt was zusammen: Warburger Jugendliche lesen 31.000 weggeschnippte Kippen auf Alternativen für Raucherinnen und Raucher Was es konkret kostet, die Städte und Landschaften von Zigarettenfiltern zu befreien, lässt sich offenbar nicht beziffern. &bdquo;Einzelne Müllarten und deren Entsorgungskosten werden nicht gesondert erfasst“, erklärt Tamara Fleischer. Es muss übrigens natürlich keine Kippe in die Gegend geschnippt werden. Besonders an Haltestellen und Bahnhöfen gibt es Mülleimer oder sogar Raucherbereiche mit Aschenbechern. Für unterwegs eignen sich außerdem praktische Taschenaschenbecher, Metall-Behältnisse, die weder Luft noch Geruch durchlassen und bereits für wenige Euro zu bekommen sind. Die Taschenaschenbecher, die oft kaum größer als ein Flaschendeckel oder ein USB-Stick sind, fassen in der Regel mehrere Kippen und können später im Mülleimer geleert werden.

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