Risiko Fahrtraining: Polizeiunfall zwischen Brakel und Höxter im Fokus

Kreis Höxter. Die Aufregung ist groß, wenn Einsatzkräfte, die für die Sicherheit und das Wohl der Bevölkerung einstehen, selbst verunglücken. So geschehen kürzlich auf der Kreisstraße 18 zwischen Brakel und Höxter, als ein Polizeiwagen mit hoher Geschwindigkeit von der Straße abkam, sich mehrmals überschlug und im Straßengraben liegen blieb. Im Streifenwagen saßen Polizeischüler auf Trainingsfahrt, die Alarmfahrten unter realen Bedingungen üben sollten. Das Wichtigste vorweg: Allen drei verletzten Insassen geht es wieder besser. &bdquo;Alle Beteiligten wurden bereits letzte Woche aus dem Krankenhaus entlassen, zwei von ihnen sind wieder dienstfähig“, berichtet Nora Thieme. Sie ist Pressesprecherin – und jetzt wird es sehr förmlich und bürokratisch – vom Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW, kurz LAFP. Es hat mit Schloß Holte-Stukenbrock auch einen Standort ganz in der Nähe. Von dort aus waren die Polizeischüler zu ihrem das Fahr- und Sicherheitstraining aufgebrochen. Auch in den vergangenen Tagen wurden – vor allem im Warburger Raum – solche Ausbildungsfahrten mit Martinshorn und Blaulicht absolviert. Brenzlige Situation bei Höxter schon vor dem Unfall der Polizei Nicht unbemerkt von der Bevölkerung. So berichtet Leser Hermann Busch aus Bosseborn, dass er den Polizei-Bullis schon vor dem Unfall gleich mehrfach begegnet war. &bdquo;Auf der Landstraße zwischen Ottbergen und Bosseborn kamen mir in Höhe der Abfahrt zum Modellflugplatz wieder diese beiden Polizeifahrzeuge mit hoher Geschwindigkeit entgegen. In der scharfen Linkskurve geriet der erste Bulli ins Schleudern, konnte vom Fahrer oder der Fahrerin aber gerade noch wieder eingefangen werden. Noch eine Idee schneller – und der Bulli wäre im Graben gelandet oder noch schlimmer, hätte mein Fahrzeug gerammt“, schildert Busch die Situation. Er nahm an, dass sich die Fahrzeuge im Einsatz befanden. Waren sie aber nicht. Überschlagen: Streifenwagen der Polizei verunglückt bei Brakel Er betont, wie wichtig ihm die Polizei sei und wie oft er hilfsbereite und freundliche Beamte angetroffen habe. Zugleich fragt er sich, warum solche riskanten Fahrübungen auf öffentlichen Straßen stattfinden, wo eine Gefährdung der Bevölkerung nicht ausgeschlossen werden kann. &bdquo;Gerade im Kreis Höxter kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen. Muss der Auslöser ja nicht gerade die Polizei sein“, erklärt er unter dem Eindruck des Erlebten. .responsive23-4g6aRGVfLngE9bE4-map-20252608-unfall { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-4g6aRGVfLngE9bE4-map-20252608-unfall { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-4g6aRGVfLngE9bE4-map-20252608-unfall { padding-top: 142.86%; } } Und weiter: &bdquo;Wir brauchen die Verkehrspolizei zur Verbesserung unserer Verkehrssicherheit. Und nicht, um Fahrsicherheit im öffentlichen Straßenverkehr auf Kosten unserer Polizisten und Mitbürger zu üben.“ Er schlägt vor, Verkehrssicherheitsplätze zu nutzen, die es an vielen Orten gibt. Landesamt der Polizei verweist auf lange Vorbereitung Beim Landesamt für Ausbildung sieht man das etwas anders. Es werde lange auf dem jeweiligen Gelände der drei Ausbildungszentren in NRW geübt, bevor es auf die Straße gehe: Drei Jahre dauert der Bachelorstudiengang für den gehobenen Polizeivollzugsdienst. &bdquo;Die erste Ausfahrt zum Ende des zweiten Studienabschnitts mit dem Streifenwagen im öffentlichen Straßenverkehr verfestigt zunächst die erlernten Inhalte und vermittelt den Studierenden einen ersten Eindruck von der Wirkung des Funkstreifenwagens im Straßenverkehr“, erläutert Sprecherin Nora Thieme. Da liegen viele theoretische und fachpraktische Inhalte schon hinter den Studierenden. Da geht es beispielsweise um Fahrphysik und Sicherheitsaspekte, das richtige Gefahrenbremsen, Ausweichen und das frühzeitige Erkennen von Gefahren. Theorie reicht für Einsatzfahrten der Polizei nicht Bei aller Theorie: Irgendwann müssen die Polizeischüler auf die Straße, um später im Einsatz gut gerüstet zu sein. Denn im Dienst nehmen die Beamten dann tagtäglich Sonder- und Wegerechte wahr, um Bürgerinnen und Bürgern bei Unglücksfällen oder schweren Straftaten Hilfe leisten zu können. Bei diesen Fahrten stehen die Fahrerinnen und Fahrer von Einsatzfahrzeugen vor der Herausforderung, sowohl schnell am Einsatzort einzutreffen als auch die Gefahren der Einsatzfahrt möglichst gering zu halten. Die sichere Fahrt genieße immer höchste Priorität. Deshalb ist es wichtig, &bdquo;dass unsere Polizistinnen und Polizisten ihren Funkstreifenwagen sehr gut kennen und diesen in allen Einsatzlagen sicher führen können“, so Thieme. Grundsatz der Polizei: &bdquo;Sicherheit vor Schnelligkeit“ Wie aber kann eine Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen werden? Das Training besonderer &bdquo;besonderer Verkehrssituationen“ erfolge mit dem Grundsatz &bdquo;Sicherheit vor Schnelligkeit“, erklärt die LAFP-Sprecherin. Sicherheit habe die höchste Priorität und erfordere fahrerisches Können, viel Besonnenheit und eine ständige Wachsamkeit. Deshalb würden die Polizeikommissaranwärterinnen und Polizeikommissaranwärter während ihres gesamten Fahr- und Sicherheitstrainings durch erfahrene und speziell qualifizierte Polizistinnen und Polizisten begleitet und angeleitet. Praktisch heißt das, dass bei Trainingsfahrten die Nutzung von Sonderrechten diese unter besonderer Beachtung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes eingesetzt würden. Übrigens: Die Nutzung von Sonderrechten bedeutet nicht zwingend, dass Blaulicht und Signalhorn eingesetzt werden müssen, sondern auch beispielsweise die Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit oder das Überfahren durchgezogener Linien, erklärt Thieme. Keine Statistik zu Trainingsunfällen der Polizei Und sie betont: &bdquo;Das Fahrsicherheitstraining der Polizei NRW ist seit Jahren bewährt und wird auch im bundesweiten Vergleich als Vorbild wahrgenommen.“ Zwar erfolge keine explizite Erfassung von Verkehrsunfällen bei Trainingsfahrten, gleichwohl könne man keine Häufung erkennen. Den letzten bekannten Ausbildungsunfall mit größerem Blechschaden habe es vor rund drei Jahren auf dem Ausbildungsgelände in Schloß Holte-Stukenbrock gegeben. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Höxter Aus dem Unglück hat man eine Tugend gemacht. Denn das beschädigte Fahrzeug steht immer noch dort als Anschauungsobjekt. &bdquo;Es wird aktiv in das Fahrsicherheitstraining eingebunden, um bei den Studierenden das Bewusstsein für die Gefahren von Einsatzfahrten zu schärfen“, berichtet Nora Thieme. Der schrottreife Streifenwagen vom Unfall zwischen Höxter und Brakel dürfte kaum weniger eindrücklich sein.

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