Tödlicher Behandlungsfehler: Klinik in Höxter muss Maliks Eltern 350.000 Euro zahlen

Höxter. Vor mehr als elf Jahren starb der kleine Malik aus Lauenförde. Eine Fehleinschätzung der Ärzte im Höxteraner St.-Ansgar-Krankenhaus hatte ihm das Leben gekostet - zu dieser Einschätzung kamen die Gerichte bereits vor gut drei Jahren (die NW berichtete mehrfach). Doch der Gerichtsstreit war damit noch nicht vorbei - bis jetzt. Es war ein Dienstag im Oktober 2013, als Maliks Eltern den damals Zweijährigen ins Höxteraner Krankenhaus bringen. Er klagte über Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen. Die Ärzte gingen von einem Magen-Darm-Infekt aus und nahmen Malik stationär im Krankenhaus auf. Erst am nächsten Morgen machten die Ärzte nach weiteren Symptomen ein MRT. Die schockierende Diagnose: Malik hat einen Tumor im Hirnstammbereich, der sofort in einer Spezialklinik operiert werden muss. Im Kopfbereich hatte sich bereits Wasser angesammelt. Er wurde ins künstliche Koma gelegt. Transport von Höxter nach Kassel verzögert sich Doch anstatt direkt in eine Spezialklinik zu fahren, verzögerte sich die Verlegung ins 70 Kilometer entfernte Kassel um acht Stunden. Es hatte Probleme und Verwirrungen um die Zuständigkeiten gegeben, wie in Gerichtsverfahren später deutlich wurde. Erst am späten Nachmittag konnte der Junge in der Spezialklinik operiert werden. Doch es war zu spät. Malik starb zwei Tage später im Klinikum Kassel – zwei Monate vor seinem dritten Geburtstag. Lesen Sie auch: Schwere Vorwürfe gegen Höxteraner Klinik Seitdem kämpften seine Eltern vor Gericht darum, wer die Verantwortung für den Tod ihres Sohnes trägt. Das Amtsgericht Höxter hatte im November 2017 ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung gegen drei Ärzte des St.-Ansgar-Krankenhauses gegen eine Geldauflage eingestellt. Anschließend startete das Zivilverfahren gegen die Klinik. Zumindest das scheint ein Ende gefunden zu haben, wie das Landgericht Paderborn jetzt mitteilt. Im Berufungsverfahren vor dem Oberlandesgericht Hamm einigten sich demnach die Parteien auf den Abschluss eines Abfindungsvergleichs. &bdquo;Der Rechtsstreit ist damit beendet“, so das Landgericht Paderborn. Landgericht urteilt: Höxteraner Klinik muss grundsätzlich zahlen Bereits im August 2022 hatte das Landgericht in einem Urteil unter anderem entschieden, dass die behandelnde Klinik dem Grunde nach verpflichtet ist, den Klägern Verdienstausfall und auch Beerdigungskosten für die Bestattung des Kindes zu erstatten. Auch interessant: Tod des zweijährigen Malik: Verfahren gegen Ärzte gegen Geldzahlung eingestellt Die Richter waren sich einig, dass eine &bdquo;fehlerhafte Behandlung ursächlich für den Tod des Kindes“ war. Das ärztliche Personal habe eine neurologische Ursache für den Gesundheitszustand des Zweijährigen bei seiner Aufnahme behandlungsfehlerhaft nicht in Betracht gezogen. &bdquo;In der Folge wurde ebenfalls behandlungsfehlerhaft keine neurologische Untersuchung durchgeführt, obwohl diese medizinisch indiziert gewesen wäre und bereits am Tag der Aufnahme ein reaktionspflichtiges Ergebnis gezeigt hätte“, so das Landgericht Paderborn. Stattdessen wurden der große Hirntumor und der aufgestaute Hirndruck erst am Folgetag festgestellt. Das Landgericht urteilte: &bdquo;Die Verlegung des Kindes in eine Spezialklinik, wo eine lebensrettende Operation hätte erfolgen können, war deshalb nicht rechtzeitig in die Wege geleitet worden.“ Eltern verlieren mit Malik bereits ihren zweiten Sohn Kein Geld der Welt kann den kleinen Malik wieder lebendig machen. Dennoch urteilte die Zivilkammer darüber, inwieweit die Eltern unterstützt werden können. Maliks Eltern wollten einen Verdienstausfall für einen Zeitraum von fünf Jahren (Mitte Juni 2015 bis Mitte Juli 2020) geltend machen. Passend dazu: Prozess um Tod des kleinen Malik: Gutachter sieht groben Behandlungsfehler &bdquo;Nach der Beweisaufnahme stand für die sachverständig beratene Kammer fest, dass die Kläger infolge der fehlerhaften medizinischen Heilbehandlung ihres Sohnes unter anderem eine rezidivierende depressive Störung, welche sich derzeit in einer mittelgradigen depressiven Episode befinde, sowie eine posttraumatische Belastungsstörung erlitten hätten, welche zu einem Ausfall ihrer Erwerbstätigkeit geführt habe.“ Die Eltern hatten 270.000 Euro Schadensersatz wegen Verdienstausfall und 10.000 Euro für die Beerdigungskosten verlangt. Die vierte Zivilkammer hatte am Ende jedoch den Eltern nur den Schadensersatz zugesprochen, auch wenn zunächst Unklarheit darüber bestand, ob allein Maliks Tod für den Verdienstausfall verantwortlich ist. Seine Eltern hatten bereits ihren ersten Sohn verloren. Berufung: Entscheidung vor dem Oberlandesgericht in Hamm Doch die Zivilkammer kam zu dem Schluss, dass die Klinik für den gesamten Schaden einzustehen habe, &bdquo;auch wenn dieser durch andere, schicksalhafte Umstände wesentlich mitverursacht ist“ und &bdquo;sich der Schadensbeitrag des (hiesigen) Behandlungsfehlers nicht einwandfrei von dem anderen Schadensbeitrag abgrenzen und damit der Haftungsanteil des Arztes nicht bestimmen lässt.“ Lediglich die Beerdigungskosten wollte die Zivilkammer der Familie nicht zusprechen. &bdquo;Die Kosten waren von der Beklagtenseite bestritten und von den Klägern weder hinreichend vorgetragen noch bewiesen worden“, heißt es vom Landesgericht. Gegen dieses Urteil wurde Berufung eingelegt. Beim Oberlandesgericht Hamm (Az. I-26 U 34/24) einigten sich die Parteien auf den Abschluss eines Abfindungsvergleichs. Demnach muss die KHWE 350.000 Euro an die Eltern zahlen. 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