Sorge um die Schützenfeste im Kreis Höxter – neue Sicherheitsvorgaben festgelegt

Kreis Höxter. Sommer 2026 im Kreis Höxter: Die Sonne sticht vom Himmel, die Menschen flüchten in den Schatten unter Bäumen. Kinder schlecken Eis oder spielen am Handy. Die Straßen in den Dörfern sind staubig und verlassen, denn eine Sache fehlt: In diesem Jahr marschieren keine Grünröcke durch die Straßen, kein Jubel brandet auf, wenn Königspaare durch die Gassen defilieren. Klingt wie eine Dystopie, ist aber in den Augen zahlreicher Schützenvereinsvorstände gar nicht mehr weit weg. Deshalb haben sie zum Krisentreffen gerufen. Die Anschläge von Solingen, Mannheim und Magdeburg haben Spuren hinterlassen und eine ganze Gesellschaft verunsichert: Wie sicher sind öffentliche Veranstaltungen noch? Für die Vereine im Kreis Höxter haben sie aber eine ganz praktische Konsequenz: Die Sicherheitsregeln für Veranstaltungen sind weiter verschärft worden. Das und weitere Entwicklungen führen dazu, dass etliche Vereinsvorstände fürchten, dass es sich schon bald ausgefeiert haben könnte. Stephan Ernst, Oberst der St.-Johannes-Schützengesellschaft Hembsen, macht aus dem Ernst der Lage keinen Hehl: &bdquo;Wenn es so weitergeht, wird es in zehn Jahren nur noch die Hälfte geben, die sich engagieren“, sagt er. Denn die Mitarbeit in Vereinen werde zunehmend durch bürokratische Hürden behindert. Akut gefährden die mittlerweile auch die Schützenfestumzüge, berichtete er. Zahlreiche Vereinsvorstände pflichten ihm bei. Alle Vereine im Kreis Höxter sind von Problemen betroffen Im Brakeler Landhotel Stein debattierten am Freitagabend Vereine aus dem gesamten Kreis Höxter die Probleme, die nicht nur Schützenvereine derzeit umtreiben - und das sind nicht wenige. Neben dem demografischen Wandel und den Schwierigkeiten, Nachwuchs zu gewinnen, müssen die Vorstände auch ganz andere Hürden bewältigen. Mit Blick auf die Umzüge ist das Problem offenbar ziemlich akut und konkret: Früher habe die Polizei die Umzüge abgesichert, später übernahm die Feuerwehr. Heute sichere die Polizei nicht mehr ab und die Feuerwehr helfe nicht in allen Kommunen mit - und die Schützen selbst hätten gleich zwei Probleme. Einerseits sei es nicht leicht, Ehrenamtliche zu finden, die nicht feiern, sondern absichern wollen. Zweitens seien die Schützen auch nicht dafür ausgebildet, den Umzug abzusichern. Lesen Sie auch: Karneval im Kreis Höxter wird sicherer: Polizei und Vereine passen Sicherheitskonzepte an Schützenvereine sollen sich um Absicherung der Umzüge kümmern Da ist guter Rat teuer. &bdquo;Wer hält den Kopf hin, wenn etwas passiert?“, fragt Ernst. Einen Sicherheitsdienst zu rufen, &bdquo;kostet einen Haufen Geld“, zudem dürften dessen Mitarbeiter auch nicht den Verkehr regeln. &bdquo;Wenn dann was passiert, können wir uns gleich beerdigen“, ruft ein Zuhörer ziemlich verzweifelt. Der Landtagsabgeordnete Matthias Goeken (CDU) hört sich das Leid der Vereinsvorstände an - und nimmt zugleich die Polizei in Schutz: Immerhin gebe es im Kreis Höxter so viele Schützenfest, dass die Beamten keinesfalls auf allen Präsenz zeigen könnten. Stattdessen sollen die Schützen sich selbst um die Absicherung der Umzüge kümmern. In einigen Kommunen können sie dabei auf die Mithilfe der Feuerwehr zurückgreifen, in anderen nicht. Ebenfalls lesenswert: Wie Vereine fit für die Zukunft gemacht werden Die Feuerwehren im Kreis Höxter gehen unterschiedlich mit dem Thema um Ob die Feuerwehr bei den Schützenfesten helfen darf oder nicht, wird laut Goeken &bdquo;sehr unterschiedlich gehandhabt im Kreis Höxter“. Unter dem Strich könne und müsse der Bürgermeister oder der Feuerwehrchef anordnen, dass bei Umzügen geholfen werden darf, ansonsten könne sich auch der örtliche Löschzugführer nicht darüber hinwegsetzen. Goeken hält es für pragmatisch, dass in Orten, in denen die Feuerwehr nicht helfen darf, auf die Nachbarwehr zurückgegriffen wird. Michael Wegener, Zweiter Vorsitzender des Heimatschutzvereins Ottbergen, verweist auf die Hürden in der Praxis: &bdquo;Wir haben ein Schreiben von der Stadt Höxter bekommen, dass wir die B64 selbst absperren müssen.“ Passend zum Thema: Zukunft der Schützen im Kreis Höxter: verändern, ohne Identität zu verlieren Diesen Appell richtet Matthias Goeken an die Behörden Goeken appelliert an die Behörden, es brauche &bdquo;Maß und Mitte“ bei den Auflagen an die Vereine. Wegener betont, dass es den Vereinen wichtig sei, &bdquo;rechtlich abgesichert“ zu sein. In dem Zusammenhang gab es den Vorschlag, Schulungen anzubieten, die potenzielle Helfer und Verantwortliche fit fürs Thema Absicherung machen würden. Heiner Müller, Chef des Schützenvereins Warburg, stellte heraus, dass er sich diese Debatte ein wenig früher gewünscht hätte. Ein Schützenvorstand aus Schmechten äußerte eine weitreichende Befürchtung: &bdquo;Nächstes Jahr werden wir keinen mehr finden, der davor oder dahinter herläuft“, sorgt er sich. Zudem habe der Vorstand bereits zu viele Aufgaben, &bdquo;die mit dem Vereinsleben nichts zu tun haben“. Dass nun auch noch das Sicherheitskonzept dazukommt, sprengt in seinen Augen den Rahmen deutlich. Die Befürchtung vieler Schützen: Im Falle eines Falles könnte den Verantwortlichen sogar Fahrlässigkeit vorgeworfen werden und sie würden persönlich haften. Das sorgt für Unmut bei vielen Vereinen im Kreis Höxter Großen Unmut gab es aber auch über weitreichende Bürokratie, die das Vereinsleben lähme: vom Finanzamt über Genehmigungs- bis zu Sicherheitsbehörden. Goeken verprach, sich für Regelungen mit &bdquo;Maß und Mitte“ einsetzen zu wollen. Er kündigte an, das Thema mit nach Düsseldorf zu nehmen und auch das Gespräch mit der Kreisverwaltung zu suchen. Und er wolle sich mit den Vereinen nach der Schützenfestsaison erneut zusammensetzen. Dann mit der Kontaktstelle Ehrenamt des Kreises Höxter, die diesmal nicht mit dabei war. Lesen Sie unseren Kommentar: Wofür die Politik jetzt sorgen muss

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