Bäckerei Engel aus Höxter: Vom Brotverkauf mit Pferdewagen bis zum modernen Backhaus

Höxter. Trägt der Abendhimmel ein leuchtendes Orange-Rot zur Schau, liegt das sprichwörtlich daran, dass die Engel Plätzchen backen. Das ist natürlich Blödsinn, denn Engel backen bekanntlich nachts. Und das in Höxter jetzt seit 100 Jahren. 1925 backte Bernhard Engels Großvater Heinrich die ersten Brote – damals noch in Ovenhausen, wo die Familie herstammt. &bdquo;Die ersten zehn Jahre hat er die umliegenden Dörfer mit dem Pferdewagen versorgt“, erzählt Bernhard Engel. Heutzutage werden die Backwaren zwar noch mit Pferdestärken, aber ohne Hufe vom Backhaus an der Eugen-Diesel-Straße in Höxter in die 42 Filialen des Familienbetriebs geliefert. Alle liegen in einem Umkreis von maximal 50 Kilometern, sodass bis fünf Uhr in der Früh gebacken werden kann und noch genug Zeit zum Ausliefern bleibt. Die allererste Engel-Filiale entstand übrigens 1977 an der Brenkhäuser Straße. Die Bäckerei zog dort in den Supermarkt, damals noch ein Interkauf, heute Rewe. Neuland. Zuvor hatte Engel die zahlreichen kleinen Lebensmittelgeschäfte in und um Höxter mit seinen gebackenen Köstlichkeiten versorgt. Doch die wurden immer mehr von den neuen Supermärkten verdrängt. Ab den 1980er-Jahren kamen immer mehr Filialen hinzu. Eine am Rathaus in Höxter, dann eine Holzminden. Und so weiter und so weiter. Bäckerei Engel aus Höxter legt Wert auf Reifezeiten Der Hauptsitz der Bäckerei mit Backstube blieb noch lange in Ovenhausen. Ende der 80er baute Engel sogar noch mal an der Backstube an. &bdquo;Es war alles Backstube“, erinnert sich Bernhard Engel schmunzelnd, &bdquo;man hatte keinen Garten mehr und keine Privatsphäre“. Dementsprechend war es eine &bdquo;gute Entscheidung“, 2001 das neue große Backhaus an der Eugen-Diesel-Straße in der Kernstadt zu bauen. Seitdem sind viele Teiglinge in den Ofen gewandert, aufgegangenen und knusprig goldbraun gebacken worden. Und Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden haben sich geändert. &bdquo;Der Trend ist, dass man heute mehr Wert auf Reifezeiten legt“, weiß Bernhard Engel. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Ba?ckerei Engel (@baeckerei.engel) Teig, der reift, entwickelt Aromen; und Hefe beispielsweise kann arbeiten und sich aufplustern. &bdquo;Der Teig wird heute hergestellt und 16, 18, 20 bis zu 36 Stunden lang gekühlt, um ihm die Reifezeit zu geben.“ Dafür sind spezielle Aromakühlräume notwendig. &bdquo;Dort lagern wir sie ein und spielen mit der Temperatur“, sagt Engel. Mehr zum Thema: Bäckerei Engel in Höxter: Jetzt übernimmt die nächste Generation Im Backhaus der Bäckerei Engel in Höxter fehlte Platz Das Familienunternehmen erweitert aktuell sein Backhaus, um auch mehr Raum für Aromakühlräume zu schaffen. Rund 1.500 Quadratmeter werden &bdquo;wie ein U“ an das bestehende Gebäude angebaut, wie Anne Engel erklärt. Auch die Bereitstellungsfläche, also der Bereich, wo die fertiggebackenen Produkte darauf warten, abgeholt zu werden, oder die Fahrzeughalle werden erweitert. Wodurch insgesamt mehr Raum entsteht. Das war überfällig. &bdquo;Wir waren bis Oberkante Unterlippe voll“, beschreibt Bernhard Engel. Tochter und Nachfolgerin Anne Engel demonstriert das bei einem kurzen Abstecher in die Produktion anschaulich. Zwischen den Öfen und den Dutzenden gestapelten Bäckerkörben ist nur ein schmaler Gang frei, vielleicht einen Meter breit: &bdquo;Ganz schön eng hier.“ KI hilft Bäckerei Engel aus Höxter bei den Bestellungen Engel ist und bleibt ein Familienunternehmen. Bernhard Engels Kinder Anne und Felix sind beide ins Unternehmen eingestiegen, auch Schwiegersohn Jannis ist mit von der Partie. &bdquo;Das sorgt für frischen Wind.“ Zum Beispiel setzt Engel mittlerweile auf die Hilfe von Künstlicher Intelligenz. Denn jeden Tag aufs Neue stehen sie vor einer schwierigen Frage: Wie viel wovon soll für welche Filiale gebacken werden? KI hilft da und berechnet Faktoren wie das Wetter oder den Wochentag mit ein. Nur bei Weihnachten und Silvester im vergangenen Jahr verließen sich die Engel lieber auf die Erfahrung. &bdquo;Da haben wir die KI in Urlaub geschickt, Weihnachten und Silvester kannte sie noch nicht.“ Vielleicht aber dürfen ihre Platinen zu Ostern zeigen, was sie können. Apropos Ostern. Sehr gerne hätte die Bäckerei Engel zu Ostern wieder ihre Markt-Filiale in Höxter eröffnet. Die wird nämlich auch gerade umgebaut. Aber Co-Geschäftsführer Ansgar Krawinkel bleibt hier streng. Das klappt nicht. &bdquo;Es wird der Dienstag nach Ostern.“ Auch interessant: Bäckerei in Höxteraner Ortsteil verabschiedet sich mit bewegenden Worten von ihren Kunden Bäckerei-Filiale am Markt in Höxter wird umgebaut Mehr Sitzplätze im Innenraum werden dabei nicht entstehen, auch wenn Engel einen großen Bedarf bei den Höxteranern sieht. Nicht zuletzt, seit das Café Pammel geschlossen hat. Stattdessen wird für mehr Komfort für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gesorgt. &bdquo;Der Markt ist ein toller Standort“, weiß Bernhard Engel, &bdquo;aber unsere Mitarbeiter sind dort jeder Witterung ausgesetzt. Im Winter ist es kalt, im Herbst nass und im Sommer heiß. Wir versuchen, das abzumildern.“ Mit Fußbodenheizung und Klimaanlage. Lesen Sie auch: Höxter: Bäckerei Engel auf dem Marktplatz wird moderner und größer Rund 450 Menschen arbeiten bei Engel. In vielen Bereichen – Bäckerei, Konditorei, Büro, Lager, Verkauf– bildet die Bäckerei auch aus. Aktionen und Jubiläumsbrot zum Geburtstag der Bäckerei Engel Das Jubiläumsjahr will Engel seinen Kundinnen und Kunden mit verschiedenen Aktionen im Zeitraum von April bis September schmackhaft machen. Aktuell gebe es ab einem bestimmten Einkaufswert zum Beispiel ein Brotmesser gratis dazu. Was sonst noch geplant ist, will Anne Engel noch nicht verraten, &bdquo;damit es spannend bleibt“. Natürlich darf auch ein Jubiläumsbrot nicht fehlen, das Felix Engel maßgeblich mitentwickelt hat. Mit dem kreisrunden Brot nimmt die Bäckerei ein Urgetreide mit in ihr Portfolio auf: Emmer. Das &bdquo;alte“ Engel-Logo wird per Hand auf die Kruste gesiebt.

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