Gesundheitsversorgung in Kreis Höxter: Bereit für den Kriegsfall?

Kreis Höxter. Dass die Bundeswehr kriegstüchtig werden müsse, ist in der Politik in Berlin mittlerweile eine Binsenweisheit, an der selbst hart gesottene Pazifisten nicht mehr viel auszusetzen haben. Dass aber eine kriegstüchtige Bundeswehr im Kriegsfall nicht ausreicht, dringt erst langsam durch. Im Falle eines Krieges des Westens mit Russland wäre Deutschland Aufmarschgebiet - und damit Angriffsziel. Sind die Krankenhäuser im Kreis Höxter darauf vorbereitet? Die meisten Kliniken betreibt im Kreis Höxter die Katholische Hospitalvereinigung Weser-Egge (KHWE). Die Häuser in Höxter, Brakel, Steinheim und Bad Driburg (insgesamt 868 Betten) müssten im Ernstfall nicht nur eine große Zahl verletzter Menschen innerhalb kurzer Zeit behandeln. Im Kriegsfall ist auch mit Schäden an Gebäuden und Infrastruktur zu rechnen. Sprecherin Anna Lena Winkelheide erklärt gegenüber der &bdquo;NW“, dass die Herausforderungen denen von Naturkatastrophen, Pandemien wie etwa Corona durchaus ähnlich seien. &bdquo;Die KHWE ist sich ihrer Verantwortung für die Bevölkerung bewusst und ist auf Notfälle und Katastrophen dieser Art vorbereitet.“ Lesen Sie auch: Nach Klinik-Aus in Holzminden: St.-Ansgar-Krankenhaus in Höxter rüstet auf Wären die Kliniken schon nach zwei Tagen voll? Der Expertenrat der Bundesregierung aber auch Vertreter von Ärzteverbänden und der Politik sind sich jedoch einig: Deutschland ist in Sachen Gesundheitsversorgung nicht auf einen Krieg vorbereitet. Nach zwei Tagen wären Kliniken am Limit und ausgelastet, beschreiben Fachleute im Magazin &bdquo;Kommunal“. Es bestehe dringender Handlungsbedarf. Untätig war die KHWE jedoch nicht, wie Winkelheide erläutert: &bdquo;Um sich umfassend auf Katastrophen jeglicher Art vorzubereiten, hat die KHWE einen detaillierten Krankenhausalarmplan für verschiedenste Szenarien erstellt.“ Es gebe einen Krisenstab, der speziell geschult worden sei und der wisse, &bdquo;welche Maßnahmen in welchem Szenario umzusetzen sind“. Zudem gebe es für alle Einrichtungen Evakuierungspläne für Patienten, Bewohner und Mitarbeiter. Passend zum Thema: Im Fall eines Kriegsausbruchs: Wie vorbereitet sind unsere Krankenhäuser? Was wird im Katastrophenfall im Kreis Höxter gebraucht? &bdquo;So konnten wir während der Corona-Pandemie bereits Erfahrungen im Umgang mit Krisensituationen machen.“ Die steigende Zahl an Covid-19-Patienten habe zu Höchstzeiten der Pandemie dazu geführt, dass Kapazitäten erweitert werden mussten: &bdquo;Intensivbetten wurden aufgestockt.“ Winkelheide geht davon aus, &bdquo;dass in Katastrophenfällen ein hoher Bedarf an Medikamenten, Blutkonserven, Verbandsmaterial und medizinischen Geräten besteht“. In dem Fall profitiere die KHWE von ihren vier Krankenhausstandorten: &bdquo;In allen Einrichtungen gibt es eine Vorratshaltung und die Standorte können im Bedarfsfall untereinander Materialien je nach Bedarf umverteilen.“ Ebenfalls lesenswert: Bunker im Kreis Höxter: Wo es im Notfall sicher ist Wie heizen die Krankenhäuser im Krisenfall? Sollte es in Katastrophenfällen zu hohen emotionalen Belastungen kommen, könnten zudem Kollegen aus der Klinik für Psychiatrie, dem St.-Josef-Hospital Bad Driburg, und die Krankenhausseelsorger &bdquo;Hilfe leisten und sowohl unsere Mitarbeiter, Patienten und Bewohner betreuen“. Die KHWE habe zudem in den vergangenen Jahren die Energieversorgung schrittweise modernisiert: &bdquo;Insgesamt sind wir dazu in der Lage, uns zum Großteil selbst versorgen zu können.“ Das St.-Ansgar-Krankenhaus Höxter und das St.-Josef-Hospital Bad Driburg verfügen über je zwei Blockheizkraftwerke, das St.-Vincenz-Hospital Brakel über eines. &bdquo;Sie sind sozusagen die Herzstücke der Wärmeversorgung, die für warmes Brauchwasser und Heizenergie sorgen und zugleich Strom produzieren.“ Zusätzlich verfügen die KHWE-Häuser über große Öl-Tanks. Was passiert bei einem plötzlichen Stromausfall? &bdquo;Sollte ein Albtraum-Szenario eintreten und nicht mehr genügend Gas vorhanden sein, könnten wir unsere Versorgung innerhalb weniger Sekunden mit nur einem Knopfdruck von Gas auf Öl umstellen“, sagt Winkelheide. Sollte es zu einem plötzlichen Stromausfall kommen, etwa im St.-Ansgar-Krankenhaus, kommt dort ein 800 PS starker Schiffsdieselmotor zum Einsatz. &bdquo;Er sorgt dafür, dass die Versorgung mit Strom und warmem Wasser für 48 Stunden aufrechterhalten werden kann - wenn auch nicht im Vollbetrieb.“ Dass Strom und Wasser fließen, sagt aber nichts darüber aus, ob die Kliniken noch Kapazitäten hätten, um weitere Schwerverletzte zu betreuen. Auch das Helios-Klinikum in Warburg hat sich laut Sprecherin Tamara Burkhardt auf verschiedene Szenarien vorbereitet. &bdquo;Das Helios-Klinikum Warburg verfügt über einen Krankenhausalarm- und Einsatzplan (KAP), der als standardisiertes Dokument beschreibt, wie das Krankenhaus auf außergewöhnliche Schadenslagen reagiert.“ Dazu zählen der Massenanfall von Verletzten, Naturkatastrophen, Pandemien oder technische Störungen. &bdquo;Der KAP legt organisatorische Abläufe, Zuständigkeiten, Alarmierungswege und Maßnahmen zur schnellen Kapazitätserweiterung fest“, sagt sie. Auch interessant: Kreis Höxter: Bundestagsabgeordneter wirbt für die Rückkehr der Wehrpflicht Wo können Patienten behandelt werden, wenn das Krankenhaus voll ist? Falls erforderlich, könnten etwa nicht kritische Bereiche wie Konferenz- oder Aufwachräume kurzfristig als Notfallbehandlungsbereiche genutzt werden. Zum Schutz vor Angriffen auf die Infrastruktur setze das Klinikum auf umfassende IT- und Betriebssicherheitsmaßnahmen. &bdquo;Ein Notstromsystem stellt sicher, dass der Klinikbetrieb auch bei Stromausfällen aufrechterhalten bleibt“, sagt die Sprecherin.

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