80 Jahre nach Kriegsende: Was bei einem Bombenfund im Kreis Höxter zu tun ist

Kreis Höxter. Immer wieder entdecken Bauarbeiter beim Blick in die Baugruben Reste. Metall. Sprengstoff. Zünder. Reste aus dem Zweiten Weltkrieg. In Paderborn ist die Evakuierung von Anliegern, um diese zum Teil hochexplosiven Hinterlassenschaften behutsam zu bergen, fast schon ein Stück Normalität. Zumindest für die Zuschauer von draußen. Ende März 1945 war Paderborn durch 17 Tonnen Bomben der Alliierten zerstört worden. Ostern 1945 endete auch im Kreis Höxter der furchtbare Weltkrieg. Aber gibt es dort auf den 1.200 Quadratkilometern Fläche auch so viele explosive Hinterlassenschaften sowie in der Großstadt im Nachbarkreis? Wo? Wer kümmert sich eigentlich heute darum? Und ist der Kreis Höxter heute noch explosiv gefährlich? &bdquo;Das Stadtgebiet Höxter ist zum Glück nicht so stark von Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg betroffen“, sagt Sprecher Markus Finger auf Anfrage der &bdquo;NW“ Höxter. &bdquo;Dennoch gibt es auch hier Bereiche, in denen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden vermutet werden können.“ Besonders betroffen seien historische bekannte Zielgebiete von Luftangriffen wie zum Beispiel der Eisenbahnknotenpunkt Ottbergen. Lesen Sie auch: Sprengung erfolgreich - Beverunger Landwirt entdeckt Tellermine bei Erdarbeiten Die hochexplosiven Funde in der Region Dort waren am 22. Februar 1945 bei der Bombardierung 90 Zivilisten getötet worden. Zuletzt war 2021 im Wald nahe des Steinkrugs ein Gefechtskopf, eine verschüttete Panzerfaustgranate aus dem Zweiten Weltkrieg, gefunden worden. Der Schatzsucher war verbotenerweise mit einem Metalldetektor unterwegs gewesen, handelte dann jedoch umsichtig und richtig. Lesen dazu auch: Gedenken an den folgenreichsten und tödlichsten Bombenangriff im Kreis Höxter Im November 2017 entdeckte ein Spaziergänger in der Lüchtringer Heide einen Sprengkörper, bei dem der Kampfmittelräumdienst den Zünder wegsprengte und damit die Bombe entschärfte. 2011 mussten in Holzminden im Mai rund 10.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen – wegen einer Fünf-Zentner-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Evakuierung dauerte damals den ganzen Tag – die Entschärfung 30 Minuten. Noch heute erinnert Ottbergen an das traumatischer Erlebnis des Bombenangriffs zweieinhalb Monate vor Kriegsende. Wie jüngst erst wieder zum 80. Jahrestag. Die Einschläge der abgeworfenen Bomben sind auf Luftbildern zu erkennen. Wichtig, denn: &bdquo;Zeitgenössische Luftbilder können dabei helfen, potenzielle Fundstellen zu identifizieren“, ergänzt Finger. Und dann kommt die Bezirksregierung Arnsberg ins Spiel: &bdquo;Dort können Kommunen bei Verdachtsfällen im Boden einen Antrag auf Kriegsluftbildauswertung stellen“, erklärt der Sprecher in Arnsberg. &bdquo;Das findet in der Regel im Zuge des Baugenehmigungsprozesses statt.“ Was die Experten auf den Luftbildern erkennen können Und was sieht man dann darauf? &bdquo;Die Auswertung stellt dar, was der Kampfmittelbeseitigungsdienst in den Bildern erkennt und welche Maßnahmen von dort empfohlen werden.“ in einem zweiten Schritt könne die Kommune diese Maßnahmen dann beim Kampfmittelbeseitigungsdienst beantragen. Das könnte Sie interessieren: Als Höxter am zum Kriegsende am Abgrund stand Das sei die sogenannte &bdquo;Detektion“ der Oberfläche oder einer Baugrube, wobei Verdachtsfunde weiter untersucht würden, oder die Untersuchung eines &bdquo;Blindgängerverdachtspunktes“ mit einer Bohrlochdetektion und – bei einem positiven Befund – dann die Öffnung des Bodens und gegebenenfalls die Entschärfung. Das hat die Stadt Warburg getan, berichtete der Beigeordnete Andreas Niggemeyer. Das Vorhandensein von Blindgängern im Stadtgebiet Warburg sei &bdquo;unwahrscheinlich, aber nicht in Gänze auszuschließen“, ergänzt er. &bdquo;Die Bereiche der Bahnhöfe Warburg und Scherfede wurden flächendeckend durch die Bezirksregierung Arnsberg ausgewertet. Die beiden Bahnhöfe waren in der Kriegszeit die Hauptangriffspunkte im Stadtgebiet.“ Es habe vereinzelt Verdachtspunkte gegeben, &bdquo;die aber durch Untersuchungen in der Regel bereits ausgeräumt sind“, so Niggemeyer. Aber war und ist konkret mit aktuellen Baustellen, Erdarbeiten, Baugruben und Co? &bdquo;Vor größeren Bauvorhaben wie die Erstellung neuer Baugebiete, Leitungsarbeiten, Errichtung von Windrädern oder Ähnlichem wird ein Antrag auf Luftbildauswertung an die Bezirksregierung gestellt, um Verdachtsflächen vorab zu identifizieren oder ausschließen zu können“, erläutert wer. Wenn man aber bei den Arbeiten auf außergewöhnlich verfärbten Aushub trifft oder verdächtige Gegenstände findet, dann würden die Arbeiten sofort eingestellt. Wie oft im Jahr Alarm geschlagen werden muss Die Ordnungsämter, die nach Angaben aus Arnsberg auch den Zugriff auf digitale Karten mit Funden oder Belastungen haben, oder die Polizei und Feuerwehr müsse dann &bdquo;unverzüglich“ den Kampfmittelräumdienst verständigen, so der Warburger. Wie oft das passiert? &bdquo;Pro Jahr durchschnittlich ein Verdachtsfall“, sagt er und erklärt: &bdquo;Der einzige Fund von Kampfmitteln in den letzten zehn Jahren waren zwei Handgranaten bei Erdarbeiten in Ossendorf“, sagt Niggemeyer. Und was tun, wenn man als Spaziergänger einen solche ungewöhnlichen Fund zufällig in der Feldflur findet? &bdquo;Sofort den örtlichen Gefahrenabwehrbehörden Feuerwehr, Polizei und Ordnungsamt informieren, nicht anfassen, Abstand halten und den Weisungen Folge leisten“, so der Sprecher der Arnsberger Bezirksregierung. Grundsätzlich gelte: Das Risiko für die Bevölkerung und die Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes minimieren, die Belastung für Bevölkerung aber so gering wie möglich halten. Das geschehe – wie jüngst immer wieder in Paderborn – &bdquo;durch die Wahl von angemessenen Evakuierungsradien oder durch die flexible Gestaltung von Entschärfungs- und Untersuchungszeitpunkten“ aus, um Auswirkungen von Sperrungen beispielsweise auch von Autobahnen oder Eisenbahnstrecken &bdquo;möglichst gering zu halten“.

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