Job

Höxteraner Friseurin aus Leidenschaft wirbt für ihren Beruf

Friseursalons suchen händeringend motivierten Nachwuchs und kämpfen gegen das schlechte Berufsimage. Dabei sind Friseurinnen und Friseure kreativ und innovativ.

Friseurmeisterin Julia Schneider legt auch einmal bei ihrer Mitarbeiterin Angelina Mertens Hand an, wenn die Haare wieder richtig gestylt werden sollen. | © Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg

21.08.2024 | 21.08.2024, 17:23

Kreis Höxter. Sie sind alles, aber vor allem eines ganz gewiss nicht – alltäglich: Friseure und Friseurinnen arbeiten handwerklich, kreativ, setzen Trends, sind modebewusst und bringen im besten Fall die Augen ihrer Kundinnen und Kunden zum Strahlen.

Trotzdem scheint es immer weniger junge Menschen zu geben, die gern zu Kamm und Schere greifen. Denn wie in vielen anderen handwerklichen Berufen auch, suchen auch die Friseursalons im Kreis Höxter händeringend nach Nachwuchs. Schlechtes Image, anstrengende Tage im Stehen, schlechte Bezahlung, unzureichende Karrieremöglichkeiten, so lauten die gängigen Klischees.

Völlig zu Unrecht, findet dagegen Julia Schneider. Die 35-Jährige ist Friseurin aus Leidenschaft. Seit 2010 hat sie den Meistertitel in der Tasche, war mehrere Jahre mobil selbstständig unterwegs und führt seit 2019 einen kleinen hübschen Friseursalon in Peckelsheim. „Ich wollte immer schon Friseurin werden, die Arbeit mit Menschen bereitet mir Freude ebenso wie die Verwandlung, die ich bei den Kundinnen und Kunden vornehmen kann“, berichtet Schneider, die bereits seit ihrer Schulzeit nachmittags und in den Ferien beim Friseur „gejobbt“ hat und dabei wusste: „Das ist genau mein Ding“.

Zwischen Kunst und Handwerk

Ihr gefällt einerseits die Vielseitigkeit zwischen Kunst und gutem Handwerk. Andererseits liebt sie das Kommunikative, hat Interesse an dem Menschen, der vor ihr sitzt. Mit ihrer ganzen Erfahrung und Kompetenz könne sie ihn beraten – und im positiven Sinne „umstylen“, sodass auch die individuelle Persönlichkeit widergespiegelt werde. „Schönheit, Haare und Mode spielen ja gerade bei jungen Leuten eine große Rolle, wenn man sich allein die Social-Media-Posts der Influencer anschaut“, sagt Carsten Lödige, Obermeister der Friseur-Innung Höxter-Warburg. Und deshalb gebe es doch kein besseres Handwerk, bei dem man so kreativ und innovativ sein könne.

„Das ist eine wirklich spannende Aufgabe“, bestätigt auch Friseurin Angelina Mertens aus Herste, die mit viel Engagement in „Julias Salon“ in Peckelsheim im Einsatz ist. „Kein Tag ist wie der andere, und man begegnet den unterschiedlichsten Menschen“, berichtet die 30-jährige Gesellin. Auf die Menschen müsse man sich immer einstellen und das verlange viel Empathie und Fingerspitzengefühl. „Das ist nicht immer leicht, aber das macht den Beruf so abwechslungsreich und interessant“, bestätigt die langjährige Friseurin, die vor ihrer Ausbildung auch in andere Berufsbilder hineingeschnuppert hat.

Ein eingespieltes Team

„Ich habe Praktika im Büro und im Kindergarten gemacht, das war nicht das Richtige“. Erst der intensive Kundenkontakt bei der Friseurlehre in Brakel habe ihr klargemacht: „Das ist wirklich mein Job“. Nach einer weiteren Station in Bad Driburg ist sie bei Friseurmeisterin Julia Schneider in Peckelsheim gelandet. Die beiden sind inzwischen ein eingespieltes Team, das noch durch eine Auszubildende ergänzt wird. Persönliche Beratung und Service werden stets großgeschrieben: „Nur so entsteht eine intensive Bindung zur Kundschaft, die immer gern wiederkommt.“

Im Beruf müsse man sich ständig weiterbilden, um zu wissen, welche Techniken für trend- und typgerechte Schnitte gerade auf der Tagesordnung stehen oder welche Haarfarben aktuell sind. Die Klientel sei anspruchsvoll. Aber in einigen Kundenköpfen hat sich ein völlig falsches Bild des Berufs manifestiert: „Ein bisschen Haare schneiden kann ja nicht so schwer sein.“ Auch diese Einstellung kennen Julia Schneider und ihr Team, wissen aber, dass eine profunde handwerkliche Ausbildung und gute Leistung eine entsprechende Wertschätzung erhalten müssen.“

Informationen zur Ausbildung

Viele Auszubildende haben möglicherweise falsche Erwartungen und unterschätzen den Beruf, der auch viel Fachwissen und Ausdauer erfordert. „Wer Interesse hat, sollte immer durch ein Praktikum in den Beruf hineinschnuppern“, betont die Lehrlingswartin der Friseur-Innung Höxter-Warburg, Nadine Richter. Das beuge Enttäuschungen vor und zeige, ob das Handwerk etwas für einen sei oder nicht. „Denn dieser kreative und flexible Beruf beinhalte so viel mehr als nur Haareschneiden.“

„Gefragt sind Geduld, Zuverlässigkeit, handwerkliches Geschick, ein Gespür für Form und Farbe und Interesse an Menschen“, formuliert es Julia Schneider. Was allerdings die Bezahlung der Friseurinnen und Friseure angeht: „Wer sehr gute Arbeit leistet, engagiert und talentiert ist, wird auch gut bezahlt“, betont Friseurmeisterin Julia Schneider. Es komme immer auf das Unternehmen an, indem man beschäftigt sei.

Weitere Informationen über Ausbildungsmöglichkeiten im Friseurhandwerk gibt Friseurmeister Carsten Lödige, Obermeister der Friseur-Innung Höxter-Warburg, unter Tel. 05233 8120, per E-Mail an info@friseur-stenner.de. Auch die Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg gibt unter Tel. 05272 37000 oder per E-Mail an info@kh-hx.de weitere Auskünfte.