Kein Alkohol, kein Übermut: DLRG Höxter mahnt in Badeseen zur Vorsicht

Kreis Höxter. Was gibt es im Sommer Schöneres als den Sprung ins erfrischend-kühle Nass? Nicht viel. Manch einer zieht das Freibad vor, andere den Badesee. Doch Wasser birgt Gefahren, sei es gechlort oder nicht. Jüngst sorgten zwei tragische tödliche Badeunfälle im Lippesee bei Paderborn für Betroffenheit und Diskussionen. Und auch wenn die Badesaison im Kreis Höxter bisher ohne &bdquo;gravierende Vorfälle“ verläuft, wie Uwe Schreiner, Vorsitzender der DLRG (Deutsche Lebensrettungsgesellschaft) in Höxter weiß, kann er nur warnen, Wasser nicht zu unterschätzen. Grundsätzlich gilt, dass nur dort gebadet werden sollte, wo es auch erlaubt ist. Unbeaufsichtichtigte Seen oder Gewässer mit Strömung sollten gemieden werden, rät Schreiner. Herauszufinden, ob es in einem Gewässer strömt, ist dabei gar nicht immer so einfach. Strömung in den oberen Wasserschichten sei durch &bdquo;Abfließen des Wassers an der Oberfläche“ zu erkennen, weiß Schreiner, oder daran, &bdquo;dass Bojen leicht schief stehen“. Ist dergleichen aber nicht zu sehen, heißt das nicht, dass es keine Strömung gibt. &bdquo;Unterströmungen sieht man nicht“, sagt Schreiner. Wie der Name es andeutet, werden hier tiefere Wasserschichten bewegt. Wer ein Gewässer nicht kennt, sollte sich also unbedingt informieren, appelliert Schreiner. Entweder bei örtlichen Rettungskräften oder den Tourist-Infos. Wer ein beaufsichtigtes, strömungsarmes Gewässer gefunden hat, kann sich also sorglos in die Fluten stürzen? Nein, sagt Schreiner. Besonders an heißen Tagen sollten Badegäste nicht überhitzt schwimmen gehen, sich also vorher abkühlen. Denn: &bdquo;22 Grad warmes Wasser im Godelheimer See heißt nicht, dass der See durchgehend 22 Grad hat.“ Im seichten, oberflächlichen Wasser möge es angenehm warm wirken. Doch schon ab Wassertiefen von circa einem halben Meter nimmt die Temperatur ab. Nach einem Meter noch einmal deutlich. In tieferen Schichten, die ein Schwimmer mit einem Kopfsprung erreichen könnte, sei das Wasser dann oft nur 12 bis 15 Grad warm - oder vielmehr kühl. Appell an Eltern und Erziehungsberechtigte &bdquo;Wer kopfüber eintaucht, erreicht diese Wasserschichten dann mit Kopf und Herz zuerst“, erklärt der Wasserretter. Mit möglicherweise fatalen Folgen. &bdquo;Springe ich da rein, erschrecke ich mich - und das manchmal zu Tode.“ Wer schwimmt, braucht einen klaren Kopf. Deswegen seien Übermut und Alkohol keine guten Ratgeber. Und auch wer sich generell nicht wohl fühle, sollte es beim Planschen oder Füßekühlen belassen. &bdquo;Man kann sich im Wasser nicht festhalten“, mahnt der Experte. Vor diesem Hintergrund gelte für Nicht-Schwimmer, dass sie maximal bis zum Bauchnabel ins Wasser gehen sollten. Und Kinder, appelliert Schreiner, sollten &bdquo;altersunabhängig“ am Wasser die ganze Zeit beaufsichtigt werden. &bdquo;Das Handy kann gar nicht so wichtig sein“, gibt er allen Eltern und Erziehungsberechtigten mit. Nicht ohne Grund. &bdquo;Es ist teilweise so grausam, was man sieht“, berichtet er. Mütter und Väter, deren Augen am Bildschirm statt am Kind hingen. Beaufsichtigte Gewässer oder Freibäder entbinden die Eltern jedoch nicht. Die DLRG beispielsweise sei &bdquo;ein Wasserrettungsdienst und keine Badeaufsicht“. An einem guten Wochenende hielten sich 4.000 bis 4.500 Leute am Godelheimer See auf: &bdquo;Da sehen Sie nur noch Masse.“ Auf Einzelne können die Lebensretter da gar nicht schauen. Worauf bei Schwimmflügeln und Co. geachtet werden sollte Sicherheit suggerieren auch aufblasbare Schwimmwesten oder die typischen neonfarbenen Schwimmflügel. Schreiner warnt jedoch: Diese Produkte böten &bdquo;keine 100-prozentige Sicherheit vor dem Ertrinken“. Denn in der Regel seien diese Westen und Flügel nicht ohnmachtssicher - im Gegensatz zur professionellen Ausstattung, die beispielsweise DLRG oder auch die Feuerwehr verwendeten. Ohnmachtssicherer Westen sorgen ganz automatisch dafür, dass der Körper in ohnmachtssichere Lage gedreht würde - dass also der Kopf über Wasser bleibt. Das muss bei aufblasbaren Produkten nicht der Fall sein. Eltern sollten hier auf TÜV-Siegel achten, die Beschreibungen genau lesen oder sich bei Fachpersonal in Sportgeschäften informieren. Außerdem können sie beim Kauf auf einen hohen Kragen bei einer Schwimmweste achten. &bdquo;Der Nacken sollte komplett umschlossen sein“, lautet der Tipp vom Fachmann. &bdquo;Es sind die gleichen Tipps und Warnungen, die wir jedes Jahr an die Schwimmer rausgeben“, sagt Schreiner, &bdquo;wir haben aber manchmal das Gefühl, wir reden gegen Wände“. Nicht nur, dass die Ratschläge und Warnungen oft nicht befolgt würden, Mitglieder der DLRG dürften sich auch anhören, dass sie Urlaube versauten. Schreiner erinnert sich an einen Fall vor ein paar Jahren, als elf tödliche Badeunfälle binnen kurzer Zeit zu einem Badeverbot an der Ostsee führten. &bdquo;Eine Querströmung aus der Lübecker Bucht“, erinnert er sich. Und daran, wie wenig Verständnis die Leute hatten. Schöne Momente im DLRG-Alltag Aber es gibt natürlich auch andere Momente. Selten, aber es gebe sie. Vor Kurzem sei die DLRG einer Mutter zu Hilfe gekommen, die - das Kind auf dem Arm - stürzte. &bdquo;Wir haben uns um Kind und Mutter gekümmert“, erzählt Schreiner, und bekamen &bdquo;ein richtig schönes Dankeschön“. Andere bedankten sich bei den Lebensrettern mit einem Eis oder einer kleinen Spende für die Kaffeekasse. Und manche sagten einfach &bdquo;Danke, dass ihr aufpasst“. &bdquo;Das ist Balsam für die Seele“, sagt Schreiner, &bdquo;vor allem, wenn man immer hört, dass Rettungskräfte angegangen und angegriffen werden“.

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