Höxter. Drei Wochenenden im Zeichen der Sterne: „Die Sprache der Sterne“ ist das Via Nova Kunstfest Corvey überschrieben, das ab 30. August und bis 15. September einlädt. Lesungen, Konzerte, Vorträge, Gespräche und Familienveranstaltungen erwarten die Besucherinnen und Besucher. Die Veranstalter weisen auf einige wissenschaftlich interessante Punkte und Veranstaltungen in dieser jährlichen Kunstfest-Reihe in Corvey hin.
30. August
Der Weg in den karolingischen Sternenhimmel führt nach Corbie und zum späteren Corveyer Gründungsabt Adalhard. Mit der griechischen Aratos-Ausgabe aus der Klosterbibliothek ließ sich die Folge der Sternbilder und der Himmelsbewegungen erlernen. Einige der prächtigsten karolingischen Miniaturen und Elfenbeinreliefs zeigen explizit astrologische Bilder, ohne dass dies bislang von der kunsthistorischen Forschung entdeckt worden wäre. Das erst wieder in der europäischen Neuzeit erforschte Sternbild „Kreuz des Südens“ etwa taucht bereits in einer karolingischen Sternenhandschrift auf, was indirekt auf eine antike Vorlage dieses Buches hinweist, da die Konstellation aus vier kreuzförmig angeordneten Sternen durch die Präzessionsbewegung der Erde sich seit dem Altertum nach Süden verschoben hatte und im Karolingerreich gar nicht mehr zu sehen war. Näheres erläutert der Kunsthistoriker Stefan Trinks in seinem Vortrag „Per aspera ad astra – Der beherzte Griff der Karolinger nach den Sternen“ am 30. August um 17 Uhr.
30. August
Die Autorin Anne Weber nimmt in ihrer Eröffnungsrede den Gedanken von Hölderlin „Wie der Sternenhimmel, bin ich still und bewegt“ (an Bellarmin) zum Ausgangspunkt. Dieser Gedanke bedeutet das Gegenteil vom Poetisieren oder Romantisieren des Sternenhimmels. Denn für jeden, der seine Augen zum nächtlichen Himmel hebt, „ist die Zeit kein Schacht mehr, kein Tunnel mit Ein- und Ausgang, den er in vorgegebenem Tempo durchschreiten muss. Vielmehr dehnt sie sich in alle Richtungen zugleich, steingeworden fliegen die Jahrmillionen, das Sonnenlicht auffangend und einander zuwerfend, durch die Finsternis“. Die Eröffnungsrede von Anne Weber, „Wie der Sternenhimmel, still und bewegt“, beginnt am 30. August um 17 Uhr.
31. August
Der heutige Blick in den Sternenhimmel ist ein völlig anderer als derjenige unserer Vorfahren, meint die Astrophysikerin Sibylle Anderl. „Wir wissen, dass unser Universum vor 13,8 Milliarden Jahren in einem Urknall entstand und sich seitdem fortwährend ausdehnt. Wir kennen unsere kosmische Umgebung: Unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße, das Sonnensystem. Was sind die Grundlagen all dessen, was ist noch von unserem Goldenen Zeitalter der Astrophysik“ zu erwarten, und welche großen Fragen sind noch offen?“ Der Vortrag von Sibylle Anderl, die Astrophysikerin, mit dem Titel „Vom Urknall bis heute“ findet am 31. August um 17 Uhr statt.
7. September
„Die Milchstraße ist unsere Heimatgalaxis“, sagt der Astrophysiker Matthias Steinmetz. „Zusammen mit der Sonne ziehen etwa 100 Milliarden Sterne verschiedenen Alters ihre Kreise um das galaktische Zentrum. Die Milchstraße ist dabei ein typischer Repräsentant einer ganzen Klasse von Galaxien, den sogenannten Spiralgalaxien, wie sie im Universum viele Milliarden Mal vorkommen. Doch wie hat sich unsere Galaxis gebildet? Die neusten Großprojekte vom Boden und im Weltraum erlauben es, systematisch mit modernen Datenanalysemethoden und der Verwendung von künstlicher Intelligenz besagte Überbleibsel aufzuspüren und so die Entstehungsgeschichte unserer Milchstraße zu rekonstruieren. Mathias Steinmetz, der Astrophysiker, spricht über „There is no place like home – Galaktische Ausgrabungen mit einer Milliarde Sternen“ am 7. September um 15 Uhr.
7. September
Die Himmelsscheibe von Nebra, einer der bedeutendsten archäologischen Funde des vergangenen Jahrhunderts, zeigt die weltweit älteste Darstellung astronomischer Phänomene. Sonne und Mond werden aber nicht nur in ihrem Himmelslauf abgebildet, sondern auch erklärt. Kai Michel, Mitautor des Buches „Die Himmelsscheibe von Nebra“, gibt einen Einblick in das Wissen der Vorfahren über den Weltenlauf und seine religiöse Deutung vor 3600 Jahren. Er sagt: „Der Krimi um die Entdeckung der Himmelsscheibe von Nebra vor 25 Jahren ist ebenso spannend wie der Krimi ihrer Erforschung. Ich war hautnah dabei und berichte von den fantastischen Geheimnissen, welche die Himmelsscheibe über eine versunkene Welt im Herzen Europas verrät.“ Kai Michel, Historiker und Literaturwissenschaftler, spricht zu „Entschlüsselt – Die geheime Botschaft der Sterne“ am 7. September um 17 Uhr.
14. September
Die Astronomie betrachtet üblicherweise die Vergangenheit. Der Physiker Matthias Junker, er arbeitet im weltgrößten unterirdischen Labor für Astroteilchenphysik tief unter dem Gran Sasso im Apennin, richtet den Blick auf die Zukunft des Universums. Seine Arbeitsstelle gehört zum Nationalen Institut für Kernphysik INFN. Er fragt: Wie wird die Zukunft unseres Universums aussehen? Zu hören ist Matthias Junker, der Physiker, beim Vortrag „(Wie) endet das Universum? – Eine kurze Reise an das Ende der Zeit“ am 14. September um 15 Uhr.
Kartenreservierungen unter: www.corvey, E-Mail: vianova@corvey.de unter Tel. 05231 570250 (10 bis 45 Euro).