Legendärer Höxteraner: 75-jähriger DJ Engelbert steht wieder am Plattenteller

Höxter. Schwarzes Basecap, lange Haare, cooles T-Shirt und ein charmant-verschmitztes Grinsen im Gesicht unterm Schnurrbart: Engelbert Busch wird am 8. August 76 Jahre. Jung muss man bei ihm dazusagen. Denn der Mann, der als DJ Engelbert durch Deutschland tourte, bevor er vor genau 40 Jahren in Höxter sesshaft, aber nicht ruhiger wurde, sprüht weiterhin vor Elan. Und hat seine lockeren Sprüche noch immer auf den Lippen. DJ, das war damals in den 1960er-, 70er- und 80er-Jahren etwas anderes, als mit Kopfhörer Knöpfe zu drehen. Handarbeit, sagt er. Auch wenn der Computer heute auch bei ihm zum Alltag dazugehört. Aber eben auch der lockere Spruch, der Kontakt mit dem Publikum, das Erfüllen von Musikwünschen. &bdquo;Musik ist für mich wie Luft zum Atmen. Zuerst kommen meine geile Family und mein gut geratener Sohn, mein Hund – und dann gleich die Musik.“ Mehr als 40.000 Titel von den 50ern bis heute hat er in petto – und wird nicht müde, sie zu spielen. Wie am Samstag, 17. August, bei der 80er- und 90er-Jahre-Party auf der Weserscholle in Höxter (Einlass ab 17 Uhr). Eigentlich wollte er schon vor fünf, sechs Jahren aufhören. Eigentlich. &bdquo;Ich kann doch nicht Nein sagen“, kommentiert er dann augenzwinkernd. &bdquo;Die rufen mich doch an.“ Da mache er schon mal Ausnahmen vom Ruhestand. Aber statt 10 bis 15 pro Jahr seien es noch drei oder vier. Und die genießt er. Mit dem Publikum zusammen, das ihn durch die Jahre begleitet hat. &bdquo;Einfach leben – mit allen Höhen und Tiefen.“ Der Höxteraner DJ verweist auf Mick Jagger und Bruce Springsteen Zuletzt hat er bei der Schützenfest-Nachlese zur Blau-Weißen-Nacht aufgelegt. Zwischendrin immer mal wieder auf besonderen Wunsch. Wegen der gemeinsamen Erinnerungen. Wegen der langen Freundschaften. Wegen des Spaßes an der Freude. &bdquo;Auch Mick Jagger ist schließlich schon älter als 80. Bruce Springsteen gerade 75 geworden.“ Umso älter, desto besser. Er lacht. &bdquo;Ich bin mit 55 noch mal Papa geworden – und meine Susi achtet darauf, dass ich nicht zu alt werde.“ Er bezeichnet sie als &bdquo;Liebe seines Lebens“, die ihn in Höxter hielt. Nach wilden Jahren durch die Republik. Mal ein Buch darüber zu schreiben? Engelbert schüttelt mit dem Kopf. &bdquo;Das käme auf den Index.“ Aber: &bdquo;Ich bin Rheinländer, ein guter Spruch ist da auf jeden Fall immer drin. Und die Leute sollen glücklich sein.“ Sex and Drugs and Rock’n’Roll – unter dem Motto sei er 1968 als Discjockey gestartet. Und als &bdquo;bekennender Musik-Junkie“. So steht es auf seiner Homepage mit dem schönen Namen www.oldies2000.de, auf der er seine Stationen und Fotos aus vielen Jahren aufgelistet und einsortiert hat. Beat-Club hieß das damals noch. Zum Feiern ging es früher ab ins Rheinland Gelernt hat er Maschinenschlosser. Aber nach Feierabend sei er in Jeans und Nyltest-Hemd gehüpft, habe sich die Leerkrawatte umgebunden – und ab auf die Piste im Rheinland. In Krefeld und Umgebung. &bdquo;Mit der Kawa auch bis nach Düsseldorf.“ Dort habe er immer viel mitgesungen bei den Je-ka-mi-Tagen. Bei den was? &bdquo;Jeder kann mitmachen“, erklärt der Höxteraner. Und dann hieß es &bdquo;Engel, hoch auf die Bühne!“ Und statt dem Zehn-Platten-Wechsler habe man ihm das Micro in die Hand gedrückt. So wurde aus Engelbert Busch DJ Engelbert. &bdquo;Das kann man nicht lernen, planen sowieso nicht. Das ist Berufung.“ Jeden Monat war er wo anders. &bdquo;In den Top-Clubs.“ Bis 1984. Da eröffnete sein Freund Stefan Pesa in Höxter das &bdquo;Popcorn“. Und DJ Engelbert übernahm den DJ-Part und fand seine Susi. Zwischendrin zog er immer mal wieder los, moderierte auch Veranstaltungen. Und kehrte 2002 an DJ-Pult zurück bei einer 80er-Jahre-Party im ehemaligen Pascha in Beverungen. Eigentlich sollte dann 2018 Schluss ein. Endgültig. Aber vielleicht hält es Engelbert da wie ein musikalischer Gast, den er einmal als DJ in einer Disco begrüßte: Howard Carpendale, der auch den Rücktritt vom Rücktritt geradezu zelebrierte. Am Samstag, 17. August, auf der Weserscholle in Höxter Auch am 17. August, wenn DJ Engelbert bei der Party auf der Weserscholle den Part der 80er-Jahre übernimmt (neben DJ Porto für die 90er), macht er das &bdquo;locker vom Hocker“, &bdquo;frei Schnauze“ und &bdquo;aus dem Bauch heraus“, wie er sagt. Aber immer noch mit Lampenfieber vorher. &bdquo;Viele haben sich schon gemeldet und wollen dabei sein. Ein Freund aus der Schweiz kommt mit dem Flieger rüber, ein anderer aus Norddeutschland mit dem Motorrad.“ Er freut sich. Und wenn die &bdquo;kleinen Mädels, die heute gestandene Damen sind“, mit Tränen in den Augen kommentieren: &bdquo;War das schön damals“, dann nimmt er sie gern in den Arm und sie schwelgen gemeinsam in Erinnerungen. &bdquo;Jede Jugend hat ihre Musik. Auch wir haben damals rebelliert gegen unsere Eltern. Lasst ihnen doch ihre Musik, wenn sie heute das Bumm-Bumm hören wollten“, sagte er. &bdquo;Ich fühle mich nicht wie 76 – und ich sehe doch auch nicht so aus, oder?“, sagt er heute im Gespräch in der Alten Apotheke in Höxter, wo er morgens seinen Latte macchiato trinkt und die Zeitung liest. Dann grinst er: &bdquo;Ich bin noch genauso bekloppt wie früher vor 30 oder 40 Jahren. Meine Mutter sagte immer: Junge, positiv denken!“ Eine Maxime, an die sich der Junge stets gehalten hat.

Meistgelesen