40 Jahre im Beruf

Langjährige Kita-Chefin in Höxteraner Ortsteil: „Tante Ulla“ geht in Rente

Seit acht Jahren prägte Ursula Stickel die Geschicke des Kindergartens in Fürstenau und schon seit Ende der 70er Jahren ihr Berufsfeld in der Region.

Ursula Stickel verabschiedet sich nach acht Jahren aus der Leitung in der katholischen Kita St. Anna in Fürstenau. | © Katholische Kitas Hochstift/Schlichter

09.07.2024 | 09.07.2024, 16:42

Fürstenau/Kreis Höxter. „Die Liebe zum Kind ist das Wichtigste. Ohne kann ein guter Einstieg in den Beruf der Erzieherin nicht gelingen“, sagt Ursula Stickel. Wenn die Leiterin der Kita St. Anna in Fürstenau darüber nachdenkt, wie sie Ende der 70er Jahre mit dem Erzieherinnenberuf begonnen hat, dann sieht sie das als Verbindung, bis heute.

In diesen Tagen startet die engagierte Kita-Leitung in den Ruhestand. Nach über 40 Jahren im Beruf steigt sie dann aus. Dass sie sich in all den Jahren mit diesem Motto treu geblieben ist, das haben ihr Team, Eltern und Kinder in den vergangenen Jahren angemerkt. Mit einem Huflattich als Blume, an dem durch das schnelle Herausreißen auf dem Weg zur Kita noch die Wurzeln hingen, hatte sich 1980, zum Ende ihres Anerkennungsjahres, eines der Kinder von ihr verabschiedet.

Damals war sie noch „Tante Ulla“ und hatte in der Kita St. Johannes in Beverungen ihre Berufsausbildung abgeschlossen. Anschließend zog es sie sechs Jahre lang in ein Kinderkurheim nach Norderney und anschließend sogar für fast ein Jahr nach England. 1987 war sie zurück und nahm den Dienst in der katholischen Kita in Beverungen wieder auf. Bis dann die eigenen beiden Kinder kamen.

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Seit 2001 wieder dabei

Für sie pausierte Stickel und stieg erst 2001 wieder ein. Zunächst in der evangelischen Kita in Karlshafen und später in der evangelischen Kita in Brakel. 2016 wechselte sie als Leitung zurück zum katholischen Träger in die Kita St. Anna in Fürstenau. Zuvor hatte sie noch eine staatlich anerkannte Weiterbildung zur Heilpädagogin gemacht. Auch während ihrer Leitungszeit hörte sie mit dem Lernen nicht auf.

Neben dem Beruf studierte sie Heilpädagogik an der FH Bielefeld und schloss dies 2016 mit dem Bachelor ab. Was sich seit Stickels Einstieg in den Beruf gewandelt habe, seien die Lebenssituationen und Arbeitsbedingungen der Familien und die Umwelt. Wenn eine Erzieherin die Bestimmung eines Kindes treffe, die in ihm wohne, wenn es seine Fähigkeiten und Stärken entdecke, dann gehe ein Leuchten durch das Kind, ist Stickel bis heute immer wieder begeistert über diesen Teil ihres Berufs.

Dieses Leuchten habe sie in all den Berufsjahren jung gehalten. Das gelte auch über alle Veränderungen in der Kinderbetreuung hinweg. Früher seien es 30 Kinder von vier bis sechs Jahren in zwei Gruppen gewesen, die über Mittag nach Hause gegangen seien. Heute würden das Team von St. Anna mit drei Vollzeitkräften, acht Teilzeitmitarbeiterinnen sowie Hausmeister, Hauswirtschaftskraft, Reinigungsfrau und Vertretung 43 Kinder von zwei bis sechs Jahren in zwei Gruppen betreuen.

Nächste Zertifizierung steht an

Der Kita-Alltag gehe je nach Buchung von 25 bis zu 45 Stunden in der Woche und sei ganz anders strukturiert als früher. Die Zertifikate an der Kita-Tür zeugen davon. So ist St. Anna seit 2017 familienpastoraler Ort, einmal bereits rezertifiziert. Die nächste Runde in der Bestätigung dieses Qualitätsprädikats steht an.

Das dafür notwendige religiöse Projekt hat Stickel gemeinsam mit ihrem Team bereits vorbereitet. Die Qualitätszertifizierung nach IQUE oder die Feier aller Namenstage der Kinder sind es, die in St. Anna bleiben werden. Dass die Kita dabei „familienergänzend“ ist, war Stickel immer wichtig. „Familienersetzend“ sei die Einrichtung aber nicht.

Für diese klare Orientierung stehe sie auch, denn neben aller Partizipation, also kindlicher Mitbestimmung im Kindergartenalltag, stünden auch Werte wie „den Kindern Sicherheit gebender Halt“ und „notwendige Grenzen“ im Vordergrund. Erst dann könnten sich Kinder richtig entwickeln, betont sie. Mit ihrem Berufsende verbindet Stickel zuerst den Dank an den Träger, die katholische Kindertageseinrichtungen Hochstift.

Größter Dank an ihr Team

Sie unterstütze ihre Einrichtungen durch Weiterbildungen und Begleitung. Das gelte auch in Ausstattungsfragen. In all den Jahren sei immer investiert worden in die Kita, in die Beleuchtung oder den Lärmschutz, in Schränke oder Garderoben oder in neue Spielgeräte und die Bepflanzung.

Auch der Kirchengemeinde und den örtlichen Vereinen in Fürstenau gelte ihr Dank. Den größten Dank aber richtet Stickel an ihr Team. Allen voran nennt sie dabei Anja Holletzek, die oft als ihre Abwesenheitsvertretung eingesprungen ist, und Kollegin Christel Weller, die sich von der Kinderpflegerin bis zur Fachkraft weitergebildet hat und die Werte der Kita lebt, geht jetzt auch in den Ruhestand. Beide hinterlassen eine Einrichtung, die „gut gerüstet ist für die Zukunft“. Für Stickel geht es mit Ehemann Hans Werner künftig verstärkt in den Garten oder auf Reisen. Zudem kann sie die Zeit mit ihrem ersten Enkelkind Clara genießen.