Königspaar in Höxter zu seinem großen Auftritt: „Die Ehre überwiegt“

Höxter. Königliches Blau wird am ersten Juli-Wochenende die Kreisstadt bestimmen: Aus der blauen, also der ersten Kompanie der Höxteraner Bürgerschützengilde, kommt der Regent fürs Schützenfest im Schützenjahr eins nach dem 425-jährigen Jubiläum. Schützenjahr eins läuft bis zwei Jahre danach, weil Höxter nur alle zwei Jahre feiert. Und Regenten vom Schützenfestmontag bis Schützenfestonntag zwei Jahre später in Amt und Würden sind. Es sind zwei Regenten, die sich bannig freuen auf den Höhepunkt ihrer Regentschaft: Dieter Kuhlebrock (70), Rentner und seit sage und schreibe 54 Jahren Schütze in Höxter, und seine hübsche Königin und Ehefrau Martina (59), von Beruf Kriminaltechnikerin und seit vier Jahren mit ihm verheiratet. Ob für beide von Anfang an klar, war: Wenn König, dann mit Ehefrau? In Höxter ist das nicht immer der Fall: &bdquo;Die oder keine“, so bringt es Dieter Kuhlebrock kurz und knapp auf den Punkt. Seine Frau lächelt. &bdquo;Er hat mich gefragt, wärst Du an meiner Seite“, antwortet sie. &bdquo;Es war sein Wunsch – und dann stehe ich natürlich voll dahinter.“ Warum? &bdquo;Es sind die gemeinsamen Momente während der Regentschaft, die wir im Leben nicht mehr vergessen werden. Momente, die wir als Ehepaar erleben.“ Was sie zu der Regentschaft motiviert hat für die Übernahme eines Amtes, das mit Verantwortung, Ehre und Tradition in einer langen Reihe von Regenten verbunden ist: &bdquo;Die Ehre überwiegt“, sagt der 70-Jährige ohne Zögern. Wenn nicht jetzt – wann dann? &bdquo;Wann habe ich nochmals die Gelegenheit? Entweder ich nehme das jetzt wahr oder lasse es an mir vorüberziehen.“ Dies sagte er sich, als es Ende Juni 2022 auf den Schießstand ging. Und er zog das Ganze dann durch. Auch Martina Kuhlebrock spricht von einer &bdquo;ganz besonderen Ehre, denn ich weiß um die Tradition in Höxter“. Und: &bdquo;Das Tiefergehende im Schützenwesen, das erfährt man erst, wenn man dabei ist. Welche Pflichten, wie auftreten und Ähnliches.“ Ihr Mann ergänzt, jede Kompanie habe so ihre Besonderheit, ihre Geschichte, ihre Anekdoten und ein Gemeinschaftsgefühl. Gerade als Königspaar. &bdquo;Eine Last? Nein. Vielleicht wäre das früher anders gewesen.“ In der Ruhe und Erfahrung liegt die Kraft. Worauf sie sich nun am ersten Juli-Wochenende beim Höxteraner Schützenfest besonders freuen: Bis dahin erstmal auf die Schützenfeste in den Partnervereinen seiner Kompanie, in Bosseborn (schon vorbei), Fürstenau, Godelheim und Lüchtringen, die besucht werden, antwortet der Regent. Und dann? Martina Kuhlebrock fasst es zusammen: &bdquo;Alles ist aufregend. Das Fertigmachen, die Vorfreude auf die festliche Kutsche, man kommt zusammen. So viele schöne Momente.“ Da seien Herzklopfen und Aufregung im positivsten Sinne als Vorfreude völlig normal. Und: Sie freut sich auf den Moment, wenn sie vor dem Seniorenheim stehen und die Freude der Bewohner über diesen Besuch erleben. &bdquo;Das sind bewegende Momente, die mich rühren.“ Was sie selbst bewegt bei dem Gedanken, am Schützenfest-Montag dann die Regentschaft weiterzugeben: Manche hätten Probleme mit dem Loslassen, sinniert Martina Kuhlebrock. &bdquo;Das Problem haben wir nicht. Es war eine fantastische Zeit – aber alles hat seine Zeit. Und der Abschluss mit Höhepunkt am Samstag und Sonntag – wir wünschen dem neuen Königspaar genau so viel Freude.“ Was sie gelernt und mitgenommen haben in und aus dieser Zeit: &bdquo;Viele neue Gesichter“, antwortet Dieter Kuhlebrock sofort. &bdquo;Viele Kontakte und Gespräche – mit Menschen, die wir sonst nie getroffen hätten. Deshalb kann ich das nur weiterempfehlen, wir haben die zwei vergangenen Jahre genossen“, ergänzt er mit einem Lächeln. Seine Frau ergänzt: &bdquo;Es bleibt so viel. Und wir sind dann ja nicht raus, sondern bleiben das Altkönigspaar. Und in diesem Kreis trifft man sich auch weiterhin regelmäßig.“ Zu Gesprächen, zu Aktionen. Eine Tradition, die weitergelebt und gepflegt werde. Das zeige auch der Festumzug am Sonntag, bei dem die Altkönigspaare vorweg ziehen, bevor die amtierenden Regenten kämen. Wertschätzung, die nicht zu unterschätzen sei. Und es seien die Momente, wenn man sich fertiggemacht habe für den Umzug, wenn man Hand in Hand zur Tür gehe, sie öffne – &bdquo;und sich einfach nur freut, weil die Kompanie wartet, die Stimmung da ist, es losgeht. Das macht Spaß“, ist die 59-Jährige überzeugt. &bdquo;Nicht jeder hat die Möglichkeit, mal Königspaar zu machen.“ Ihr Mann lächelt ihr liebevoll zu: &bdquo;Das hast Du schön gesagt.“ Welche Bedeutung das Schützenwesen in und für Höxter ihrer Ansicht nach hat: &bdquo;Das ist die Gilde – alles vierfach“, sagt Martina Kuhlebrock und lacht. Jede Kompanie habe ihre Gebräuche und Riten. Unter anderem den Schützengeist, der einige Tage nach dem Festende zu Wasser – oder besser: zu Weser gelassen wird. Zum letzten Mal wolle das in diesem Jahr Hans-Joachim Steinsiek übernehmen – &bdquo;extra noch für uns beide verlängert er noch mal“, freuen sie sich. Ob sie sich auf eine solche Großveranstaltung vorbereiten können: &bdquo;Ich denke doch“, antwortet Dieter Kuhlebrock. Man sitze schließlich mit den Festleitern zusammen, es gebe ein kleines Heft, in dem alles steht, was Tradition ist, welche Einladungen ausgesprochen werden sollen, wer wo stehen soll und und und. Feste Abläufe für Königspaare, die man sich einpräge. Und ob sie nervös sind: Beide antworten gleichzeitig &bdquo;immer“ und müssen dann lachen. &bdquo;Wenn das mal verloren ginge, dann ist man nicht richtig“, so der Regent entschieden. Und die Königin ergänzt: &bdquo;Aber es ist eine positive Aufregung: Hast Du alles, sitzt alles, habe ich nix vergessen.“ Was ihnen dagegen hilft: &bdquo;Sich gegenseitig zu haben, das bringt uns und die Aufregung runter. Aber wir wollen auch authentisch sein“, sagt Kuhlebrock. Ob Schützenfeste ihrer Ansicht nach noch modern sind und mit der Zeit gehen: &bdquo;Traditionen werden bei uns in der Region immer noch hochgehalten, da achten viele drauf“, sagt Dieter Kuhlebrock. Und: &bdquo;In vielen Ortschaften werden bei den Schützen mittlerweile auch Damen aufgenommen.“ Denn es sei schwieriger, neue Mitglieder zu gewinnen, vor allem die ganz jungen Leute. &bdquo;Da haben Schützen nicht mehr den Zulauf wie noch vor Jahren. Hier bei uns in Höxter funktioniert das noch. Aber wir müssen auch immer am Ball bleiben, attraktiv bleiben, die Dinge überdenken und die ganze Familie ansprechen.“ Wie sie in diesem Jahr feiern wollen, nachdem 2022 zum Jubiläum die Festgemeinde wegen der Brückensperrung mitten in die Stadt auf einen Parkplatz gezogen war: &bdquo;Als Alternative war das fantastisch“, erinnert sich Martin Kuhlebrock. Nun ist das Schützenfest wieder dorthin zurückgekehrt, wo man es kennt: Der Festplatz ist am Floßplatz. Das Zelt werde aber etwas kleiner sein als bisher, um 90 Grad gedreht sein und mit einer Terrasse versehen sein – weil das beim Jubiläum so gut angekommen sei. &bdquo;Die Bevölkerung freut sich auf die Veranstaltung“, ist sich Dieter Kuhlebrock sicher. &bdquo;Der Sonntag ist ein Selbstläufer.“ Der Montag auch, weil dann alle gespant seien auf die neue Königin. Und die Woche davor beim Königsschießen sowieso. &bdquo;Das alles gibt es seit langer Zeit, es ist immer wieder spannend.“ Spekulationen und Wetten liefen bereits im Hintergrund.

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