Kiffen, rauchen, trinken: Schützenfest-Regeln für Jugendliche im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Die Kleinen machen den großen Anfang: In Marienmünster (Abtei), Tietelsen, Muddenhagen, Alhausen und Bosseborn werden am Wochenende bereits die ersten Schützenfeste gefeiert – bei bestem Frühlingssonnenwetter. Die Vereine und Bruderschaften wünschen sich würdevolle und vor allem fröhliche Feste für die ganze Ortschaft. Damit das gelingt, müssen sie auf die Einhaltung der Jugendschutzregeln achten. Die sind bisweilen aber deutlich komplizierter, als es auf den ersten Blick scheint. So gilt grundsätzlich, dass Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren eigentlich überhaupt nicht allein auf öffentliche Tanzveranstaltungen gehen dürfen. Darauf weist Marienmünsters Ordnungsamtsleiterin Katharina Rheker ausdrücklich hin. In diesen Fällen müssen immer die Eltern oder eine von ihnen ausdrücklich beauftragte erziehungsberechtigte Person dabei sein. Und die muss auch mindestens 18 Jahre alt sein und darf nicht unter Alkoholeinfluss stehen. Und weil fast überall, wo es Regeln gibt, auch Ausnahmen gemacht werden können, erlaubt das Jugendschutzgesetz die &bdquo;Anwesenheit Kindern bis 22 Uhr und Jugendlichen unter 16 Jahren bis 24 Uhr (. . .), wenn die Tanzveranstaltung der Brauchtumspflege dient“, worauf Bad Driburgs Stadtsprecherin Tamara Fleischer hinweist. Die Brauchtumspflege darf man den Schützenfesten im Kreis getrost unterstellen. Zur Geisterstunde ist Schluss Zur Geisterstunde ist endgültig Schluss. Wer unter 18 Jahren alt ist, muss spätestens um 24 Uhr raus aus Halle oder Zelt, wenn die Eltern oder eine erziehungsberechtigte Person nicht mitfeiern. Die Vorgaben gelten auch für Gaststätten. Schwierigkeit: Die Regeln gelten nur für die Veranstaltung an sich. Der Platz vor dem Schützenfestzelt zählt nicht, denn frei zugängliche Orte wie Parks oder öffentliche Plätze fallen nicht unter das Jugendschutzgesetz. &bdquo;Kinder und Jugendliche können sich hier im Prinzip jederzeit aufhalten, es besteht also kein generelles Verbot des Aufenthalts von Kindern und Jugendlichen in der Öffentlichkeit“, erklärt dazu das Bundesfamilienministerium. Es sei grundsätzlich die Aufgabe der Eltern, ihre Kinder zu beaufsichtigen und dafür zu sorgen, dass sie nicht in Gefahr geraten. Das Thema Alkohol Zweites großes Thema bei der Jugend ist der Alkohol. Klare Vorgabe im Jugendschutzgesetz: Unter 14 Jahren gibt es – in der Öffentlichkeit – keinen einzigen Tropfen. Übrigens auch nicht in Begleitung der Eltern. Erlauben sie es, dürfen Jugendliche ab 14 Jahren Bier, Wein, Sekt und Radler trinken. Sie müssen dann aber selbst auf dem Fest mitfeiern und können die Verantwortung nicht an andere abgeben. &bdquo;Generell verboten für alle unter 18 Jahren sind weinbrandhaltige Getränke“, unterstreicht Norbert Loermann, Leiter des Fachbereichs Ordnung in Brakel. Heißt: Alkoholische Getränke wie Schnaps, Likör, Grappa, Wodka, Alcopops, Mixgetränke wie Cola-Rum sind tabu. Aber auch Weinbrandbohnen, obgleich die bei der Jugend eh gerade nicht so hipp sind. Hohe Bußgelder drohen Recht einfach sind die Regeln beim Rauchen. Unter 18 Jahren gilt in der Öffentlichkeit ein generelles Verbot – auch für E-Zigaretten oder Shishas. Wer Tabakwaren an Kinder und Jugendliche abgibt oder ihnen das Rauchen erlaubt, muss mit hohen Bußgeldern rechnen. 1.000 bis 1.500 Euro Bußgeld drohen. Andere Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz können für die Veranstalter, also die Schützenvereine und Bruderschaften, noch deutlich teurer werden. Denn sie sind grundsätzlich für die Einhaltung der Bestimmungen verantwortlich und müssen dies auch überwachen, wie die Ordnungsämter des Kreises betonen. Spezielle Sicherheitskonzepte wie bei Großveranstaltungen seien aber nicht notwendig. Problem Personalmangel Die müssten wiederum die Veranstalter kontrollieren. Das sei flächendeckend allerdings nicht möglich, weil es dafür schlicht nicht das Personal gebe, ist aus den städtischen Verwaltungen zu hören. Sie seien aber auch nicht nötig, denn auffällig große Probleme gebe es bei den Schützenfesten nicht, sagt beispielsweise Norbert Loermann aus Brakel. In seinen zehn Jahren als Amtsleiter kann er sich an keinen einzigen Vorfall erinnern. Katharina Rheker bestätigt diese Erfahrung für ihre Kommune. Sie begründet das damit, dass bei den Festen das ganze Dorf mitfeiert – und damit eine gewisse soziale Kontrolle vorhanden sei. Auch bei der Polizei erkennt im Hinblick auf die Schützenfeste im Kreis Höxter in den vergangenen Jahren keine besonderen Problemlagen, sagt Polizeisprecher Achim Rehker. &bdquo;Wir haben auf den Schützenfesten ja auch eigentlich nichts zu suchen, so lange es keine Straftaten gibt“, ergänzt er schmunzelnd. Einzige Ausnahme: die Verkehrsabsicherung bei Umzügen, wenn sie über eine Bundesstraße führen. Ansonsten übernimmt die Freiwillige Feuerwehr. Natürlich seien hin und wieder Polizeieinsätze notwendig, sagt der Polizeisprecher, aber nicht in einer auffälligen Häufigkeit. Zusätzliches Personal brauche es an den Schützenfestwochenenden nicht. Keine Möglichkeiten der Kontrolle Bleibt die Frage nach einem Problem, das erst seit April in den Fokus der Behörden rückte. Wie umgehen mit der Teillegalisierung von Cannabis? Klar ist, dass der Konsum für unter 18-Jährige weiterhin tabu ist. Aber wie kontrollieren? &bdquo;Wir wissen es nicht, denn wir warten dazu auf die Vorgaben des Landes“, sagt Katharina Rheker. Ein Punkt, der Norbert Loermann so richtig aufregt. &bdquo;Wir haben als Behörde derzeit relativ wenig Verständnis für so ein Gesetz. Das sage ich ganz deutlich“, so Loermann. Und er sagt auch, was er damit meint: &bdquo;Ich muss als Gesetzgeber doch ein Gesetz auch im Hinblick darauf machen, ob das, was ich regele, von den Behörden dann auch kontrollierbar ist. Das ist doch eine Grundvoraussetzung für ein Gesetz.“ Loermann hofft, dass Brakel bis zum Annentag etwas mehr Klarheit hat. Bisher gebe es &bdquo;null“ Möglichkeiten für eine vernünftige Kontrolle.

Meistgelesen