So schützen sich Motorradfahrer im Kreis Höxter vor Gefahren

Kreis Höxter. 18. März: &bdquo;27-Jähriger stirbt bei Unfall auf beliebter Motorradstrecke“. 21. März: &bdquo;Motorradfahrer nach Unfall bei Bad Driburg in Lebensgefahr – Rettungshubschrauber fliegt 28-Jährigen aus Willebadessen in Spezialklinik“. 8. April: &bdquo;Motorradfahrer stirbt bei Unfall nahe Nieheim“: Drei Überschriften in der &bdquo;NW“ Höxter aus den vergangenen Wochen, die deutlich machen: Motorradfahrer haben keine Knautschzone. Motorradfahrer werden von Autofahrern übersehen oder unterschätzt. Und nicht immer sind Motorradfahrer die Raser und Unfallverursacher. Deshalb hat Polizeihauptkommissar Thomas Kruse, Verkehrssicherheitsberater und tätig im Opferschutz bei der Kreispolizei, nicht nur eine Mahnung zu gegenseitiger Rücksicht, sondern auch hilfreiche Tipps dabei. Motto: Wenn damit nur ein Unfall verhindert werden kann. . . &bdquo;Ich bin auch Opferschützer“, sagt er. Und Todesbenachrichtigungen und Nachsorge sei das Schwerste überhaupt in seinem Job. &bdquo;Jeden mit schlechten Bildern im Kopf betreuen wir. Die Aufgabe ist wichtig – aber definitiv nicht schön“, sagt er und appelliert an alle Verkehrsteilnehmer im Schnellfahrer-Kreis Höxter: &bdquo;Keine schlechten Bilder verursachen und die Regeln einhalten.“ Denn: Ein Unfallbeteiligter ziehe statistisch gesehen 100 Menschen nach sich, die davon in irgendeiner Weise betroffen seien: Familie, Freunde, Kollegen. Thema Nummer eins: &bdquo;Die Geschwindigkeit.“ Deshalb plane der Verkehrsdienst der Polizei erneut Sonderkontrollen speziell auf Zweiräder bezogen. Mit dem Motorrad gebe es ein anderes Geschwindigkeitsgefühl und eine ganz andere Beschleunigung, die von Autofahrern oftmals unterschätzt werde, sagt Kruse. Beispielsweise beim Anfahren an Ampel oder Kreuzungen sei ein Motorrad viel schneller in Gang als ein Vierrad. Aber auch aufgrund seiner schmalen Silhouette werde der Biker schneller übersehen. Sichtbarkeit und Erkennbarkeit sind deshalb ein weiteres wichtiges Thema, so der Polizeibeamte. Häufig sei Motorradkleidung dunkel, grau, schwarz. Aber: &bdquo;Positiv ist, dass immer häufiger die Motorradfahrer noch eine neonfarbene Weste darüber tragen.“ Eingebrannte Kleidung wird &bdquo;Franse für Franse“ aus der Haut geholt Und da sind wir beim Thema Ausrüstung: Kruse appelliert, nicht mit Turnschuhen oder Jeans aufs Bike zu steigen, sondern die Schutzausrüstung über die Motorradkleidung als lebensnotwendig anzunehmen und zu tragen: und zwar mit Protektoren. Und keine Synthetik: &bdquo;Das entwickelt eine ,gesunde Wärme’, wenn man fällt“, sagt er. &bdquo;Denn es brennt sich in die Haut und in die Muskulatur ein.“ Im Krankenhaus müsse dann &bdquo;Franse für Franse“ aus der Haut geholt werden. &bdquo;Nach einem Unfall mit Synthetikkleidung ist man gezeichnet.“ Beim Helm – &bdquo;einigermaßen neuwertig“ – betont er vor allem das Visier, das man auswechseln kann und soll: Vor allem bei tief stehender Sonne sei ein verkratztes Visier fatal. Die Füße sollten in festen, seitlich versteiften Motorradstiefeln mit Stahlkappe stecken, die Hände in Lederhandschuhen mit Protektoren. Überhaupt seien Protektoren in der Spezialkleidung oftmals lebensrettend. Denn häufig werde bei Stürzen der Rücken verletzt. Mittlerweile gebe es sogar Westen, die sich wie ein Airbag bei einem Unfall aufpusten, Brust, Hals, Nacken und Rücken schützten. Ähnlich einer Schwimmweste steckt da drin eine Kartusche, die die Weste aufbläst und die ausgewechselt werden kann. Und ein Sensor, der ähnlich wie der Notruf im Auto oder im Handy auf plötzliches Fallen oder Beschleunigungen reagiert. Einige Strecken sind zum Politikum geworden Grundsätzlich empfiehlt Thomas Kruse Wieder- oder Neueinsteigern ein ADAC-Fahrsicherheitstraining, in dem auch das Bremsen und Fallen trainiert werden könne. Und er empfiehlt, nicht nur die Maschine und ihre Technik nach der Winterpause auf Herz und Nieren zu checken: Hydraulik der Bremsen, tropft was?, Reifenluftdruck – und ist noch gültiger TÜV drauf? &bdquo;Ein Motorrad hat nur zwei schmale Standflächen.“ Aber neben der Maschine sollte auch der Fahrer fit sein, um wieder &bdquo;auf den Bock zu steigen“. Hat man beispielsweise eine Altersdiabetes entwickelt? Hat die Sehkraft nachgelassen? Funktioniert das Herz-Kreislauf-System? Ein Check beim Hausarzt sei da der richtige Weg. Und: Neuere Maschinen böten ein ABS-System, &bdquo;an das man sich gewöhnen muss. Weil man plötzlich in voller Kurvenlage voll bremsen kann“, erklärt Kruse. Mit einer Verteilung von 60 Prozent der Bremskraft auf das Hinterrad und 40 Prozent auf vorn. Dann solle man nicht sofort die lange Strecke zum Auftakt in die Saison fahren, sich zunächst auf ruhigeren Strecken aufhalten und alles durchtesten sowie auf Pausen achten. Und eine Sache ist Thomas Kruse noch wichtig: das Thema Emissionen und die Rücksicht. So seien bestimmte Motorradstrecken Richtung Holzminden zum Politikum geworden, weil sich Anlieger über die Lärmbelästigungen beschwerten. Kruse bricht eine Lanze für die Biker: &bdquo;90 Prozent halten sich dran, nur ganz wenige fallen negativ auf.“ Die häufigsten Fehler neben der zu hohen Geschwindigkeit: &bdquo;Überholen, wo es nicht erlaubt ist. Oder sich an der Fahrzeugschlange vorbeimogeln. Und nicht aufmerksam in Kreuzungen oder Einmündungen zu fahren.“

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