Auffangstation im Kreis Höxter braucht Hilfe: Wer will kleine Igel auswildern?

Kreis Höxter. Der Igel ist Tier des Jahres – ein sicheres Zeichen dafür, dass es der Spezies nicht gut geht. Denn der Titel soll die Aufmerksamkeit auf das Tier und die Umstände lenken, die es ihm schwer machen. Die gute Nachricht lautet: Es ist noch nicht zu spät. Die kleinen stacheligen Vierbeiner sind noch zu retten und fast jeder kann dabei mithelfen. Peter Maciej ist Diplom-Biologe und arbeitet bei der Biologischen Station des Kreises Höxter in Borgentreich. Sein Steckenpferd sind die Amphibien und er gibt zu: &bdquo;So richtig auf dem Schirm hatten wir die Art alle nicht, der Igel war ja immer da.“ Umso besser, dass der kleine Räuber jetzt Tier des Jahres ist. Bei Kirsten Strauch, die in Willebadessen eine Wildvogelhilfe und Igelauffangstation betreibt, herrscht nach wie vor stacheliges Gewusel und Treiben. Ende 2023 berichtete sie der &bdquo;NW“ von so vielen Igeln in Not im Kreis Höxter wie noch nie. Im neuen Jahr hat sich die Lage nur leicht entspannt. &bdquo;Wir haben dieses Jahr schon 18 Igel bekommen“, berichtet Strauch. Insgesamt kümmert sie sich nun um mehr als 40 Tiere. Igel in angeblicher Auffangstation in Paderborn beschlagnahmt Vier davon stammen aus einer Beschlagnahmung durch das Kreisveterinäramt Paderborn bei einer angeblichen Igelauffangstation. Insgesamt zehn Tiere seien dort schlecht gehalten worden. Das Veterinäramt hatte die Leiterin wohl schon auf dem Schirm, wie Kirsten Strauch berichtet. Ursprünglich hatte Strauch fünf der Paderborner Tiere aufgenommen, eines sei aber bereits binnen eines Tages gestorben. Woran sind seriöse Auffangstationen denn zu erkennen? &bdquo;Bei dem Fall in Paderborn war es wohl so, dass die Tiere auf einem Parkplatz übergeben wurden“, sagt Kirsten Strauch. Wer einen Igel in Obhut geben wollte, wurde nicht in die Wohnung oder an die Haustür gelassen. Da sollten Igel-Helfer dann misstrauisch werden. &bdquo;In dem Paderborner Fall wurde erzählt, die Nachbarn dürften das nicht wissen“, berichtet Strauch, &bdquo;dabei sollte das Veterinäramt es nicht wissen“. Das hatte aber anscheinend bereits ein Auge auf die vermeintliche Igel-Auffangstation. Im Umkehrschluss heißt das: Seriöse Igelhilfen verheimlichen nicht, wo und wie die Tiere untergebracht werden. Milde Temperaturen wecken aus dem Winterschlaf Die kleinen Raubtiere sollten zu diesem Zeitpunkt im Jahr eigentlich tief und fest schlafen. Das aktuelle milde Wetter macht einigen aber einen Strich durch die Rechnung. &bdquo;Viele sind aufgewacht“, berichtet Strauch. Regulär sollten Igel bis April oder sogar Mai Winterschlaf halten. Wird es zu früh zu warm, stört das den Rhythmus des Tiers. Das Aufwachen dauere dann eine Weile, bis der Organismus in Schwung sei. Ist das einmal der Fall, fällt wiederum das Einschlafen schwer. Auch, wenn die Temperaturen wieder sinken sollten. &bdquo;Ich glaube nicht, dass die noch mal richtig einschlafen, vielleicht dämmern sie ein bisschen.“ Problematisch ist das, weil zwar die Igel wach sind, nicht aber ihre Beutetiere, Bodenkäfer zum Beispiel. Im Frühling, wenn die Tierchen regulär aus dem Winterschlaf erwachen, wäre es auch an der Zeit, sie auszuwildern. Igel haben es sich mittlerweile in Siedlungsgebieten gemütlich gemacht. &bdquo;Ursprünglich haben sie natürlich in der offenen Landschaft gelebt“, weiß Maciej von der Biologischen Station des Kreises Höxter in Borgentreich. Aber davon gibt es immer weniger. Igel-Retter suchen Helfer mit Garten Stattdessen suchen Igel nun gerne Friedhöfe, Parks und Gärten auf. Wenn es gut läuft, finden sie dort Gehölze, Hecken, Laub, so dass sie sich wohlfühlen können. Am besten gelingt das, wenn sie dort ein bisschen Chaos vorfinden. &bdquo;Oder nicht Chaos – Strukturen, nennen wir das“, korrigiert sich Maciej. Denn genau daran hapert es häufig. Gärten, Parks und Friedhöfe sind häufig zu aufgeräumt, um dem kleinen Stachler Unterschlupf bieten zu können. Maciej wirbt dafür, dem Igel Platz zu bieten, denn viel braucht er davon nicht. Es reichten &bdquo;kleine Flächen“. Igel-Retterin Kirsten Strauch sucht ebenfalls Gärten, die sollten in Besitz von Menschen sein, die kleine Igel auf dem Weg in die Freiheit unterstützen wollen. Zu klein sollten die Gärten nicht sein, etwa 200 Quadratmeter nennt sie eine Untergrenze. Wenn es nicht oder nur locker umzäunt sei, müsste diese Zahl aber nicht unbedingt erreicht werden. Denn die nachtaktiven Tierchen gehen gern auf Wanderschaft. Was müssen Unterstützer tun? Der Garten sollte &bdquo;naturnah“ gestaltet werden. &bdquo;Also kein englischer Rasen oder Kirschlorbeerhecken“, sagt Strauch. Natürlich sollten auch keine Pestizide wie Schneckenkorn verwendet werden. &bdquo;Aber das ist in naturnahen Gärten ja ohnehin selten.“ Zudem sollten die Gärten nicht an einer allzu großen und viel befahrenen Straße liegen. Denn Igel igeln sich bei Gefahr ein – sie flüchten nicht und fallen herannahenden Autos deshalb immer wieder zum Opfer. Ein bis zwei Wochen lang sollten sich die Igel in den Gärten akklimatisieren dürfen, dafür würde ein ausbruchssicheres Außengehege zum Beispiel ein Freilaufgehege für Kaninchen benötigt. Während dieser Zeit müsste das Tierchen auch gefüttert werden. Dann werde das Gehege geöffnet, ein paar Tage noch Futter bereitgestellt. &bdquo;Manchmal bleiben sie, manchmal auch nicht.“ Wer die Auffangstation im Kreis Höxter beim Auswildern der Igel unterstützen möchte, meldet sich unter Tel. 05644 946560.

Meistgelesen