Kreis Höxter im Kampf gegen Fachkräftemangel: Sind Arbeitskräfte aus dem Ausland die Lösung?

Kreis Höxter. Nachwuchsmangel bei den Ärzten, Fachkräftemangel beim Personal, Praxen, die geschlossen werden. Die Folge sind volle Wartezimmer, gestresste Mitarbeiter und seit kurzem auch streikende medizinische Fachangestellte: Auch im Kreis Höxter wurden Arztpraxen an diesem Donnerstag bestreikt. Ein Grund für den Ausstand des Personals ist neben der hohen Arbeitsverdichtung auch das in den Augen der Angestellten zu geringe Gehalt. Generell herrscht in der Branche zugleich Fachkräftemangel. Ist Personal mit Migrationshintergrund in der Pflege und Medizin ein möglicher Ausweg? Die &bdquo;Neue Westfälische“ hat mit einem Hausarzt und mit der Katholischen Hospitalvereinigung Weser Egge (KHWE) darüber gesprochen. Der Allgemeinmediziner Jens Grothues betreibt eine Hausarztpraxis in Beverungen und ist dritter Vorsitzender des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe. Er steht voll hinter der Kampagne des Verbandes &bdquo;Die Hausarztpraxis ist bunt“. Der Verband will damit klar Stellung beziehen gegen Rassismus und für Demokratie. &bdquo;Unsere großen und bunten Teams sind eine Bereicherung und eine unverzichtbare Stütze“, sagt Lars Rettstadt, erster Vorsitzender des Hausärzteverbandes. Grothues ergänzt: Ohne die Hilfe von Ärztinnen und Ärzten und Medizinische Fachangestellte mit Migrationshintergrund &bdquo;könnten wir das Gesundheitssystem heute nicht aufrecht halten“. Grothues ist dabei aber durchaus bewusst, dass es in der Praxis noch Verbesserungspotenziale gäbe. Und daraus macht er auch keinen Hehl. &bdquo;Das Hauptproblem ist die Sprachbarriere“, stellt Grothues klar. Bei der entsprechenden Prüfung bei der Kammer fielen viele Mediziner durch. Es könne keine Alternative zu beruflicher Praxis geben, &bdquo;man muss üben mit ihnen“. Um die Integration von Ärzten und medizinischen Fachangestellten zu erleichtern, müssten aber auch die Arbeitsbedingungen vor Ort stimmen. Und da sieht er die Bundesregierung in der Pflicht: Er stehe hinter dem Streik der Angestellten in den Praxen, allerdings müsse die Politik auch die Bedingungen dafür schaffen, dass die Ärzte ihrem Personal mehr zahlen könnten. Was nicht passieren soll Grothues stellt aber auch eine Sache klar: Beim medizinischen Nachwuchs kann der Staat seiner Meinung nach nicht allein darauf setzen, Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben. Denn die betreffenden Länder verlören auf diese Weise ihr eigenes medizinisches Personal, das für die medizinische Versorgung vor Ort nötig sei. Stattdessen, fordert er, müsse die Politik in Deutschland kontinierlich die Zahl der Medizinstudienplätze erhöhen. Auch in der Krankenhausversorgung des Kreises spielen Ärzte und Pfleger mit Migrationshintergrund eine große Rolle, weiß KHWE-Sprecherin Isabell Waschkies: &bdquo;Bei uns arbeiten Menschen aus 64 Nationen mit zwölf Konfessionen.“ Für Ärzte, die nach Deutschland kommen wollen, sind in ihren Augen die Hürden &bdquo;nach wie vor hoch“. Qualifizierte Mediziner müssten für ein Vorstellungsgespräch zunächst oft ein Visum beantragen. &bdquo;In Deutschland angekommen, stellen sie dann einen Antrag auf Anerkennung und warten auf einen Termin zur Fachsprachenprüfung bei der Ärztekammer.“ Nur wenn beides Erfolg habe, bekämen sie eine erste Berufserlaubnis und dürften im Idealfall nach etwa sechs Monaten anfangen zu arbeiten. Dabei erleichtere die KHWE den Medziniern aus dem Ausland auch intensiv das Ankommen: &bdquo;Seit 14 Jahren bieten wir in Zusammenarbeit mit dem In-Via-Bildungswerk aus Paderborn einen Integrationskurs für ausländische Ärzte an.“ Innerhalb von drei Monaten vertieften die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die vorhandenen Sprachkenntnisse und lernen neben medizinischem Grund- und Fachvokabular unter anderem auch die Kommunikation in Teams: &bdquo;Sie simulieren Übergabe-Gespräche, trainieren das Schreiben von Arztbriefen, erfahren Details zur Struktur des deutschen Gesundheitswesens und werden in rechtlichen Grundlagen unterrichtet.“ Mit dem Kurs bereiteten sich die Mediziner auch auf die Fachsprachenprüfung vor, die sie für ihre Zulassung in Deutschland absolvieren müssen. &bdquo;Zusätzlich hospitieren sie für drei Monate auf verschiedenen Stationen in den KHWE-Krankenhäusern in Bad Driburg, Brakel, Höxter und Steinheim.“ Junge Ärzte mit Migrationshintergrund Viele Krankenhäuser seien auf ausländische Ärzte angewiesen, besonders in ländlichen Regionen. Ihr zufolge kommen in den vier Krankenhäusern der Katholischen Hospitalvereinigung im Kreis Höxter mehr als 60 Prozent der Assistenzärzte unter 35 Jahren aus dem Ausland. &bdquo;Ohne die Fachkräfte aus dem Ausland würde unser Gesundheitssystem nicht funktionieren“, betont Waschkies.

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