Früher wollte er „nur“ Streife fahren: So tickt der neue Chef der Kriminalpolizei in Höxter

Kreis Höxter. Bei der Begrüßung entschuldigt sich Daniel Vogel, der neue Leiter der Direktion Kriminalität bei der Polizei Höxter, für den Geruch, der in der Luft liegt. Im Foyer des Polizeigebäudes ist er noch recht hintergründig, etwas aromatisch, würzig, schwer. Weiter Richtung Epizentrum, einem unschuldigen Pkw-Anhänger mit grauen Planen auf dem Parkplatz, wird aus dem leichten Duft ein penetranter Gestank. Am Morgen hat die Polizei Höxter eine Cannabisplantage hochgenommen, was dabei beschlagnahmt wurde, mockert nun im Anhängerinneren vor sich hin. Ein Abwehrmechanismus des Gewächses. Eine weitere Welle atemberaubenden Gestanks stört sich nicht am Wind, der aus der Gegenrichtung stürmt, als ein Mitarbeiter die Planen des Anhängers für ein Foto aufrollt. Vorsicht, warnt er den Kripo-Chef vor den Pflanzen. Das Zeug harze. Er selbst sei schon voll damit. &bdquo;Wollen Sie Einmalhandschuhe?“ Daniel Vogel greift beherzt und unbehandschuht nach einem großen Stängel und inspiziert ihn. So eine Menge Cannabis trudelt nicht jeden Tag bei der Polizei Höxter ein. Das ist schon außergewöhnlich, das sieht sich dann auch der Chef der Kriminalpolizei mal mit eigenen Augen an. &bdquo;Tatsächlich gehen äußerst wenig Fälle über meinen Schreibtisch.“ Der 36-Jährige hat eher die Funktion eines Managers denn eines Ermittlers. &bdquo;Meine Aufgabe ist, für gute Rahmenbedingungen zu sorgen“, erklärt Vogel, &bdquo;ich gucke, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit den Ermittlungen befasst sind, gut ausgestattet sind“. Das sind die vier Kriminalkommissariate Rund 250 Menschen arbeiten bei der Kreispolizeibehörde Höxter, 70 von ihnen im Bereich der Kriminalpolizei und damit seit Oktober vergangenen Jahres unter Daniel Vogel. Der gebürtige Briloner (Hochsauerlandkreis) managt damit vier Kriminalkommissariate. Das KK1, das sich überwiegend um schwerwiegendere Straftaten kümmert, die Kommissariate 2 und 3, zuständig für Betrugsdelikte, Drogenkriminalität und kleinere Straftaten, wobei das KK3 in Warburg angesiedelt ist, sowie das KK4. &bdquo;Das ist im Prinzip eine Service-Dienststelle für die anderen Kommissariate“, erklärt Vogel. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort werteten Datenträger aus, kümmerten sich um Kriminalaktenhaltung oder sicherten beispielsweise Fingerabdrücke an Tatorten. &bdquo;Manchmal auch in diesen weißen Anzügen“, sagt der Kripo-Chef. Wie im Krimi. Dazu komme dann noch eine Stabsdienststelle. &bdquo;Die unterstützt und berät mich“, erklärt Vogel. Außerdem sei sie das Bindeglied in die Landeshauptstadt. Warum er gern nach Höxter wollte Als Daniel Vogel seine Stelle in Höxter antrat, war alles neu für ihn. Die Kollegen, das Gebäude, die Stellenbeschreibung und auch der Kreis Höxter. &bdquo;Die Sightseeing-Tour muss ich noch nachholen“, gesteht er und hofft auf die wärmeren Monate, wenn es nicht noch dunkel ist, wenn er zur Arbeit fährt, und nicht schon wieder finster ist, wenn er Feierabend hat. Er habe von den Kolleginnen und Kollegen aber schon viel Gutes gehört. Auch wenn ihm der Kreis unbekannt war, sei Höxter eine seiner Wunschbehörden gewesen, betont Vogel. Er lebt in Brilon. &bdquo;Dort bin ich familiär und ehrenamtlich gebunden, da habe ich eine Strecke gesucht, die fahrbar ist und eine Funktion, die mich interessiert.“ Und so kam er in Höxter raus. Die ersten drei Monate an der Spitze der Höxteraner Kriminalpolizei beschreibt der 36-Jährige als &bdquo;sehr spannende Zeit“. Er habe eine Behörde vorgefunden, in der es gut läuft. Die beste Aufklärungsquote in ganz Nordrhein-Westfalen erwähnt er gleich zweimal im Interview. &bdquo;Es ist natürlich schwierig, das zu steigern, aber ich will sie halten oder noch verbessern.“ Und auch sonst sei ihm der Einstieg von den Kolleginnen und Kollegen sehr leicht gemacht worden. Das ist sein Ziel Wenn es ihm so gut gefällt in Höxter, kann er sich dann auch vorstellen, hier länger zu arbeiten? Sein Vorgänger Peter Hentschel war ja nur rund drei Jahre da. &bdquo;Es ist üblicherweise bei der Polizei NRW so, dass die ersten Führungspositionen im höheren Dienst für drei Jahre vergeben werden“, erklärt er. Das sei vielleicht kein Gesetz, aber gelebte Praxis. Natürlich mit gelegentlichen Ausnahmen in beide Richtungen. &bdquo;Das hat Vor- und Nachteile“, weiß Vogel. &bdquo;Viele Prozesse, die man anstößt, kann man oft gar nicht zu Ende führen.“ Daniel Vogel ist bei seiner Arbeit in Höxter wichtig, dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Wertschätzung erfahren, dass sie &bdquo;gerne hier arbeiten“. &bdquo;Wenn man das schafft, ist das schon eine ganz gute Leistung.“ Dass er mal bei der Kripo und sogar in einer Führungsposition landen würde, das war gar nicht von Anfang an klar. &bdquo;An sich war mein ganz normaler Wunsch, Streife zu fahren und Uniform zu tragen“, sagt Daniel Vogel. Er trägt Sakko und Hemd. Zivil, wie bei der Kriminalpolizei üblich. Die Uniform hat er aber noch, die hängt im Schrank. Als er bei der Polizei anfing, 2009 war das, in Dortmund, habe er &bdquo;schnell gemerkt, wie vielseitig die Polizei ist“. Und irgendwann auch: &bdquo;Eine Führungsposition könnte zu mir passen.“ Von der Bereitschaftspolizei bis zum Staatsschutz In Dortmund ist er ein Jahr Streife gefahren, Praktika führten ihn auch in den heimischen Hochsauerlandkreis. Neben der Großstadt auch im ländlicheren Raum zu arbeiten, hat Vogel dabei als sehr wertvoll erlebt: &bdquo;Es passiert alles, was auch in einer größeren Behörde passiert, aber nicht so häufig, man hat mehr Zeit.“ Im Anschluss ging es für Vogel auf eigenen Wunsch zur Bereitschaftspolizei. Er wurde bei Fußballspielen, Demonstrationen und Großveranstaltungen eingesetzt, in ganz NRW, im ganzen Bundesgebiet. Sein &bdquo;Highlight“: der G7-Gipfel im Schloss Elmau in Bayern. Auch in dieser Zeit habe er wichtige Erfahrungen sammeln dürfen. Die Arbeit nicht mehr im Streifen-Team, sondern in der Gruppe, im Zug, in der Hundertschaft. Und auch das Wachsein vom einen auf den anderen Moment. Denn häufig ist die Bereitschaftspolizei da, für den Fall, dass sie gebraucht wird. Bis es so weit ist, falls, heißt es warten. In schwerer Montur und bei jedem Wetter, wie Vogel erklärt. Es folgte eine Aufgabe unter anderem beim operativen Staatsschutz im LKA. Zu Details hält sich der Kripo-Chef bedeckt. Nur so viel: &bdquo;Es gibt ihn.“ Ein Appell an die Menschen im Kreis Höxter Als er sich entscheidet, in den höheren Dienst zu gehen, führt ihn der Weg zum Masterstudium nach Münster. Parallel lernt er alle Bereiche der Polizei kennen, die er bis dahin noch nicht besucht hatte. Von der Verwaltung über die Autobahnpolizei bis hin zur Mordkommission. &bdquo;Das war sehr, sehr wertvoll.“ Abschließend ist Daniel Vogel noch eines wichtig: Die Menschen sollten nicht zögern, eine Straftat anzuzeigen. Egal wie klein sie ihnen erscheinen mag. Die Hemmschwelle sei gerade bei kleineren Delikten oft groß. &bdquo;Aber nur wenn wir die Information bekommen, können wir tätig werden.“

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