Die Folgen des Protests im Kreis Höxter: Distanzunterricht, Verkehrsbehinderungen und mehr

Kreis Höxter. Sie sind empört wegen des von der Ampel-Koalition geplanten Abbaus von Subventionen: Auch im Kreis Höxter haben Landwirte, Handwerker und mittelständische Unternehmer große Proteste gegen die in Berlin regierende Ampelkoalition angekündigt. Bundesweit sollen am Montag, 8. Januar, die Traktoren, Lastwagen und Baufahrzeuge rollen. Im Kreis Höxter hat der Beverunger Unternehmer Klaus Siebeneicher eine Sternfahrt aus dem ganzen Kreis nach Höxter organisiert. Die Veranstalter rechnen, wie berichtet, mit bis zu 1.000 teilnehmenden Fahrzeugen. An Protest festhalten Der Bauunternehmer möchte trotz der Zugeständnisse, die die Bundesregierung mittlerweile an die Landwirte gemacht hat, an der Großveranstaltung festhalten. Die Bundesregierung hat angekündigt, einen Teil ihrer Kürzungspläne im Agrarbereich für den Haushalt 2024 zurückzunehmen. Demnach soll es keine Streichung der Kfz-Steuerbefreiung für die Landwirtschaft geben und die Abschaffung der Steuerbegünstigung beim Agrardiesel soll schrittweise vollzogen werden. In einer der Whatsapp-Gruppen, über die er den Widerstand koordiniert hat, nimmt der Bauunternehmer dazu Stellung. &bdquo;Das Fass ist bereits übergelaufen, und es ist egal, was die Regierung jetzt auch versucht. Es ist zu spät!“, schreibt er. Die Regierung müsse nicht glauben, &bdquo;dass man so mit dem Volk umgeht“. Und: &bdquo;Was geplant ist, wird auch durchgezogen.“ Ein Leitspruch, von dem zumindest die ins Visier der Demonstrantinnen und Demonstranten geratende Bundesregierung sich nicht zu eigen gemacht hat. Wie es bei den Protestierenden aussieht, wird sich wohl erst am Montag zeigen, die meisten werden wohl dennoch demonstrieren. Landwirte machen weiter Denn auch der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Höxter, Antonius Tillmann, spricht sich klar dafür aus, dass der Protest fortgesetzt wird. &bdquo;Unsere Forderungen bleiben unverändert, sind nicht verhandelbar und unteilbar mit einander verbunden“, erklärt er in einer Mitteilung am Freitag. Beide Kürzungen müssten weg, verlangt er. &bdquo;Wir wollen gesunde und regionale Lebensmittel für unsere Bevölkerung erzeugen.“ Die Politik mache das den Landwirten unmöglich. &bdquo;Wir sind die ständige Gängelung leid.“ Die Agrarpolitik der Ampelregierung sei &bdquo;desaströs und existenzgefährdend“. Distanzunterricht an Schulen Sollten die Kundgebung und vorherige Sternfahrt in geplantem Ausmaß stattfinden, zeichnet sich bereits jetzt ab, dass sie erhebliche Auswirkungen auf das Leben im Kreis Höxter haben werden. Etwa an der Schule am Nicolaitor, unweit des Berliner Platzes, wo die große Kundgebung stattfinden wird. Dort hat die Schulleitung für Montag Distanzunterricht angeordnet: &bdquo;Wegen unsicherer Schulwegsituation aufgrund einer Großkundgebung.“ Die Schülerinnen und Schüler erhalten Aufgaben, die sie zu Hause erledigen sollen, eine OGS-Betreuung fällt ebenso wie das Mittagessen aus, heißt es in einem Informationsschreiben an die Eltern, das der &bdquo;Neuen Westfälischen“ vorliegt. Allerdings wird eine Notbetreuung während der normalen Unterrichts- und OGS-Zeiten organisiert. Die Verantwortung für den Schulweg tragen die Eltern. &bdquo;Die Sicherheit Ihrer Kinder hat für uns Priorität“, heißt es in dem Schreiben der Schulleitung. Laut der Stadt Höxter sind an anderen Schulen in Trägerschaft der Kommune keine Unterrichtsausfälle zu erwarten, die Schule am Nicolaitor sei wegen ihrer unmittelbaren Lage zum Veranstaltungsort besonders betroffen. Behinderungen im Verkehr Die Sekundarschule im Dreiländereck in Beverungen überlässt es den Eltern, ob sie ihre Kinder zur Schule schicken. In einem Brief an die Eltern wird als Grund angegeben, dass es nicht ausgeschlossen werden könne, &bdquo;dass es zu massiven Behinderungen des Straßenverkehrs – und somit auch des Schülerverkehrs in Beverungen“ komme. Schüler, die zu Hause bleiben, sollen Aufgaben im Homeoffice erhalten. Probleme bei Lieferung Und auch ein wichtiger Lieferant von Schul- und Kita-Essen im Kreis kündigt an, dass es durch die Großveranstaltung zu Schwierigkeiten kommen könne. In einer Mitteilung an die Kitas und Schulen weist der Quellenhof darauf hin, dass es nicht ausgeschlossen ist, dass es aufgrund der Kundgebung zu &bdquo;Verzögerungen und Ausfällen bei der Belieferung kommen“ könne. Einige Kitas im Kreis Höxter fordern die Eltern deshalb dazu auf, ihren Kindern zur Sicherheit selbst Essen mitzugeben. Auch die Kreispolizei Höxter hat, wie berichtet, &bdquo;aufgrund der Vielzahl der zu erwartenden Fahrzeuge“ mit &bdquo;erheblichen Verkehrsbehinderungen“. Welche Folgen das für die Zustellung von Paketen und Briefen haben wird, ist unklar. Hier drohen Verkehrsbehinderungen Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Sternfahrt haben in verschiedenen Whatsapp-Gruppen ihre Treffpunkte für die Sternfahrt veröffentlicht. Dort, wo die Traktoren und Lastwagen am Montag, 8. Januar, ab 10 Uhr zusammenkommen, ist jeweils mit Staus zu rechnen. Das sind die jeweiligen Treffpunkte und Zeiten: 9 Uhr: Hofgeismar, Raiffeisen 9 Uhr: Uslar 9.30 Uhr: Borgentreich, Stadthalle 10 Uhr: Beverungen, Industriegebiet 10 Uhr: Warburg, Schützenplatz 10 Uhr: Bad Driburg, Josefsmühle 10.30 Uhr: Peckelsheim, Lützer Park 11 Uhr: Brakel, Kornhaus Agravis 10 Uhr Nieheim, Gewerbegebiet 10.30 Uhr Steinheim 11 Uhr Marienmünster, Abtei 10 Uhr Elbrinxen, Freibad Die Fahrzeuge rollen gemeinsam Richtung Höxter, wo um 14 die Kundgebung auf dem Berliner Platz stattfinden soll. Absehbar kommt es in der Kreisstadt davor auch zu Behinderungen. Distanz zu Radikalen Landwirt Antonius Tillmann wirbt indes um Verständnis bei den betroffenen Menschen: Die heimische Landwirtschaft mache in dieser massiven Weise auf ihre Situation aufmerksam, &bdquo;da wir sonst leider kein Gehör in der Politik finden“. Er führt weiter aus: &bdquo;Ganz besonders wichtig ist uns die Sympathie unserer Mitbürger und Mitbürgerinnen, wir wollen sie weiterhin erhalten.“ Die Landwirte wollten &bdquo;demonstrieren und nicht blockieren“. Die Sicherheit der Menschen im Straßenverkehr habe während der gesamten Demonstration Vorrang. Zugleich bekräftige er erneut: &bdquo;Wir distanzieren uns aber ganz deutlich von denen, die unsere Proteste nutzen, um eigene radikale Botschaften zu platzieren.“ Landwirte und Landwirtinnen stünden für Toleranz und demokratische Werte, was sie auch bei der Wahl der Beschilderung als auch bei Symbolen und Fahnen berücksichtigen würden. Tillmann unterstreicht: &bdquo;Wir können es nicht verhindern, wenn eventuell andere sich mit entsprechenden Parolen einreihen, doch von diesen distanzieren wir uns aber deutlich.“ Der Auftakt zur großen Protestwelle fand bereits in der Beverunger Industriestraße statt.

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