„Total grell“ aufs Hochwasser: Höxteraner Ingenieur sammelt wichtige Daten

Höxter. &bdquo;Alle, die so was tun wie wir, sind total grell auf solche Daten“, sagt Kai Otte-Witte. Und so hat er Weihnachten Weihnachten sein lassen und ist die Weser auf der Strecke von Holzminden bis Godelheim abgefahren, um an rund 20 Stellen an beiden Seiten Wasserstände zu messen. Einen Auftraggeber gab es dafür bisher nicht. Ob sich die gesammelten Daten also irgendwann rechnen werden, ist unklar. &bdquo;Aber wenn Sie so eine Gelegenheit sehen. . .“, sagt er. &bdquo;Es interessiert mich einfach. Ich wohne in Höxter, es ist mein Fluss.“ Kai Otte-Witte ist Diplom-Ingenieur und Geschäftsführer der &bdquo;Ingenieure für Wasser, Umwelt und Datenverarbeitung GmbH“ in Höxter. Kurz: IWUD. Seit mehr als 20 Jahren berechnet das Büro Hochwasserereignisse – an der Weser, aber auch an anderen Flüssen. Die Daten aus der Region fließen in ein Modell, das den Bereich der Oberweser zwischen Holzminden und Godelheim betrachtet. Anhand dessen werden Hochwasser nachvollzogen und Parameter ausgetauscht. &bdquo;Welchen Einfluss hat es, wenn ein Feld mit Mais bewachsen ist im Vergleich zu einer Wiese“, gibt Otte-Witte ein Beispiel. Ziel ist es, anschließend 100-Jährige Hochwasser zu simulieren. Und daraus Schutzmaßnahmen abzuleiten. Dazu berät das Ingenieurbüro zum Beispiel die Stadt Höxter, wenn etwa in Lüchtringen ein Baugebiet entstehen soll. Das Weihnachtshochwasser war aus Sicht des Ingenieurs nicht außergewöhnlich. 6,22 Meter stieg die Weser in der Spitze. Der höchste gemessene Pegel in Höxter stammt von 1946 und betrug 7,47 Meter. Noch mal ein ganzes Stück mehr also. Die Daten, die der Ingenieur während des Weihnachtsfests gesammelt hat, sollen bis zum Frühjahr in das bestehende Modell einfließen. Und auch wenn es kein &bdquo;100-Jähriges“ war, gab es die eine oder andere spannende Erkenntnis. Messungen an kleinen Flüssen sind sehr schwierig Beispielsweise hat Kai Otte-Witte an den Godelheimer Seen mit einem GPS-Vermessungsgerät den Wasserstand erfasst. Dazu konnte er noch problemlos auf den Parkplatz fahren – einen Tag später ging das nicht mehr, obwohl sich an der Weser gar nicht viel geändert hätte. Bei Hochwasser fließe das Weserwasser irgendwann in die Seen, erklärt er. &bdquo;Die füllen sich und erst dann schwappen sie hinten über.“ Sofern genug Wasser nachläuft. Das Wasser fließt also zwischen den Seen nicht gleichmäßig, sondern in Wellen. Auch an der Brucht hat der Ingenieur gemessen. Denn dass die kleineren Flüsse wie Brucht und Nethe so lange so voll waren, ist außergewöhnlich. In der Regel stiegen die Pegel schnell an, sänken aber auch schnell wieder. &bdquo;Normalerweise ist das Hochwasser schon wieder gesunken, ehe man dort angekommen ist.“ Diesmal war es anders. Der Ingenieur konnte in aller Ruhe messen. &bdquo;Das war richtig nett zum Messen, auch wenn das für die Betroffenen natürlich anders aussieht.“ Böden durch viel Regen im Dezember gesättigt Dass das Wasser in den kleinen Flüssen lange so hoch war, liege an den gefüllten Bodenspeichern. Den gesamten Dezember habe es viel geregnet, meist keine heftigen Schauer, sondern gleichmäßig und andauernd. In Summe aber eine &bdquo;extrem hohe Niederschlagsmenge“. Am Samstag vor dem Hochwasser seien in Höxter beispielsweise 30 Millimeter gefallen, ohne dass das Gefühl aufkam, dass es unwahrscheinlich stark geregnet hätte. Die Böden waren durch den Regen in der Zeit davor aber gesättigt und konnten so kaum noch Wasser aufnehmen. &bdquo;Dass die Bodenspeicher voll sind, das wird auch noch eine Weile so bleiben“, prognostiziert der Fachmann. Weil Verdunstung über Pflanzen und Temperatur im Winter eigentlich keine Rolle spielt, müsste es schon zwei, drei Wochen trocken bleiben, damit das Wasser in tiefere Bodenschichten sickern könnte. Ungünstig wäre ein Wintereinbruch. Der Boden würde gefrieren, so dass das Wasser nicht tiefer vordringen könnte. Die Folge könnte ein Schneeschmelzen-Hochwasser sein, eine, wie Otte-Witte erklärt, völlig andere Form des Hochwassers. Falle auf eine Schneeschicht Regen, schmelze der Schnee schnell. Im Gegensatz zum Boden. Das Wasser kann nicht versickern und sucht sich andere Wege. Kosten und Nutzen von Schutzmaßnahmen Von weiterem Hochwasser aufgrund von Regen geht der Ingenieur in den kommenden Tagen nicht aus. &bdquo;Der Deutsche Wetterdienst sagt für unsere Region keine großen Niederschläge voraus“, berichtet er, &bdquo;ich glaube persönlich nicht, dass da noch etwas in dieser Dimension kommt“. Sofern die Wettervorhersage so eintrifft. Bleibt die Frage, welche Schutzmaßnahmen Otte-Witte nun anhand der neuen Daten empfiehlt. &bdquo;Die Weser hat ja eigentlich keinen Schaden gemacht“, sagt er: &bdquo;In unserem Bereich an der Weser war eigentlich nur Lüchtringen betroffen, aber das ist schon immer so und die Menschen, die dort wohnen, kennen das.“ Dort könnte natürlich ein Deich gebaut werden. Weil das Wasser dort eher stehe als fließe, wäre der Standort prädestiniert für einen Deich. Aber da müssten Kosten und Nutzen abgewogen werden. Das gelte auch für Rückhaltebecken an Brucht und Nethe. &bdquo;Hier könnte man an den Zuflüssen riesige Becken bauen – aber wäre das sinnvoll?“ An der Brucht sei das sogar einmal untersucht worden, aber die Maßnahme stehe in keinem Verhältnis. &bdquo;Und wenn doch mal mehr Wasser kommt, als für die Beckenplanung angesetzt, läuft es trotzdem über.“

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