"Das mit den Linken ist für mich gelaufen": Wo ist der Kreisverband Höxter?

Kreis Höxter. Sahra Wagenknecht geht der Linken mit einer neuen eigenen Partei fremd - was sagen die Linken im Kreis Höxter dazu? Wie finden sie das? Wie stehen sie zu Wagenknecht. Darum sollte es gehen, eine einfache Rechercheaufgabe eigentlich. Ein Anruf beim Kreisverband, ein nettes Gespräch, ein Artikel. Eigentlich. Denn wessen Nummer wählen? Die Website des Höxteraner Kreisverbandes der Linken ist keine große Hilfe. Als Kontakt weist sie nämlich Ansgar Simon aus. Das Problem an der Sache: "Das mit der Linken ist für mich gelaufen", sagt dieser im Gespräch mit der "Neuen Westfälischen": "Ich habe zum 1. Januar die Parteimitgliedschaft gekündigt." Tatsächlich weist das Kreistagsinformationssystem das 2020 hineingewählte Linken-Mitglied mittlerweile als Bürger für Höxter (BfH) aus. Simon sei ein sehr aktives Mitglied der Linken gewesen, aber enttäuscht worden. "Die neue Parteispitze ist nicht Meins", erklärt er. Seine ehemalige Partei habe er immer als "einzige richtige Sozialpartei" gesehen. "Wenn sie aber nicht gewählt wird, hat sie keine Macht." Und dass sie nicht gewählt werde, liege wiederum an der Parteispitze. Seit 2022 wird die Linke von Janine Wissler und Martin Schirdewan geführt. Dass sich Sahra Wagenknecht "dem rechten Flügel annähert, das geht gar nicht" Simon ist wichtig, zu betonen, dass er nicht "nach rechts abgedriftet" sei. Die BfH seien eine bürgerliche Partei, die nah an den Menschen sei und mit der er während fünf Jahren Ratsarbeit in Höxter immer wieder eng zusammengearbeitet habe. Vielleicht betont er das so besonders, weil ihm die Entwicklung von Sahra Wagenknecht gar nicht zusagt. "Dass sie sich jetzt dem rechten Flügel annähert, das geht gar nicht." Zurück zur Website. Im Impressum steht weiterhin Simon eingetragen. Einen Reiter, unter dem Interessierte bequem die Köpfe der Linken finden, gibt es nicht. Unter den Städten des Kreis Höxters gibt es in erster Linie aktuelle Nachrichten zu finden. Zum Beispiel haben die Beschäftigten eines Fahrzeugbauers in Steinheim im Oktober 2019 gestreikt. In Bad Driburg wird weiter zu einer Fridays-for-Future-Demonstration am 12. Juli 2019 in Bad Driburg eingeladen. Immerhin, der Link "Mitglied werden" funktioniert noch. Social-Media-Kanäle scheinen brach zu liegen Gibt's die Linke im Kreis Höxter eigentlich noch? "Die Arbeit läuft weiter", versichert Wilfried Klimaschewski, der für die Linke im Höxteraner Stadtrat sitzt. Und was sind die Themen? "Beschäftigen tut uns alles rund um Höxter", sagt der Ratsherr, "wir wollen natürlich Gutes für Höxter machen". Er nennt Themen wie Geflüchtete und Bildungspolitik. Und: "Schwächere zu unterstützen, ist eine Herzensangelegenheit für mich." Sahra Wagenknecht und ihre neue Partei wolle Klimaschewski "erst noch beobachten". Die Linke im Kreis Höxter atmet also noch. Wenn auch vielleicht ein bisschen schwer. Auf der Suche nach dem Admin der Website und Social-Media-Kanäle (im bisher letzten Facebook-Post von "Die Linke Kreisverband Höxter" am 5. Juli 2022 kommentierte die Linke ein Zitat von Sahra Wagenknecht zur wirtschaftlichen Situation in Deutschland mit den Worten "So und nicht anders"), kann auch die Pressestelle der NRW-Linken in Düsseldorf zunächst nicht weiterhelfen. Ansgar Simon sei Kontaktperson. Ja, nee. "Das ist ein Kreisverband, wo wir strukturelle Probleme haben", heißt es aus Düsseldorf daraufhin. Klar, der Kreis Höxter ist sehr ländlich geprägt. Möglicherweise verfangen linke Themen da nicht so gut wie in der Stadt. Wenn's um bezahlbare Mieten geht zum Beispiel. Auf dem Land wohnen einfach viele Menschen im Eigenheim. Aber immerhin hat die Linke im Kreis Höxter es fertig gebracht, für jeden der 20 Kreistagswahlbezirke bei den Kommunalwahlen 2020 einen Kandidaten oder eine Kandidatin zu stellen. Das macht ja dann mindestens 20 Mitglieder - oder 19, wenn Ansgar Simon subtrahiert wird. Überraschende Mail aus Düsseldorf Naja. Die Bekanntmachung der zugelassenen Wahlvorschläge des Kreises, auf der alle Kandidierenden für den Höxteraner Kreistag vermerkt sind, inklusive Mail, Beruf und Wohnort, weist zwar 20 Menschen auf. Aber nur sieben unterschiedliche Mailadressen. Dafür kommen zwei Adressen gleich mehrfach vor. Die eine wird bei insgesamt neun Kandidierenden als Kontakt angegeben, die andere bei vieren. Beide führen in den virtuellen Briefkasten von Ansgar Simon. "Teilweise sind das Leute gewesen, die keine Mailadresse haben", sagt Ansgar Simon dazu gegenüber der "NW". Tatsächlich befinden sich einige Rentner unter den Kandidaten. Allerdings auch eine Sozialarbeiterin, geboren 1977. Oder ein junger Mann in den 30ern. Die werden doch eine Mailadresse haben. "Letzten Endes ging es darum, dass die Leute nicht in der Partei waren", erklärt Simon. Es habe sich um Sympathisanten gehandelt, die der Kreisverband zum Beispiel über die Wahlkampfstände kennengelernt habe. Teils auch um Bekannte. "Wenn man kandidiert, muss man das Wahlprogramm schon kennen", sagt Simon. Inhaltliche Fragen sollten deshalb wohl besser in seinem Maileingang eintrudeln. Erlaubt ist das. Wie Thomas Fuest, Sprecher des Kreises Höxter auf Anfrage der "NW" erklärt, sei "die Mitgliedschaft in einer Partei für eine Wahl nicht zwingend erforderlich". Einen Tag später trudelt noch eine Mail von den Linken aus Düsseldorf ein. Es gebe momentan keinen Ansprechpartner für den Kreisverband Höxter. Bis Anfang des kommenden Jahres solle ein solcher organisiert sein.

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