1,50 Euro war einmal: So teuer ist im Kreis Höxter das Bier auf den Schützenfesten

Kreis Höxter. Die Zeiten ändern sich - und mit ihnen auch die Schützenfeste? Die Inflation jedenfalls macht auch vor den so wichtigen Traditionsveranstaltungen im Kreis Höxter nicht halt - mit teils recht deutlichen Auswirkungen. Preise von 1,50 Euro für ein Glas Bier sind jedenfalls von gestern. Aber nicht nur die Preise, auch die Organisation der Feste stellen immer mehr Vereine vor große Herausforderungen. Wie gehen sie damit um? Immer öfter setzen Vereine nach "NW"-Informationen auf Komplettangebote: Gastronomen stellen nicht nur das Zelt auf, sondern bieten auch das Catering, die Musik und Unterhaltung für das Schützenfest. Und: Der Markt wird immer umkämpfter, wie ein Festwirt im Gespräch mit der "NW" einräumt. Er möchte namentlich nicht genannt werden und möchte auch nicht, dass veröffentlicht wird, wo er welche Schützenfeste betreut - aus Angst davor, dass Mitbewerber versuchen, sie in letzter Minute abzuwerben. Das Geld sitze sowohl bei den Festwirten als auch bei den Vereinen auch nicht mehr so locker. Mit der Folge, dass einige auch versuchen, die Organisation der Feste selbst in die Hand zu nehmen, weiß Stefan Rüther, Bezirksbundesmeister im Bezirksverband im Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften. Auch könne es eine Lösung sein, dass sich mehrere Vereine in Eigenregie zusammentun: Wenn die einen feiern, kümmern sich die anderen um die Bratwürste, belegten Brote und das Bier. Zentralisierung bei Festwirten ist zu beobachten Zugleich lässt sich auf der anderen Seite auch eine Zentralisierung auf Seiten der Festwirte beobachten: Neue Anbieter drängen auf den Markt und sind bestrebt, den Vereinen nach Möglichkeit ein Komplettangebot zu bieten: Vom Zelt über die Musik bis zum Essen. Allerdings wird vonseiten der Wirte teils mit harten Bandagen gekämpft: Offenbar ist es keine Seltenheit, dass ein Wirt, der zwischenzeitlich ein lukrativeres Angebot bekommt, kurzfristig absagt und dem Verein die Aufwartung macht, der mehr Einnahmen verspricht. Und der Verein mit den schlechteren Karten steht dann kurzfristig ohne Zelt da."Wo soll das Zelt herkommen, wenn zwei Wochen vor dem Fest die Absage kommt", fragt Rüther. Aus diesem Grunde sind die Steinheimer Schützen froh, dass dass sie die Feier vor zwei Jahren in die Stadthalle verlagert haben. "Dadurch wird uns einfach ganz viel Geld und Vorbereitung erspart", sagt Andreas Rohde, Kommandeur des Bürgerschützenvereins Steinheim. Immer schwieriger werde es auch, den Familien ein Angebot mit den Festen zu machen. Die Schausteller arbeiten meist ganz ohne Vertrag. Wenn kurzfristig ein anderer Ort mehr Besucher verspricht, steht das Karussell oft kurzfristig auf einer großen Kirmes in der Region, und nicht mehr auf dem Festplatz im Dorf. "Die picken sich die Perlen raus", fürchtet Rohde. Es sei im Kreis Höxter schon vorgekommen, dass es eine Absage zwei Tage vor dem Fest gegeben habe. Zudem komme bei den Schaustellern auch die Personalnot dazu. Rüther fasst zusammen: "Vielfach bleibt den Vereinen dann nur die Hüpfburg, um wenigstens etwas anbieten zu können." Schützenfeste im Vergleich noch relativ günstig Und auch die Preise auf dem Fest passen sich den aktuellen Preisen im Supermarkt und der Kneipe an. Alles unter zwei Euro pro Glas sei mittlerweile unrealistisch, weil das Bier im Einkauf schon diese Summe koste, sagt ein Festwirt im Gespräch mit der "Neuen Westfälischen". Rüther: "Das Glas Bier liegt eben nicht mehr bei 1,50 Euro, sondern tendiert gegen zwei Euro." Er stellt aber auch klar, dass diese Preise im Vergleich zu vielen anderen Freizeitaktivitäten noch moderat sind. "Auf einem Festival oder im Urlaub wurden die Preise überdurchschnittlich angehoben, auf einem Schützenfest ist es da noch gemäßigter. Aber alle müssen die Preise erhöhen", sagt Rüther. Beispiel: In Vinsebeck kostete ein Glas (0,2 Liter) zwei Euro. In Sandebeck haben die Schützen den Ausschank in Eigenregie organisiert, das 0,2-Liter-Glas schlug dort mit 1,80 Euro zu Buche. Auch auf dem Libori-Fest in Paderborn sei der Bierpreis "erheblich höher" als auf dem Schützenfest, aber dort nähmen die Leute die Preise einfach hin. "Bei uns wird bei einer Erhöhung um zehn Cent gemeckert", meint er. Auf dem Paderborner Bürgerschützenfest werden die Preise in diesem Jahr übrigens nicht erhöht – das betrifft sowohl den Eintritt (Tageskarte 5 Euro, Dauerkarte 8 Euro pro Person) als auch die Bierpreise. Die waren im Vorjahr eben wegen der Inflation und Kostenexplosion erstmals seit neun Jahren um 30 Cent angehoben worden. In diesem Jahr bleibt es bei 1,80 Euro pro 0,2-Liter-Glas (Mitglieder zahlen im Vorverkauf 1,50 Euro pro Wertmarke). &bdquo;Das sind gute Preise“, findet Oberst Thomas Spieker und hebt hervor, dass sie nur durch das große ehrenamtliche Engagement der Schützenbrüder gehalten werden könnten. Denn in Paderborn gibt es keinen Festwirt, stattdessen stehen die Schützen selber hinter der Theke und zapfen und spülen die Gläser.

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