Verwirrung um GWH Höxter: Kunde frustriert über zu hohe Gasrechnung

Höxter. So wie es ihm geht, dürfte es derzeit vielen Menschen im Kreis Höxter gehen. Viele dürften aber auch gar nicht mitbekommen haben, dass da zu ihren Ungunsten gerechnet wurde. Doch wer sich dann mit den Hintergründen zur Energiepreisbremse und den Abrechnungsmodalitäten befasst, der merkt, dass die Höhe der Preisbremse sich nach dem prognostizierten Verbrauch richtet. Was ist, wenn der zu niedrig ausfällt – und die Preisbremse nicht voll greift? Genau das ist in den Augen von Günter Heinemann bei ihm passiert. Er hat etliche Hebel in Bewegung gesetzt, damit sein Gasversorger den Wert anpasst. Bislang ohne Erfolg. Aber von Anfang an. In einer Mappe hat Heinemann, Mitbegründer der Bürgerinitiative Nethebrücke in Ottbergen, alle Unterlagen zu dem Fall sauber abgeheftet. Und das erste Blatt macht einen recht neutralen Eindruck: Die GWH informiert da über über die Soforthilfe Erdgas, auch unter dem Namen Gaspreisbremse bekannt. Das Unternehmen schildert in dem Schreiben, warum der Abschlagsplan, also die Liste der vom Kunden zu zahlenden Abschläge, in der Zwischenrechnung noch nicht die Energiepreisbremsen berücksichtige. Da kündigt das Unternehmen an, dass Verbraucher den Abschlagsplan mit den Energiepreisbremsen im April in einer separaten Rechnung erhalten. Die hat Heinemann auch bekommen. Und sich gewundert. Denn der prognostizierte Jahresverbrauch war auf rund 13.000 Kilowattstunden festgesetzt worden – dabei lagen die Verbrauchszahlen der letzten drei Jahre bei ihm und seiner Frau bei rund 30.000 Kilowattstunden. Das ist deshalb von Bedeutung, weil bei der Energiepreisbremse für 80 Prozent des Verbrauchs vergünstigte 12 Cent pro Kilowattstunde bezahlt werden. Angerechnet werden diese 80 Prozent auf 100 Prozent eines im September 2022 prognostizierten Jahresverbrauchs. Und wenn der niedriger angesetzt ist, als tatsächlich zu erwarten, bekommt der Kunde weniger Gas zum günstigen Preis. Also mehr. Heinemann wollte sich das nicht gefallen lassen – und erhob Einspruch gegen die Festsetzung. Begründung: &bdquo;Im Widerspruch zum prognostizierten Jahresverbrauch steht die Höhe der Abschlagszahlungen.“ Entschuldigung per Brief Auf dieses Schreiben von Mitte April erhielt der Gaskunde aber nach eigenen Angaben keine Antwort. Deshalb schickte er Anfang Mai erneut ein Schreiben an die GWH. Daraufhin gab es dann ein Antwortschreiben des Versorgers, das dieser Zeitung vorliegt. Darin entschuldigt sich das Unternehmen zunächst, &bdquo;aktuell erreichen uns sehr viele Anfragen, weshalb es zu Verzögerungen in der Beantwortung des Schriftverkehrs kommen kann“, heißt es. Und in der Sache: &bdquo;Derzeit erreichen uns vermehrt Fragen bezüglich einer niedrigen Jahresverbrauchsprognose.“ Die Ursache des ausgewiesenen Wertes liege &bdquo;in der Übermittlung der Daten seitens des Netzbetreibers. Aus diesem Grund habe GWH sich dazu entschlossen, &bdquo;zu niedrig angesetzte Jahresverbrauchsprognosen unserer Kundschaft zu sammeln, &bdquo;um uns dann mit diesen Informationen an den Netzbetreiber zu wenden, um die jeweilige Jahresverbrauchsprognose zu Ihren Gunsten korrigieren zu lassen. Heißt: Die GWH verweist auf den Netzbetreiber. Bei der Verbraucherzentrale NRW sind die Experten ein wenig verdutzt über das Vorgehen der GWH. Gregor Hermanni, Referent für Energierecht von der Verbraucherzentrale, erklärt das übliche Vorgehen und die Fakten auf &bdquo;NW“-Nachfrage: &bdquo;Das Entlastungskontingent für Gas beträgt 80 Prozent der Jahresverbrauchsprognose, die der Abschlagszahlung aus September 2022 zugrunde gelegt wurde und vom Gaslieferanten vorzunehmen ist. Im Regelfall entspricht diese Prognose dem Jahresverbrauch aus der letzten Jahresrechnung vor September 2022.“ Erst wenn diese Daten nicht vorlägen – Heinemann hat sie GWH mehrfach schriftlich mitgeteilt – dürfe der Erdgaslieferant auf die Jahresverbrauchsprognose des Netzbetreibers, die dieser für die Entnahmestelle erstellen muss und dem Lieferant mitteilt, zurückgreifen. &bdquo;Örtliche Verteilnetzbetreiber sind verpflichtet, für jeden Lastprofilkunden eine Prognose über den Jahresverbrauch festzulegen, die in der Regel auf dem Vorjahresverbrauch basiert“, sagt er. Warum ist aber in diesem Fall vom Vorjahresverbrauch so deutlich abgewichen worden? Und warum erhöht GWH nicht einfach die Prognose – und verweist stattdessen an den Netzbetreiber? So jedenfalls ist laut Verbraucherzentrale die Regel: &bdquo;Grundsätzlich hat bei Gas der Gaslieferant auf Basis des Jahresverbrauchs, mit dem der Abschlag für September 2022 berechnet wurde, die Prognose vorzunehmen.“ Brief an den Bürgermeister Heinemann will die Sache jedenfalls nicht auf sich sitzen lassen. Und hat sich mittlerweile schriftlich auch an Bürgermeister Daniel Hartmann gewandt. Er ist Chef des Aufsichtsrates der GWH. Hartmann habe ihn angerufen und versichert, sich des Themas anzunehmen und bei der Geschäftsführung um Klärung zu bitten. Die Verbraucherzentrale rät Kundinnen und Kunden, die Zweifel an der für sie veranschlagten Verbrauchsprognose hegen, dagegen vorzugehen. &bdquo;Der richtige Adressat der Beschwerde kann bei Strom und Gas unterschiedlich sein und ist abhängig vom Einzelfall. Kann keine Lösung gefunden werden, dann ist die Einleitung eines Schlichtungsverfahrens bei der Schlichtungsstelle Energie möglich“, sagt Hermanni. Er betont ausdrücklich: &bdquo;Im Regelfall entspricht diese Prognose dem Jahresverbrauch aus der letzten Jahresrechnung vor September 2022.“ Heinemann hat sich übrigens an den Ratschlag der Verbraucherschützer gehalten. Bevor er aber die Schlichtungsstelle einschalten kann, erwate die GWH, dass er sich zunächst mit deren interner Schlichtungsstelle in Verbindung setzt, sagt er. Das habe er geduldig immer wieder versucht – ohne Erfolg.

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