Stillstand: Warum am Wochenende viele Bahnreisende im Kreis Höxter feststeckten

Kreis Höxter. Es war kalt auf dem Bahnsteig; eine Unterstellmöglichkeit gab es nicht. Und der Zug kam und kam nicht. Der vergangene Samstag war für viele Zugfahrende im gesamten Kreis Höxter ein Albtraum. Auch deshalb, weil viele Fahrgäste nicht den Hauch einer Idee hatten, was los war - und wann es wieder weitergehen würde. Die "Neue Westfälische" hat mit Betroffenen und Verantwortlichen gesprochen. Um 10.36 Uhr wollte Dietmar Barkhausen in den Zug nach Höxter steigen, doch der kam nicht. Mit ihm saßen viele Fahrgäste im Bahnhof in Ottbergen fest. Aber nicht nur dort ging sprichwörtlich nichts mehr. "Eine Frau wollte mit dem Zug von Bad Karlshafen nach Höxter. Sie wartete schon anderthalb Stunden, es gab keine Informationen, was los war", sagt Barkhausen. Aufgrund der Kälte bot er den Reisenden schließlich ein Obdach in den Räumen der Bahnhofsinitiative an - andere Möglichkeiten, sich bei dem kalten Winterwetter aufzuwärmen, gibt es schließlich nicht mehr. Erst um 13 Uhr habe sich der Bahnverkehr "allmählich" wieder in Bewegung gesetzt. "Davor steckten alle Züge fest", sagt Barkhausen, der auch seine Reise erst nach stundenlanger Wartezeit antreten konnte. Große Verwirrung Was also war eigentlich los? Ein Pressesprecher der Deutschen Bahn sagt auf Nachfrage der "Neuen Westfälischen", es habe eine Stellwerksstörung gegeben, "die auch Auswirkungen auf Höxter hatte". Weder auf dem Twitter-Account der Bahn für NRW noch in irgendeinem anderen Hinweis der DB taucht dazu allerdings ein Hinweis auf. Laut Barkhausen herrschte auch am Haltepunkt in Ottbergen große Verwirrung bei den Fahrgästen, die Lautsprecherdurchsagen seien wenig erhellend gewesen. Die Züge auf dieser Strecke betreibt die Nordwestbahn. Und die zieht sich den Schuh für die Lautsprecherdurchsagen nicht an, wie Sprecher Benjamin Havermann erklärt: "Die Durchsagen an den Bahnhöfen erfolgen über die DB Station und Service, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn. Die Nordwestbahn hat keinen Einfluss auf die Lautsprecherdurchsagen." Umgekehrt verweist die Deutsche Bahn auf die Nordwestbahn. "Bezüglich weiterer Details, auch, was die Kundenkommunikation geht, wenden Sie sich bitte an die Nordwestbahn, die die dort verkehrenden Linien RB 84 und RB 85 betreibt", betont Dirk Pohlmann, Pressesprecher NRW der Deutschen Bahn AG. Die Nordwestbahn stellt dann zumindest klar, wo Kunden denn angeblich Informationen zur aktuellen Lage am Samstag erhalten hätten: "Die Leitstelle der Nordwestbahn stellt die jeweiligen Daten zu den betroffenen Zügen über ein Rechensystem zur Verfügung. Auf der Website der Nordwestbahn werden diese Daten direkt den Fahrgästen zur Verfügung gestellt." Fahrgäste ohne eigene Lobby Barkhausen jedenfalls ist angesichts dieses langen und kompletten Zugausfalls sehr ärgerlich: "Man kann sich auf den öffentlichen Nahverkehr nicht verlassen", ist sein Fazit. Und: "Die Leute, die da mitfahren, haben ja gar keine Lobby." Man könne aktuell sehen, dass die Leute mit den Füßen abstimmten und den Nahverkehr weniger statt mehr nutzten. Immerhin sei es auch vor diesem Wochenende immer mal wieder zu Störungen in dem Stellwerk in Göttingen gekommen. Allerdings habe bislang keine so lang angedauert, wie in diesem Fall. Auf die Frage, ob es in dem Stellwerk in der Vergangenheit häufiger zu Störungen gekommen ist, verweist die Nordwestbahn an die DB Netz AG, ebenso eine Tochter der Deutschen Bahn, die das Stellwerk betreibt. Der Sprecher der Deutschen Bahn geht aber auf diese Frage erst gar nicht ein. Zumindest die Nordwestbahn legt offen, wie groß der Ausfall an diesem Samstag im Kreis Höxter tatsächlich gewesen ist: "Die besagte Stellwerkstörung hat auf der Linie RB 84 und auf der Linie RB 85 zu je zehn Ausfällen geführt. Somit waren insgesamt 20 Züge der Nordwestbahn während der besagten Störung im Ausfall oder von den Folgen dieser Infrastrukturstörung betroffen." Die Nordwestbahn hat laut dem Sprecher sogar versucht, einen Schienenersatzverkehr für die ausfallenden Verbindungen einzurichten, "leider gab es keine Kapazitäten bei den Busunternehmen, sodass kein Schienenersatzverkehr zur Verfügung gestellt werden konnte".

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