Silvester Jahreswechsel im Kreis Höxter: Böllern oder nicht Böllern?

Kreis Höxter. Einige Städte in NRW haben dem privaten Feuerwerk zu Silvester schon eine Abfuhr erteilt. Köln, Düsseldorf und Bielefeld zum Beispiel. Wie stehen die Städte im Kreis Höxter zum privaten Böllern? Die NW hat nachgefragt. In Bad Driburg und Brakel seien keine Verbote vorgesehen, teilen die Stadtsprecherinnen Tamara Fleischer und Carla Drewes mit. Einige Städte, etwa Höxter, verweisen aber auf das Sprengstoffgesetz. Dort ist im Paragrafen 23 auch etwas zum Feuerwerk zu lesen. Raketen, Böller und Batterien dürfen nämlich nicht im Umfeld gewisser Gebäude entzündet werden. Dazu gehören Kirchen, Krankenhäuser, Kinder- oder Altenheime sowie Gebäude, die besonders schnell und gut brennen. Das führt in der Kreisstadt dazu, dass privates Feuerwerk in einigen Straßen gar nicht möglich ist. Zum Beispiel in der Westerbachstraße, wie Ordnungsdezernent Stefan Fellmann der NW bereits vor einigen Jahreswechseln erläuterte. An diesen Aussagen habe sich nichts geändert, erklärt nun wiederum Stadtsprecher Markus Finger. Fellmann empfahl übrigens einen Sicherheitsabstand zu den geschützten Gebäuden von 50 Metern. Darüber hinaus, erklärt Finger, seien in Höxter aber keine Verbotszonen geplant, &bdquo;da hierfür keine Gründe vorliegen“. Das Thema Brandgefahr Derweil haben die, die privates Feuerwerk untersagen oder verbieten wollen, verschiedene Argumente. Auch solche, die über die Brandgefahr hinausgehen. Wobei die Brandgefahr alles andere als theoretisch ist. Beispiel: Das Jahr 2020 ist erst wenige Minuten alt, als in der Nieheimer Ortschaft Erwitzen eine Scheune Feuer fängt. Es entwickelt sich ein Großbrand, den die herbeigeeilten Retter über Stunden in Schach halten müssen. Am Ende ist das Gebäude trotzdem nicht zu retten. Den Sachschaden bezifferte die Polizei damals auf 150.000 bis 200.000 Euro. Lesen Sie auch:Pro&Contra zu einem Feuerwerksverbot im Kreis Höxter Dann ist da die Verletzungsgefahr. Und auch die ist real. Eine deutschlandweite Bilanz von 2018 liest sich dabei ein bisschen wie eine Horrorgeschichte. &bdquo;Zwei junge Männer in Brandenburg starben in der Silvesternacht bei Unfällen mit Böllern“, &bdquo;ein 35 Jahre alter Mann erlag (...) trotz sofortiger Erster Hilfe seinen schweren Verletzungen“, ein 19-Jähriger starb, weil er sein selbstgebautes Feuerwerk zünden wollte, von dem er am Kopf getroffen wurde, &bdquo;auf einer Silvesterfeier (...) wurde ein 22-Jähriger lebensgefährlich verletzt, als ein Böller zu früh an seinem Gesicht explodierte“. Doch auch in der Region kam es schon zu schwersten Verletzungen. Ein Böller explodierte 2017 noch in Hand eines 40-Jährigen aus Fürstenberg und riss ihm dabei Teile sämtlicher Finger und des Daumens der linken Hand ab. Auch zog er sich eine schwere Augenverletzung zu. Mit dem Rettungshubschrauber wurde er ins Krankenhaus geflogen. Das Thema Lärm So schön Feuerwerk am Himmel aussieht, es knallt auch ganz schön. Kleine Kinder und Tiere können sich daran nur selten erfreuen. Außerdem, und das kann niemand bestreiten, der schon einmal ein Paket Raketen in die Luft gejagt hat, verursacht Feuerwerk ganz schön viel Feinstaub. Nach einem üppigen Feuerwerk ist die kalte Neujahrsluft zum Schneiden dick. In Nieheim indes habe der Stadtrat während der Hochzeit der Pandemie, 2020 und 2021, dazu aufgerufen, aufs Böllern und Abschießen von Raketen zu verzichten, um Verletzungen und damit eine mögliche Überlastung der Krankenhäuser zu verhindern. Einen Zwang zum Verzicht kann sich Bürgermeister Johannes Schlütz indes nicht vorstellen – wenn im Rat darüber beraten wird, dann allerdings ohnehin erst im Dezember. Uta Lücking von den Grünen indes lässt durchblicken, dass ihre Fraktion das Thema erneut auf die Tagesordnung in Nieheim bringen könnte. 2021 hatten die Grünen für ihren Vorstoß, das Feuerwerk einzuschränken, die Verwaltung und die Mehrheit des Rates auf ihrer Seite. Gründe für ein Verbot oder zumindest eine Denkanregung für den Verzicht gibt es in ihren Augen ziemlich viele, auch wenn eine drohende Überlastung der Krankenhäuser dann womöglich kein Thema mehr ist: Da ist neben der Verletzungsgefahr und dem Lärmfaktor für Haus- und Wildtiere auch die Problematik, dass Böller und Raketen die Traumata bei Geflüchteten aus der Ukraine wieder aufreißen könnten. Und dann ist da die Sache mit der Luftbelastung: &bdquo;Muss man denn in einer Nacht so viel Feinstaub in die Luft pusten“, fragt sie.

Mehr zum Thema