Fall Domenika S.: Der letzte Akt der Seriendiebin aus Höxter

Höxter. Brigitte E. (alle Namen geändert) ist fassungslos: Eine Diebin schlägt nur zwei Tage nach ihrer Verurteilung vor dem Amtsgericht Höxter bei ihr zu und stiehlt unter anderem Handtasche, EC-Karte und wichtige Schlüssel. Es soll Domenika S. gewesen sein. Eine 21-Jährige, mit einer Hirnschädigung zur Welt gekommen. Forensische Gutachter halten sie für vermindert, teilweise gar nicht schuldfähig. Das Amtsgericht Höxter ordnet deshalb eine Unterbringung in einer geschlossenen Einrichtung an. Wie kann es da sein, dass Domenika S. bei ihr einbricht, fragt Brigitte E. und wendet sich an einem Schreiben, das der Redaktion vorliegt, an die Generalstaatsanwaltschaft in Hamm. "Ich bitte Sie daher, nach einer Verurteilung auch dafür Sorge zu tragen, eine entsprechende Einrichtung zu finden. Ihr System krankt, es kann doch nicht sein, dass nach einer Verurteilung alles so bleibt wie es ist?", schreibt Brigitte E.: "Es kann nicht sein, dass Polizei, Verwaltung machtlos weitere Straftaten nur aufnehmen und nichts geschieht." Derweil hat sich bei der Neuen Westfälischen ein weiteres Opfer von Domenika S. gemeldet. Werner M., der nicht nur zweimal von der 21-Jährigen heimgesucht wurde, sondern der sie auch von einer anderen Seite kennengelernt hat. "Ich trete dir in die Eier" "Sie ist auch zweimal bei uns eingebrochen", schildert der Rentner. Dazu habe er sie mehrfach erwischt, wie sie seinen Garten betrat. "Sie wird dann auch schnell aggressiv", beschreibt Werner M. und zitiert: "Ich trete dir in die Eier." Zweimal sei Domenika S. der Einbruch gelungen. Einmal, gibt er zu, habe die Terrassentür offen gestanden. Das andere Mal jedoch habe S. die Tür aufgebrochen. Spuren des gewaltsamen Eindringens habe seine Versicherung dokumentiert und anerkannt. Domenika S. stahl dabei unter anderem Werner M.s Smartphone. Alle schönen Fotos waren gelöscht, als er es wieder bekam, erzählt der Rentner. Dieser Schaden sei bei Weitem schlimmer gewesen als der Materielle. Schubladen durchwühlt und eine Toilette "zugeschissen" Die Wohnungen im Haus waren verwüstet. Sämtliche Schubladen durchwühlt, Räume verschmutzt, eine Toilette "zugeschissen". "Man lebt in ständiger Furcht", sagt Werner M., "man riegelt alles ab und es geht so viel Lebensqualität verloren". Er habe angefangen, am Rechtsstaat zu zweifeln, schildert der Rentner. Es gehe einfach gegen das "natürliche Rechtsempfinden", dass ein Mensch Tag für Tag Schaden zufüge. "Die Oberstaatsanwälte und Richter, die haben Schließanlagen", die erlebten das nicht, sagt M. Aber es ist dem Höxteraner auch wichtig, die Polizei zu loben. Alle Beamtinnen und Beamte habe er als "sehr einfühlsam", "hoch anständig" und "so hilfsbereit" erlebt. Die Polizisten hätten sich nicht nur menschlich um ihn und seine Familie gekümmert, sondern seien auch "hinterher gewesen", dass sie die gestohlenen Gegenstände schnellstmöglich zurückerhalten hätten. "Das muss man auch sagen, da haben wir schon Glück mit unserer Polizei", findet Werner M. Das Vollstreckungsverfahren begann, als das Urteil rechtskräftig wurde Bei der Generalstaatsanwaltschaft in Hamm ist die Beschwerde von Brigitte E. angekommen. Viel mehr als diese weiter zu leiten, habe die Behörde aber nicht tun können, wie Elmar Pleus, Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft im Gespräch mit der Neuen Westfälischen berichtet. Denn da es sich um ein Jugendstrafverfahren handele, sei die zuständige Vollstreckungsbehörde das Amtsgericht Höxter. Der Direktor des Amtsgericht Höxters, Ulrich Thewes, erklärt auf Anfrage der NW: "Grundsätzlich ist es so, dass man erst mal die Rechtskraft eines Urteils abwarten muss." Rechtskräftig wird ein Urteil, wenn nicht Staatsanwaltschaft oder Verteidigung binnen einer Woche Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen. Im Fall von Domenika S. sei dies nicht geschehen. Das Urteil sei also seit Anfang Oktober rechtskräftig. "Am selben Tag ist das Vollstreckungsverfahren eingeleitet worden", erläutert Thewes. Das ging also sehr schnell. Denn eine Frist, innerhalb derer vollstreckt werden muss, gibt es laut Thewes nicht. Nachdem es Kontakt zum LWL gab, sei Domenika S. nun geschlossen untergebracht. Und Menschen wie Brigitte E. oder Werner M. können aufatmen.

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