Höxters Musikschulleiter verabschiedet sich mit Mahnung und Traum

Höxter. Weniger Kapitän als vielmehr Taktgeber, damit alle im Boot mit Freude in die gleiche Richtung fahren – so hat der langjährige Musikschulleiter in Höxter, Martin Leins, seine Aufgabe verstanden. Im Mittelpunkt dabei immer: die musikalische Arbeit mit den Kindern. Die aber sieht er in Gefahr. Ein Leben ohne Musik ist für ihn unvorstellbar, sagt Martin Leins im Gespräch mit nw.de. Das meint er für sich persönlich, aber auch mit Blick auf die Stadt Höxter. Und deshalb wünscht er sich sehr, dass die in vergangenen Jahrzehnten aufgebaute musikalische Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und in den Ensembles, aber auch mit Flüchtlingen nicht den Geldnöten der Kommune zum Opfer fällt. Private Kräfte könnten nicht ersetzen, was das Team der Musikschule in Höxter leiste. Es drohe etwas wegzubrechen, was unersetzbar ist, sagt Leins. Bei seinem Abschiedskonzert habe er eine große Wertschätzung erfahren, die ihn sehr berührt habe. Er wünsche sich von der Stadt und den politisch Verantwortlichen, dass die Arbeit des Musikschulteams eben diese Wertschätzung erfahre. Tatsächlich gab es am Sonntag bei Leins offizieller Verabschiedung viele Lobeshymnen. &bdquo;Musik ist eine Sprache ohne Worte und verbindet die Kulturen. Sie fördert Kreativität und bringt häufig Groß und Klein zusammen. Zahlreiche Höxteraner lernten diese Sprache an der Musikschule Höxter, deren Gesicht stets der heute 62-jährige Martin Leins gewesen ist“, würdigte beispielsweise Höxters Bürgermeister Daniel Hartmann den Musiker. Als klangvolle Kulisse für das Abschiedskonzert diente die Marienkirche. Die Kinder und die Jugend im Fokus 25 Jahre hat Martin Leins die Musikschule mit Hingabe geleitet, geprägt und weiterentwickelt. Besonderes Augenmerk legte er dabei auf den Ausbau der musikalischen Früherziehung. Als er begann, gab es bereits erste Kooperationen mit Kindergärten und Schulen. Inzwischen gebe es ganze Klassenverbände, die Musik lernten, zum Beispiel die Instrumentalklassen am König-Wilhelm-Gymnasium. Leins Selbstverständnis der Musikschule war dabei weniger die Förderung der Eliten, sondern, dass allen eine musikalische Bildung ermöglicht wird. Auch denen, die es sich eigentlich nicht leisten können. Für sie gab es Patenschaften. Und als 2015/2016 besonders viele Flüchtlinge in der Region ankamen, begann eine von Leins unterstützte Kooperation der Musikschule Höxter, dem Verein Welcome und dem Kommunalen Integrationszentrum: Der Interkulturelle Chor Höxter war geboren. Musikbegeisterte treffen sich zum gemeinsamen Singen, unabhängig von Alter oder Herkunft. Dass dieser Chor die Schwierigkeiten der Coronapandemie überstanden hat, freut Leins ganz besonders. Musik kennt für ihn keine Grenzen – was auch durch die Zusammenarbeit mit der Musikschule Holzminden deutlich wird. Ehrenamtlich war der Herlinghäuser zudem Dirigent des Musikvereins Sommersell. Leins ist gebürtiger Schwabe, wuchs als einer von drei Brüdern nahe Stuttgart auf. Die Musik brachte ihn zunächst an das Musikhochschule Detmold. Nach drei Semestern Trompete folgte er dort einem Rat seines Professors Michael Höltzel und stieg auf das Horn um. Eine der wichtigsten Entscheidungen seines Lebens. Die Horntage Höxter, für die er sich eine Zukunft wünscht, zeugen von der besonderen Beziehung zu diesem Instrument. Aus gesundheitlichen Gründen kann er es derzeit nur noch sehr eingeschränkt spielen. Aus dem Schwabenland Nach der Ausbildung zog es Leins dann nach Höxter, wo er als zukünftiger Leiter der Musikschule seinen Platz fand, um hier etwas &bdquo;auf die Beine zu stellen“ wie es in der Laudatio von Ulrich Krätzig beim Abschiedskonzert hieß. Viele Gäste und Weggefährten kamen in die Marienkirche, um Martin Leins musikalisch und auch mit vielen guten Worten zu verabschieden. Neben dem Bürgermeister und Vertretern des Rats auch ehemalige Schüler und Kollegen. Nahezu jeder Platz war besetzt. Leins brachte sich natürlich auch selbst ein, sowohl dirigierend, musizierend wie auch singend. Er schaffte es noch einmal, zu begeistern und alle Anwesenden mitzureißen. Beim letzten Stück des Konzerts blieb kaum jemand auf seinem Stuhl sitzen. Am Ende gab es viel Applaus für einen &bdquo;außergewöhnlichen Menschen“, wie Ulrich Krätzig seinen ehemaligen Lehrer bezeichnete. Standing Ovations und der Wunsch Leins, das Fortbestehen &bdquo;seiner“ Musikschule Höxter durch Spenden zu unterstützen, krönten das Konzert. Und da blitzte sie wieder auf, die unbeschreibliche Leidenschaft für Musik. Die konnten die Höxteraner auch oft beim großen Weihnachtssingen auf dem Marktplatz zur Einstimmung auf den Heiligen Abend spüren. Wenn alle gemeinsam die Weihnachtslieder anstimmten, war das auch für Leins ein ganz besonderer Moment. &bdquo;Es wäre ein Traum, dass noch einmal erleben zu dürfen“, bekennt er.

Meistgelesen