Beverungen/Höxter. Wie lassen sich Bakterien gentechnisch verändern? Das ist nur eine Frage dessen Antwort der Besuch im Beverunger Biolabor „B!lab“ liefert. Seit vielen Jahren können hier Naturwissenschaftskurse von Schulen aus ganz OWL forschen und praktische Verfahren in der Biotechnologie selber durchführen. Am Standort Beverungen droht aus Kostengründen nun das Aus. Vertreter der Stadt Höxter, der Technischen Hochschule OWL und des König-Wilhelm Gymnasiums haben bei einem Besuch nun ihr Interesse an einem Weiterbetrieb in Höxter bekundet.
„Wir wollen das Labor an den Standort Höxter holen und dem erfolgreichen Biolabor damit eine Zukunft in der Region geben“, machen Bürgermeister Daniel Hartmann und Prof. Burkhard Wrenger von der TH OWL sowie Vertreter des König-Wilhelm Gymnasiums und des Schulträgers bei einem Besuch vor Ort deutlich. Von Laborleiterin Petra Schröder und Sebastian Ellinghaus vom Betreiberverein werden sie durch die rund 400 Quadratmeter Laborfläche geführt und über die Arbeit des in ganz Ostwestfalen bekannten Labors informiert.
Etwa 1.100 Schülerinnen und Schüler aus ganz Ostwestfalen und darüber hinaus forschen und experimentieren jährlich im Beverunger Biolabor, das 2006 eröffnet wurde. Es waren auch schon mal 2.000 jährlich. Vor allem Gymnasien und Gesamtschulen aber auch Real- und Hauptschulen nutzen die Einrichtung.
„Unsere angebotenen Kurse sind zu 100 Prozent ausgebucht. Mittlerweile ist es so, dass die Schulen beziehungsweise die Lehrer sofort für das nächste Jahr wieder einen Kurs buchen, wenn sie bei uns vor Ort sind“, berichtet Laborleiterin Petra Schröder. „Mit unserem Angebot ergänzen wir sinnvoll den Biologieunterricht insbesondere im Oberstufenbereich“. Nominell wird das Labor von der „Bildungsinitiative Beverungen und Umgebung“ betrieben und entsprechend durch die Stadt Beverungen finanziert. Da dies in Zukunft nicht mehr gewährleistet ist, befindet sich das Labor auf der Suche nach einem möglichen neuen Standort. Auch um das Angebot weiterhin in der Region aufrechtzuerhalten.
Langjährige Erfahrung durch Hex-Lab
Die Vorteile eines neuen Standortes in Höxter, und hier um genau zu sagen in den freien Labor- und Werkstatträumen auf dem Campus der Technischen Hochschule OWL liegen auf der Hand. „Da wäre zum einen die fachliche und wissenschaftliche Anbindung zum Hochschulbetrieb“, stellt Burkhard Wrenger heraus. „Die Verbindung zum Schulunterricht würde hergestellt und die Schülerinnen und Schüler können bei ihrem Besuch im Biolabor echtes „Hochschul-Feeling“ genießen“, macht der Professor an der TH OWL deutlich.
Ferner stehen das notwendige Know-how zur Verfügung und langjährige Erfahrungen durch den Betrieb des Höxteraner Schülerlabor „Hex-Lab“ liegen vor.
Auch Heike Edeler, Schulleiterin am König-Wilhelm Gymnasium würde eine Ansiedlung des Labors in Höxter begrüßen und stellt für diesen Fall eine Kooperation mit der TH OWL in Aussicht. „Bereits in anderen Themenfeldern arbeiten wir mit der Hochschule eng zusammen. Durch eine Kooperation beim Betrieb des „B!lab“ können wir die weiterhin sehr enge curriculare Anbindung an Abiturvorgaben sicherstellen“, erläutert Heike Edeler und stellt heraus, dass über das KWG gute Kontakte zur Bezirksregierung und zu weiterführenden Schulen mit gymnasialen Oberstufen aus der Region bestehen, deren Schülerinnen und Schüler vornehmlich das Labor besuchen. Mit Andre von Rüden ist ferner eine Lehrkraft des KWG seit vielen Jahren Kursleiter im „B!lab“.
Für Bürgermeister Daniel Hartmann sind das, neben weiteren positiven Aspekten, wesentliche Gründe, die für einen neuen Standort in Höxter sprechen. „Die Unterstützung von Lokalpolitik und Verwaltung sind bei diesem Vorhaben gegeben. Die Stadt Höxter würde sich freuen, dem bekannten Biolabor künftig eine neue Heimat in der Kreisstadt geben zu dürfen“.
INFORMATION
Stadt Beverungen fühlt sich alleingelassen
Das Biolabor (B!Lab) in Beverungen ist in ganz Ostwestfalen bekannt. Die interessanten und lebensnahen Experimente wecken das Interesse bei den Schülern für den spannenden Fachbereich der Bio- und Gentechnik. Deswegen nutzen neben den weiterführenden Schulen aus dem Kreis Höxter auch Schule aus den Kreisen Ahlen, Löhne, Enger, Paderborn oder Detmold das Labor. Für das Schuljahr 22/23 ist das Biolabor bereits wieder ausgebucht. 56 Kurse sind terminiert. Mehr geht nicht bei der aktuellen Personalausstattung.
Trotzdem fühlt sich die Stadt Beverungen seit Jahren in finanzieller Sicht allein gelassen, denn ein erheblicher Teil der Kosten bleibt an der Kommune hängen. 25.000 Euro sind es aktuell für Miete, Nebenkosten und Reinigung. Nun wird nach finanziellen Auswegen gesucht. Da Schulen aus ganz OWL das Labor nutzen, versuchte Beverungens Bürgermeister Hubertus Grimm die Bezirksregierung mit ins Boot zu holen, wie er bereits in der April-Ratssitzung berichtete. Da das Land aber schon das Personal zur Verfügung stellt, werden vom Regierungspräsidium weitere Kostenübernahmen ausgeschlossen. Auch der Versuch, Stiftungen für eine Förderungen zu finden, blieb trotz intensiver Sucher bisher erfolglos. Deshalb brachte die Stadt selbst die Verlagerung ins Spiel.
Bereits 2012 drohte dem B!Lab das Aus. Damals sollten die Fördergelder gestrichen werden des Bundes gestrichen werden. (tor)
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