Ende der Maskenpflicht: So lief der erste Tag im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Erst war sie ungewohnte Pflicht und modisches Accessoire, später medizinisches Produkt, das Leben retten sollte, jetzt wird sie in vielen öffentlichen Bereichen freiwilliger Selbstschutz: die Maske. Seit dem Wochenende ist es beispielsweise nicht mehr notwendig, beim Einkaufen eine medizinische Mund-Nase-Bedeckung zu tragen. Auch in vielen öffentlichen Einrichtungen fällt sie weg. Für viele ein noch sehr ungewohntes Bild. Und durchaus umstritten, immerhin lag die Wocheninzidenz im Kreis Höxter am Montag noch bei 1.338,3 und auch der Höchststand an aktuellen laborbestätigten Infektionen ist kaum mehr als zwei Wochen alt. Blick in die Stadtverwaltung Auch das Steinheimer Rathaus hatte gerade in den vergangenen Wochen schwer mit Corona zu kämpfen. Die Zahl der Infektionen unter den Mitarbeitern schnellte extrem in die Höhe. Die Situation entspanne sich erst seit kurzem wieder etwas, wie Bürgermeister Carsten Torke berichtet. Dennoch gilt auch hier keine generelle Maskenpflicht mehr. &bdquo;Wir setzen auf Eigenverantwortung und Selbstschutz“, sagt der Verwaltungschef. So werde beispielsweise auf den engen Fluren weiterhin Maske getragen. Ebenfalls in Büros, wo sich die Mitarbeiter direkt gegenüber sitzen. Und für Besucher gilt: Sie müssen keine Maske tragen, können es aber. Und sollte sich der Besucher wünschen, dass auch der Verwaltungsmitarbeiter gegenüber im Gespräch weiter eine Mund-Nase-Bedeckung trägt, dann werde das getan, erklärt Torke das Prozedere. Zwar könnte er, wie jeder Einzelhändler, Gastronom oder Hausarzt von seinem Hausrecht gebraucht machen und weiter eine Maskenpflicht vorschreiben – das möchte der Steinheimer Bürgermeister aber vorerst nicht. Wenn überall Öffnungsschritte gewagt werden, könne und wolle er sich dem nicht verweigern, sagt er. Gleichwohl hält er sich diese Option offen, sollten die Infektionszahlen wieder deutlich nach oben steigen. Er hofft und setzt aber auf die Vernunft der Menschen. Die habe er beim Einkaufen am frühen Montagmorgen selbst erleben können. Obwohl es keine Maskenpflicht mehr gebe, hätten so gut wie alle eine getragen – zumindest ist er niemandem begegnet, der sich und andere nicht geschützt hätte. Der Gang durch Ladenund Supermarkt Im Warburger Rewe-Supermarkt ist am Montag die Maskenpflicht gefallen, sagt Marktleiter Dieter Rademacher. Doch behielten rund 90 Prozent der Kunden den Mund-Nasen-Schutz auf. Nur zwei Kunden hätten beim Einkauf nach der aktuellen Regelung gefragt. Was vor Kurzem noch undenkbar gewesen sei, werde sich nach und nach wieder einspielen, erwartet Rademacher.Der Chef und die Mitarbeiter haben sich darauf verständigt, aus Vorsicht die Maske weiter zu tragen. &bdquo;Aus Eigenschutz“, sagt Rademacher. Hohe Inzidenzen. Der Geschäftsbetrieb habe in den vergangenen Wochen nicht wie landauf, landab in vielen anderen Supermärkten zu sehr unter einem krankheitsbedingten Personalausfällen gelitten. Bis zu fünf Mitarbeiter seien an manchen Tagen aber dann auch im Warburger Rewe-Markt zu verzeichnen gewesen. &bdquo;Im Moment sind es zwei, das können wir noch gut kompensieren.“ Der größte Berührungspunkt zwischen dem Supermarkt-Personal und der Kundschaft sei der Kassenbereich. &bdquo;Da bleiben die Plexiglasscheiben als Trennung“, beschreibt der Marktleiter.Im Eingang des Möbelhauses Pollmann steht ein Schild, das darauf hinweist, doch auch weiterhin eine Schutzmaske zu tragen. &bdquo;Unsere Empfehlung an unsere Kunden, die sich teils, und sei es nur aus dem Trott heraus, daran halten“, sagt Mitarbeiter Andras Karl Böttcher. Für die Belegschaft bestehe dagegen ein Gebot. Beim verkaufsoffenen Sonntag am Wochenende in Bad Arolsen habe er kaum jemanden in den Geschäften gesehen, der noch eine Maske getragen habe, schildert der Bad Arolser seine Erfahrung. Zwiegespaltene Gastronomen Gastronom und Hotelier Joachim Avenarius, Betreiber von Hotels und Restaurants in Willebadessen und Bad Driburg, hat ein zwiegespaltenes Verhältnis zum Ende der Maskenpflicht. Es sei vor allem für Kollegen, die ein jüngeres Publikum ansprechen, ein wichtiger Schritt. Er spüre, dass seine Gäste sich jedoch mehr Sicherheit bei ihrem Urlaub wünschen.Deshalb wird zumindest am Büfett, dort wo viele Menschen zusammen kommen, weiterhin die Maskenpflicht gelten. Ob sich das lange durchhalten und durchsetzen lässt, weiß er noch nicht. Auch Mitarbeiter werden weiterhin – freiwillig und zum Selbstschutz – Maske tragen, berichtet der Chef des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga im Kreis Höxter für seine Häuser. Andere Regeln für Hausärzte In medizinischen Einrichtungen gilt, anders als zunächst geplant, weiterhin die Maskenpflicht. Richtig so, findet der Beverunger Arzt Jens Grothues, medizinischer Berater der Koordinierungsgruppe Covid-Impfeinheit des Kreises Höxter. Denn einerseits müssten Patienten, andererseits auch das Personal geschützt werden. In anderen Bereichen hält er die Öffnungsschritte für durchaus richtig, sie gehen ihm sogar teilweise nicht weit genug und zu langsam. Anlassloses Testen hält er beispielsweise für überflüssig. Lesen Sie hier den Seitenblick zum Thema: Endlich Zeit zum Durchatmen Jeder müsse nun für sich selbst entscheiden, inwieweit er sich einschränken und in besonderer Weise schützen will. Denn Grothues hält es für gegeben und quasi notwendig, dass sich jüngere nach einer dritten Impfung auch infizieren, um so einerseits einen weitgehend milden Verlauf zu haben, andererseits einen besseren Schutz bei einer erneuten Ansteckung und einer problematischen Pandemie-Entwicklung im Herbst. Das gilt wohlgemerkt für dreifach Geimpfte. Auch wenn die Inzidenzen derzeit sehr hoch seien, käme der Kreis Höxter derzeit gut durch die Pandemie, weil es so gut wie keine dramatischen Fälle gebe. Grothues rechnet damit, dass die Infektionszahlen in den kommenden Wochen sehr hoch bleiben und nur sehr langsam sinken werden.

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