"Tiere einfach nichts wert": Kritik an Tötung zweier Nandus im Kreis Höxter

Kreis Höxter. "Tiere sind einfach nichts wert, traurig" oder "das ist unglaublich": Im Internet sorgt die Nachricht, dass die beiden entlaufenden Nandus im Kreis Höxter von einem Jäger erschossen worden sind, für Empörung. Wie berichtet, waren im Kreis Höxter zwei der größten amerikanischen Laufvögel unterwegs. Einer im Nordkreis und einer im Südkreis. Die Polizei entschied in Absprache mit dem Veterinärdienst des Kreises Höxter, beide ausgebüxte Tiere zum Abschuss freizugeben. Mit der waidgerechten Erlegung wurde ein Jäger beauftragt und erhielt eine Sondergenehmigung für den Abschuss. Auf der Facebook-Seite der Neuen Westfälischen Höxter sorgt diese Nachricht für Fassungslosigkeit und Empörung. "Eine Betäubung hätte auch gereicht", meint da ein Nutzer. Eine Nutzerin findet die Entscheidung der Behörden "Erbärmlich. Es gibt auch Narkosepfeile". Wie berichtet, hatte die Polizei erklärt, dass eine Betäubung eines freilaufenden Tieres verworfen worden sei, "weil diese schwierig ist." Sollte dabei der Vogel nicht richtig getroffen werden, könne er erst recht unberechenbar werden, erklärten Vogelexperten gegenüber der NW. Im Netz stößt diese Erklärung auf Unverständnis: "Betäuben wäre keine Möglichkeit gewesen? Und jetzt kommt mir nicht mit wäre nicht möglich gewesen. Erschießen ging also", schreibt ein Nutzer. "Da hatten die Jäger ihren Spaß", glaubt ein anderer User. Eine Kommentatorin ist aber auch einfach nur traurig: "Schade, dass die beiden erschossen werden mussten." Wie berichtet, argumentiert die Polizei, bei der Entscheidung für den Abschuss der Tiere habe die Gefahrenabwägung eine entscheidende Rolle gespielt. Die Einschätzung, dass bei einem Zusammenstoß mit einem Auto nicht nur erhebliche Sachschäden, sondern auch schwere Verletzungen der Insassen zu befürchten seien, habe den Ausschlag gegeben. "Nandus sind und bleiben Wildtiere" Dass der Abschuss aber tatsächlich die einzige Lösung war, daran zweifeln die Kommentatoren auf der NW-Facebook-Seite massiv. Eine ehemalige Nandu-Halterin aus dem Kreis Höxter, sagt im Gespräch mit der NW, dass sie durchaus Verständnis für die Entscheidung der Behörden hat. Da sie keine Lust auf großartige Diskussionen mit Tierschützern hat, will sie lieber ungenannt bleiben. Vier Jahre lang konnte sie selbst Erfahrungen mit den Laufvölgeln sammeln. Einmal sei ein Nandu ausgebüxt - "wir hatten ganz viel Glück, dass wir das Tier wieder einfangen konnten", sagt sie. Das Tier sei in einer Scheune geflüchtet, dort habe es die Möglichkeiten gegeben, den Laufvogel unter sicheren Bedingungen einzufangen, wenn solche Bedingungen nicht gegeben seien, schätzt sie die Gefahr als sehr hoch ein. "Wenn die Tiere in Not kommen und sich wehren, haben Leute, die sie einfangen möchten, keine Chance", glaubt sie. Es bestehe sogar die Gefahr, dass Nandus ihren Häschern mit den Krallen den Bauch aufschlitzen. "Nandus sind und bleiben Wildtiere, man sollte sie nicht verhätscheln." Netzwurfgerät als Option? Kirsten Strauch von der Wildvogelhilfe Willebadessen, ist der Meinung, dass ein Abschuss immer "die letzte Option sein sollte". Sie hätte durchaus Alternativen zur Tötung der Tiere gesehen, gerade der Nandu, der im Südkreis unterwegs gewesen sei, habe Menschen durchaus näher an sich herangelassen. Sie hatte dabei auch Kontakt mit dem "Tiernotruf" aus Düsseldorf, der über ein spezielles Netzwurfgerät verfüge und Hilfe angeboten habe. "Aber die brauchen natürlich ein bisschen Zeit", sagt Strauch. Zeit, die die Verantwortlichen offenbar nicht gesehen haben. "Das ist dumm gelaufen", sagt die ehrenamtliche Vogelhelferin.Die beiden Laufvögel wurden am Wochenende und an den folgenden Tagen in mehreren Kommunen des Kreises Höxter gesichtet. Nicht überall in Deutschland sorgen ausgebüxte Nandus indes für derartige Aufregung. Im Nordwesten Mecklenburg-Vorpommerns lebt sogar eine Wildpopulation der Tiere. 157 Tiere wurden dort im Frühjahr 2021 gezählt. Sie stammen von einer Gruppe Nandus ab, die aus einem Gehege ausgebrochen waren. Die Lauftiere sind allerdings auch in Mecklenburg-Vorpommern nicht unumstritten bei Wild-Experten. Weil sie die heimische Fauna gefährden sollen, werden sie dort seit 2020 bejagt.

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