Von Aschermittwoch bis Zoch: Das Karnevals-ABC für den Kreis Höxter

Kreis Höxter. Eigentlich ist Rosenmontag der Höhepunkt der närrischen Session. Eigentlich, wenn Corona nicht zum zweiten Mal alle Pläne zunichtegemacht hätte. Und nun der Krieg in der Ukraine. Stattdessen: erinnern und vorfreuen auf 2023. Auch anhand des närrischen ABC im Kreis Höxter: A wie Aschermittwoch Dann ist alles vorbei – aber noch ist es nicht so weit. An diesem Tag beginnt die 40-tägige Fastenzeit als Vorbereitung auf Ostern. Die Bezeichnung Aschermittwoch kommt von dem Brauch, an diesem Tag im Gottesdienst die Asche der verbrannten Palmzweige des Vorjahres zu weihen und die Gläubigen mit einem Kreuz aus dieser Asche zu bezeichnen. B wie Brakel Radau Dieser Name ist Programm, erklärt Mark Elberg, Präsident der Karnevalisten von &bdquo;Brakel Radau“. Seit 1988 rufen die Brakeler Jecken an den närrischen Tagen diese beiden Worte. &bdquo;Solche einen Schlachtruf hat nicht jeder“, betont der Ober-Jecke, &bdquo;das lässt sich gut singen und rufen“. Der Schlachtruf gab auch dem Verein den Namen. Und &bdquo;Brakel Radau“ war auch schon beim früheren Brakeler Karnevalsverein vor dem Zweiten Weltkrieg üblich. C wie Carnevalsverein Weserbrücke von 1975 Dort an der Weser findet der einzige Rosenmontagszug durch zwei Kommunen und zwei Bundesländer statt: Denn der CVWB vereint auf NRW-Seite Beverungen und auf niedersächsischer Seite Lauenförde. Ihr aktuelles Sessionsmotto lautet: &bdquo;Aus der Urzeit bis ins All – zusammen feiern wir Carneval“. D wie Dreigestirn Das Kölner Dreigestirn, bestehend aus Bauer, Prinz und Jungfrau wird jedes Jahr neu gewählt. Und hier achten die Jecken ausnahmsweise penibel auf die Ordnung: Es gibt eine genaue Liste, wann welcher Karnevalsverein die obersten Repräsentanten stellt. In Köln steckt im Jungfrauenkostüm ein Mann. Im Kreis Höxter haben die Willebadessener Karnevalsfreunde (WKF) ein Dreigestirn. Das Dreigestirn, das sich aus Prinz, Jungfrau und Bauer zusammensetzt, wird in Willebadessen respektvoll als Trifolium Wilbotissun bezeichnet. E wie Emmersingers Lange Zeit hatten Manfred Franzke, Helmut Hans, Willi Grimme, Rudi Kautzor und Klaus Müller das Liedgut der Weberstadt Nieheim vorgetragen. Nach 28 Jahren auf der Bühne waren sie in den Ruhestand gegangen und blieben als die &bdquo;alten Emmersingers“ in Erinnerung. Die &bdquo;jungen Emmersingers“ gibt es schon wieder zwölf Jahre. Ihnen gehören Axel Drewes, Christoph Schlick, Daniel Pott, Thomas Lauinger, Felix Peine und Marten Rotthus sowie Willi Wiegers an. Wenn die Emmersingers auf der Bühne stehen, heißt es: &bdquo;Das ist Karneval bei uns in Nieheim.“ Dann erklingt: auch &bdquo;Es muss am Emmerwasser liegen, dass ich so fröhlich bin, und alle Sorgen, die mich drücken, nimmt der Wind dahin.“ F wie Funkenmariechen Das Funkenmariechen wird auch Tanzmariechen genannt, ist eine auf die früheren Marketenderinnen zurückgehende traditionelle Figur im Karneval und kam zunächst nur im Rheinland vor. Die typische Kleidung ist oft an die Oberbekleidung an Uniformen aus dem 18. Jahrhundert angelehnt: Dreispitz, Perücke mit geflochtenen Zöpfen, Stiefel, Uniform mit Jacke und Hose. Ein kurzer, aber weiter, teils auch plissierter Rock ersetzte später die Hose. Diese Tänzerinnen üben in Karnevals- oder speziellen Gardetanzvereinen, im Kreis Höxter unter anderem in Beverungen, Bad Driburg oder auch Ovenhausen. G wie Glamour Girls Der Freundeskreis um die damalige Prinzessin Annette wollte in Bad Driburg eigentlich nur zu ihrem Abschluss eine besondere Freude bereiten. Daraus sind seit dem erstmaligen Auftritt am 13. November 2004 die Glamour Girls entstanden. Diese Frauen im knackigen Alter sind im Bad Driburger Karneval nicht mehr wegzudenken. Mit ihren fantasievollen Kostümen wird jeder Tanz zu einer Augenweide – karnevalistische Lebensfreude inklusive. Denn die Glamour Girls leben und lieben den Bad Driburger Karneval. H wie Huxaria Hexen Das ist der im Oktober 2019 gegründete Höxteraner Karnevalsverein nur für Frauen. Wie es sich gehört, rufen diese auch &bdquo;Höxter Hex Hex“. Für den Hexen-Vorstand gibt’s keinen schöneren Karnevalsruf: &bdquo;Weil wir volle Frauenpower sind – bunt gemischt im Alter ab 18 Jahren.“ Den ersten Karnevalsverein der Kernstadt Höxter bezeichnet das Vorstandsteam als &bdquo;als vielfältig, offen und lustig“. Es sei ein bunter Haufen närrischer Frauen, die eine verbindende Wirkung über alle Generationen hinweg pflegen. J wie Jahreszeit, die fünfte Die sogenannte &bdquo;Fünfte Jahreszeit“ – also die Zeit des Karnevals ab 11. 11. bis alles vorbei ist – ist von den Namen her eine sehr blumige: Nelkensamstag (der vor Aschermittwoch), Tulpensonntag (auch Karnevalssonntag), Rosenmontag als Höhepunkt und Veilchendienstag werden die närrischen Tage auch genannt. K wie Katzenstream &bdquo;Corona geht, die Katze bleibt“, mit diesem Spruch grüßt die Nieheimer Karnevalsgesellschaft am Eingang der Ackerbürgerstadt all ihre Fans der fünften Jahreszeit. Da das Virus aber nicht so schnell verschwindet, wie alle gedacht haben, mussten die närrischen Hüter der schwarzen Katze nochmals auf ein digitales Beisammensein zurückgreifen: Der &bdquo;Katzenstream“ unter Regie von Daniel Winkler feierte am Wochenende Premiere. L wie Losnummer Die ziehen die Karnevalisten von Brakel Radau am Rosenmontag 2022 nach zwei Aktionen: Sie gaben gegen eine Spende einen Button ab mit der Aufschrift &bdquo;Ohne Karneval ist alles doof“ und einer Losnummer auf der Rückseite zur Teilnahme an unserer Verlosung. Der Reinerlös der Aktion geht als Spende an die Jugendfreizeitstätte Brakel. Die Gewinner-Button werden am Rosenmontag in den sozialen Medien und auf der Homepage bekanntgegeben. M wie Man teou &bdquo;Wir loben uns den Karneval, so wie er lebt in Steinheims Mauern. Und das Man teou im Emmertal wird alle Zeiten überdauern“: Das sagte Ehrenpräsident Meinolf Lambertz von der Steinheimer Karnevalsgesellschaft (StKG): Der unter Steinheimer Narren übliche plattdeutsche Schlachtruf &bdquo;Man teou“ bedeutet so viel wie &bdquo;Man zu“ oder &bdquo;Man los“. Der karnevalistische Ausruf ist schon älter als der 1936 gegründete Verein. &bdquo;Man teou ist der älteste eingetragene Schlachtruf des Karnevals im Kreis“, betont das Präsidium der StKG. N wie Narrensteuer Die wurde in der Session 2011/2012 beim Rosenmontagsumzug Beverungen eingeführt. Jeder Besucher am Straßenrand wird um eine Narrensteuer (Eintritt) von 2 Euro gebeten. O wie Olle meh Noch ein närrischer Schlachtruf. Diesmal von der Nieheimer Karnevalsgesellschaft (NKG): &bdquo;Olle meh“ bedeutet so viel wie &bdquo;Alle mit“ oder &bdquo;Alle machen mit“ bei der Nieheimer Karnevalsgesellschaft. Dazu gibt’s laut NKG noch einen weiteren gereimten Schlachtruf: &bdquo;Denn Einigkeit auf Schritt und Tritt, das tut ja gar nicht weh – und wenn die Kat ins Feuer schitt, we maket Olle meh“. Darin ist das optische Erkennungsmerkmal der Nieheimer, die schwarze Katze, enthalten. Gedichtet wurde der Spruch 1938 von Fritz Kukuk aus Himmighausen. Für den Vierbeiner wurde sogar ein eigenes Lied mit dem Titel &bdquo;Am Rosenmontag zieh’n wir wieder mit der Katze durch die Stadt“ komponiert. P wie Pümissen wui wui Das ist sowohl der Name wie auch der Schlachtruf der Karnevalisten aus Pömbsen, gegründet 1993 inklusive Elferrat. Ein Jahr zuvor hatten Musikzug Pömbsen und Löschgruppe Pömbsen gefeiert: Als die damaligen Musikzug-Vorsitzenden Willibald Scholz und Wigbert Wiechers an der Theke standen, entstand die Idee eines eigenen Schlachtrufes für den Pömbser Karneval. Nach kurzer Überlegung kamen die beiden auf den Ausruf &bdquo;Pömbsen wui wui“, dem allerdings noch etwas Feinschliff fehlte. Mit dem Einfall, Pömbsen auf Plattdeutsch auszusprechen, gelang ihnen der große Wurf, sagt der Verein. &bdquo;Und es dauerte nicht lange, bis er allen Karnevalisten leicht von den Lippen ging.“ R wie Rot-Weiße Garde &bdquo;Nichts Schöneres gibt’s im Leben, als anderen Menschen Freude geben“: Das war das Motto, das der damalige Gründer der Karnevalsgesellschaft (KG) Bad Driburg, Fritz Pötschke, als erster Präsident im Jahre 1946 ausrief. Als Rheinländer, der nach dem Kriegsende in die Badestadt gekommen war, gründete er den Bad Driburger Verein, der sich zunächst geprägt durch den rheinischen Karneval Rot-Weiße-Funken nannte. S wie Stadtgarde Die Geburtsstunde der 1. Bad Driburger Stadtgarde war von Salutschüssen aus den Vorderlader-Gewehren der Gardisten begleitet. Inzwischen sind mehr als 30 Jahre ins Land gegangen, die Gruppe ist auf 25 Gardisten angewachsen und die 1. Bad Driburger Stadtgarde von 1990 ist aus dem karnevalistischen Geschehen der KG Rot-Weiße-Garde nicht mehr wegzudenken. T wie Tollitäten Das ist ein anderes Wort für Karnevalsprinzenpaar. Und die haben in den Vereinen im Kreis Höxter eine ganz besondere Bedeutung. Deshalb wird um ihre Identität im Vorfeld einer Proklamation oftmals ein ganz großes Geheimnis gemacht. Prinzenpaare gibt es unter anderem in den reinen Karnevalsvereinen in Nieheim, Steinheim, Brakel, Bad Driburg, Beverungen/Lauenförde, Peckelsheim oder Ovenhausen. U wie Umwegung Eine solche hat jetzt Steinheim. Anlässlich des Jubiläums &bdquo;111 Jahre Rosenmontagszüge in Steinheim“ wurde der Themenweg &bdquo;Steinheimer Karneval – von damals bis heute“ von Bürgermeister Carsten Torke und dem Kinderprinzenpaar im kleinen Kreise feierlich eröffnet. Der Rundweg führt über 4,4 Kilometer quer durch Steinheim, an der Strecke befinden sich insgesamt elf spezielle und historische Karnevalsorte. V wie Vereinsflagge Die bietet der CVWB in seinem Internetshop an – mit den Maßen 120 mal 300 Zentimeter als Banner oder Hochformat. Dazu gibt’s online auch Fanartikel wie Fleecejacke, Poloshirt und T-Shirt, Vereinsschal und Turnbeutel in den Farben des CVWB. W wie Wette Die hat der Peckelsheimer Karnevalsverein "Pickel-Jauh" in diesem Jahr gegen Schule und Kindergarten: Der Verein hatte gewettet, dass es beide Einrichtungen zusammen nicht schaffen würden, insgesamt 111 närrische Bilder selbst zu malen, die dann in den Peckelsheimer Geschäften aufgehängt werden sollten. Insgesamt waren es 171 geworden – und so ging diese Wette für den Verein verloren. Sowohl Grundschule als auch Kindergarten bekamen daher eine Spende über 111 Euro überreicht. Z wie Zoch Da stellt sich immer die Frage: Wer hat den längsten im Kreis? In Köln beispielsweise verfolgen mehr als eine Millionen Besucher den über sechs Kilometer langen Karnevalszug. Sie hoffen, etwas von den 140 Tonnen Wurfmaterial aufzufangen. Etwa vier Stunden dauert es, bis alle 11.000 Teilnehmer vorbeigefahren und -gelaufen sind. Im Kreis Höxter gibt es normalerweise unter anderem karnevalistische Züge in Steinheim, Nieheim, Brakel, Bad Driburg, Beverungen und Lauenförde, Peckelsheim sowie kleinere beispielsweise in Bühne oder Gehrden.

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