Alkoholverbot für Jugendliche - ist das überhaupt umsetzbar?

Kreis Höxter. Keine Schützenfeste, kein Straßenkarneval, keine Discobesuche: Wegen Corona mussten die Jugendlichen in den vergangenen Jahren auf einige Partys verzichten. Das macht sich auch beim Alkoholverhalten der Minderjährigen bemerkbar, denn in den Krankenhäusern mussten weniger Patienten wegen einer Alkoholvergiftung behandelt werden als vor der Pandemie. Trotzdem preschte erst kürzlich der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert (SPD) mit dem Entwurf vor, für Jugendliche zukünftig ein Alkoholverbot zu verhängen. Ist dieser Vorschlag sinnvoll? Michael Kohlschein von der Warburger Brauerei ist von der Aussage des Politikers natürlich nicht begeistert und zweifelt den Sinn eines solchen Ausschankverbotes an: &bdquo;Die gleichen Jugendlichen, denen man staatspolitische Verantwortung übertragen möchte, indem sie mit 16 Jahren schon nach den Wünschen diverser Parteien wählen sollen? Das passt in meinen Augen gar nicht zusammen.“ Ein Verbot würde seiner Meinung nach die Jugendlichen viel mehr anstacheln, zur Flasche zu greifen, denn &bdquo;erst was verboten ist, wird interessant“. Eine viel höhere Kriminalitätsrate von Minderjährigen wäre die Folge. Prävention ist teuer, Geld knapp Dabei zeigen laut Kohlschein die ergriffenen Maßnahmen der vergangenen 15 Jahre zum verantwortungsvollen Trinken unter Jugendlichen großen Erfolg: &bdquo;Trends wie das Binge-Trinken, bei dem sich Jugendliche in einen Rausch trinken, gehören zum Glück der Vergangenheit an. Auch die Schulen und Vereine setzen auf Aufklärung mit dem Umgang“, sagt Kohlschein. Jetzt sieht der Unternehmer den Staat in der Verantwortung, die Erlöse aus der Bier, Sekt- und Branntweinsteuer in gute und ausreichende Präventionsarbeit gegen Drogen- und Alkoholmissbrauch zu investierten, denn &bdquo;stattdessen werden die Steuergelder als Stopfen für alle möglichen Löcher im Staatshaushalt genutzt“, bemängelt er. Auf jeder Bierflasche finden sich mittlerweile zwar Hinweise wie &bdquo;Don’t drink and drive“ wieder – aber helfen diese Maßnahmen wirklich, um Jugendliche vor dem Alkoholmissbrauch zu warnen? Dunkelziffer könnte höher sein &bdquo;Nein“, ist die Antwort von Adelheid Miß-Litfin. Sie ist die Leiterin der Suchtberatungsstelle der Caritas in Brakel und hat bereits 35 Jahre berufliche Erfahrung auf dem Gebiet. &bdquo;Es macht vollkommen Sinn, ein solches Verbot auszusprechen. Alkohol gehört genauso zu den Drogen wie beispielsweise Cannabis. Viele sind sich nicht bewusst, was ein frühzeitiger Konsum anrichten kann.“ Laut der Leiterin sei das zentrale Nervensystem bei 15-Jährigen noch nicht voll ausgereift und ein frühzeitiger Alkoholkonsum kann zu Entwicklungsstörungen führen.Gleichzeitig betont sie aber, dass die Beratungsstelle nicht grundsätzlich gegen Alkoholkonsum sei, frühzeitige Prävention und Information zu dem Thema aber essenziell sind. &bdquo;Je früher Jugendliche anfangen zu trinken, je eher können sie eine Abhängigkeit entwickeln. Unter Aufsicht der Eltern dürfen sie sogar schon mit 14 Jahren ein Bier bestellen“, bezieht sich Miß-Litfin auf wissenschaftliche Studien, &bdquo;mit jedem Filmriss ist auch das Erinnerungsvermögen weg und Zellen sterben ab“.Auch wenn die Zahl der Jugendlichen wegen einer Alkoholvergiftung in den Krankenhäusern nachgelassen hat, glaubt Miß-Litfin nicht, dass der Konsum zurückgegangen sei. Sie vermutet eine hohe Dunkelziffer, denn Jugendliche würden in den eigenen vier Wänden trinken, wenn wegen Corona die öffentlichen Veranstaltungen ins Wasser fallen. Verbot allerdings kaum umsetzbar In einem Punkt sind sich Michael Kohlschein und Adelheid Miß-Litfin aber einig: Ein Alkoholverbot für Minderjährige ist kaum realisierbar. &bdquo;Alkohol ist ein gesellschaftliches Thema und die Droge Nummer eins“, sagt die Suchtberaterin. Allzu schnell würde sich daran auch nichts ändern lassen. Ebenso sei das Schamgefühl vieler Eltern und Jugendlichen immer noch zu groß, eine Beratung zu einem möglichen Suchtverhalten in Anspruch zu nehmen. Auch Kohlschein sieht ein Ausschankverbot an Minderjährige zu Veranstaltungen mit zu hohen Auflagen verbunden: &bdquo;Die Polizei und Ordnungsämter würden verzweifeln.“

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