LGS, Weserbrücke, Sondertransport: Vieles hängt vom Weserpegel ab

Höxter. Dass die Weser bei Höxter im Winter nach stärkeren Niederschlägen über die Ufer tritt, ist normal und eigentlich kein wirkliches Problem. Doch in diesem Jahr ist das anders. Denn der Strom beschert damit den Arbeitern auf zwei der wichtigsten Baustellen im Kreis nasse Füße.Immerhin stehen sowohl die Arbeiten für die Landesgartenschau 2023 sowie jene an der Weserbrücke unter großem Zeitdruck. Beide Baustellen sollen spätestens im April zum Beginn der LGS fertig sein. Und in beiden Fällen muss erneut Rücksicht genommen werden auf den ansteigenden Pegel. Der lag am 8. Februar bei 3,46 Metern - und damit nur wenig unter dem Stand von 3,50 Metern Anfang Januar. Da hatte die Weser die Baustellen ebenfalls großflächig unter Wasser gesetzt. Zu Jahresbeginn kletterte der Pegel noch auf 3,63 Meter. In den kommenden Tagen wird der Wasserstand der Weser diesen Wert übertreffen. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Weser (WSA) rechnet in seiner Vorhersage nach einem kürzen Rückgang des Pegels mit etwa 3,78 Metern am Donnerstag, 10. Februar. Dann wird der Wasserstand laut WSA am Samstag wieder auf unter drei Meter fallen. Die erste Hochwassermarke, bei der erste Sperrungen und Kontrollen vorgenommen werden, liegt in Höxter bei 4,40 Metern. LGS Die Bauarbeiten der Landesgartenschau werden vom derzeitigen Wasserstand allerdings nicht sonderlich beeinträchtigt, sagt Sprecherin Manuela Puls auf Anfrage. "Wir weichen einfach in nicht überschwemmte Bereiche aus." Denn zu tun gebe es überall genug.Bisher sei es zu keinen Verzögerungen durch Hochwasser gekommen, sagt Puls und bietet auf Anfrage ein Lagebild zur LGS-Baustelle. Der Unterbau für die Wege sei fertig. Gleiches gelte für die Fundamente der Sitzstufen, die im Uferbereich entstehen sollen. Insgesamt befinde sich die LGS-Baustelle in der Rohbauphase. "Deswegen sieht derzeit alles noch trist und grau aus. Aber das Grüne kommt dann bald." Konkret sollen 355 Bäume gepflanzt werden. Die "Hochphase" für diese Arbeit sei im März geplant. 98 Bäume sollen entlang der Weser gepflanzt werden. 128 im Geschichtspark im Weserbogen. 72 im Remtergarten am Kloster Corvey. Und weitere 56 am Wall.Weserbrücke Ausweichmöglichkeiten wie auf der LGS-Baustelle gibt es an der Weserbrücke in der jetzigen Bauphase nicht. Gewerkelt wird derzeit nämlich vor allem am Fundament des Pylons, der später die Weserbrücke durch Spannseile halten soll. Durch das Hochwasser ruhen derzeit die Arbeiten, berichtet Christiane Knippschild, Sprecherin des zuständigen Landesbetriebs Straßen NRW. "Wir hoffen, dass wir zeitnah in der nächsten Woche wieder beginnen können", erklärt Knippschild. Eine Schlammschlacht ist auf der Baustelle offenbar nicht zu erwarten. Ein Großteil der Baufläche ist mit einer dicken Schotterschicht bedeckt worden. Sondertransport Dass der Weserpegel wieder sinkt, ist auch für einen anstehenden Sondertransport wichtig. Wie berichtet, soll in einem vom Übertragungsnetzbetreiber Tennet betriebenen Umspannwerk in Würgassen ein neuer Trafo aufgestellt werden. Das Gerät wiegt rund 310 Tonnen und wird zunächst über die Weser bis nach Wehrden geschifft. Ursprünglich war vorgesehen, den Plattformwagen mit dem Trafo darauf am 8. Februar vom Schiff an Land rollen zu lassen. Das hatte Tennet-Sprecher Markus Lieberknecht kürzlich unter Vorbehalt des Weserpegels gegenüber nw.de erklärt. Und tatsächlich ist es nun auch die Weser, die mit ihrem zu hohen Wasserstand einen Strich durch die Rechnung macht. Nach jetzigem Stand würde das Schiff nicht unter allen Brücken hindurch passen. Deswegen muss es laut dem Sprecher mit dem Trafo an Bord derzeit in Hameln warten.Der aktuelle Plan sieht vor, das das Schiff am 11. Februar in Hameln losfährt. Am 14. Februar soll der Straßentransport um 22 Uhr ab Wehrden beginnen. Wie der Sprecher erneut betont, steht die gesamte Planung unter Vorbehalt des Wetters und des Weserpegels.Edertalsperre Dass der nun am Donnerstag, 10. Februar, einen Scheitelpunkt erreichen soll, erscheint etwas paradox. Immerhin geht das WSA in seiner Vorausschau von trockenem Wetter aus. Woher kommt also das Wasser ohne weiteren Regen? Die Erklärung dafür ist die Edertalsperre. Am Dienstag wurde dort die Menge des abgegebenen Wassers von etwa 50 auf 90 Kubikmeter pro Sekunde erhöht. Das entlassene Wasser schwappt nun durch die Weser und kommt mit Verzögerung am Donnerstag in Höxter an, erklärt Jiri Cemus, beim WSA für Wasserwirtschaft zuständig. Bis Freitag soll die Abgabemenge wieder auf 30 Kubikmeter pro Sekunde reduziert werden. Der Grund für die kurzzeitig erhöhte Abgabemenge ist der Edersee, der zu fast 86 Prozent gefüllt ist. Viel mehr Wasser darf laut Cemus nicht hinzukommen, weil ein Wasserschutzraum vorgehalten werden muss. Gemeint sind damit diejenigen Kapazitäten einer Talsperre, die zur Verfügung stehen, um Hochwasser aufzunehmen. Bis zum 1. Mai soll die Talsperre dann komplett voll sein. So dient sie als Wasserstütze für Trockenphasen während des Sommers. Zuletzt wurde der Wasserschutzraum "geringfügig" benutzt, um entlang der Weser den Wasserstand zu kontrollieren, sagt Cemus. Damit der Trafo-Transport abgewickelt werden kann, wurde nun in größerer Menge Wasser entlassen, um dann die Abgabe soweit zu reduzieren, dass der Transport möglich ist.

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