Zahl der Omikron-Fälle im Kreis Höxter hat sich binnen 6 Tagen verdreifacht

Kreis Höxter. Von einem Blindflug sprechen Experten, davon, dass die Infektionsmeldungen der Gesundheitsämter gerade aufgrund der Feiertage und aufgrund von Meldeverzögerungen aktuell äußerst ungenau seien. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte zuletzt Besorgnis wegen einer unklaren Datenlage geäußert. Im Kreis Höxter werden die Daten laut Kreisgesundheitsamt aber nach wie vor tagesaktuell an das Landeszentrum für Gesundheit geliefert und sogar an Feiertagen erfasst. Die Zahl der Omikron-Fälle hat sich von zuletzt vier Fällen am 23. Dezember auf 13 Fälle mehr als verdreifacht (Stand 29. Dezember). Die große Mehrheit der Infektionen mit dem Coronavirus geht im Kreis Höxter demnach weiterhin auf die Delta-Variante zurück. "Die Meldezahlen werden an Sylvester und Neujahr erfasst", erklärt Ronald Woltering, Leiter des Gesundheitsamtes des Kreises Höxter. Und auch an den Feiertagen werde "mit an das Arbeitsaufkommen angepasster Besetzung" gearbeitet. In vielen anderen Kreisen erfolgt an Wochenenden und Feiertagen keine Erfassung, weshalb die Zahlen zwischen den Jahren mit Vorsicht zu genießen sind. Auch bei den Laboren, die für den Kreis Höxter Tests auswerten, gebe es Meldeverzögerungen, von denen viele andere Kreis berichten, "bis auf Einzelfälle" nicht. Somit kann davon ausgegangen werden, dass der Anteil an Omikron im Kreis Höxter wächst, aber der Großteil der aktuell 334 aktiven Infektionen dürfte noch auf die Delta-Variante zurückgehen. Darüber, wie sich das Verhältnis der neuen Omikron zur verbreiteten Delta-Variante künftig entwickeln wird, mag Woltering keine Vermutungen anstellen: "Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten. Auf der Basis der Daten aus dem Kreis Höxter kann dazu keine Einschätzung abgegeben werden." Was, wenn Omikron sich weiter in dem Tempo verbreitet? Geht man allerdings davon aus, dass sich Omikron-Fälle weiterhin mit dem bisherigen Tempo im Kreis ausbreiten werden, also weiter binnen sechs Tagen mindestens verdreifacht, dann läge die Zahl der Omikron-Fälle binnen 24 Tagen bei 1.053 Neuinfektionen – rechnerisch wären das im Schnitt 43 Infektionen pro Tag und damit mehr als die aktuellen neuen Fälle, die bisher mit der noch dominierenden Delta-Variante gezählt werden. Einige Virologen gehen weltweit davon aus, dass Omikron und Delta eine Zeit lang parallel zirkulieren könnten, andere glauben, dass Omikron Delta komplett verdrängen wird, wie schon Delta die zuvor vorherrschende Alpha-Variante beiseitegeschoben hatte. Delta gilt als deutlicher ansteckender als Alpha, umgekehrt ist Omikron offenbar weitaus ansteckender als Delta. Deshalb gelten im Fall einer nachgewiesenen Infektion mit Omikron auch "strenge Regelungen zur Isolation der Infizierten und ihrer Kontaktpersonen, um die Ausbreitung einzudämmen. Auch Kontaktpersonen, die vollständig geimpft, geboostert oder genesen sind, müssen 14 Tage in Quarantäne", erläutert der Chef des Kreisgesundheitsamtes. Möglichkeiten zur Verkürzung der Quarantäne gibt es nicht. Und dann lässt sich Woltering doch noch zu einer Einschätzung hinreißen: "Alle diese Maßnahmen können die Ausbreitung verzögern, aber nicht verhindern. Dadurch gewinnt man Zeit für Booster-Impfungen und für die Beschaffung antiviraler Medikamente." Laut Studien aus den USA haben Antigen-Schnelltests teilweise Probleme damit, im Fall einer Omikron-Infektion die Ansteckung nachzuweisen. Ob und inwiefern das auch für Schnelltests in den Teststellen des Kreises Höxter eine Rolle spielt, kann Woltering nicht abschließend sagen, auch, weil für die in Deutschland verwendeten Tests keine Untersuchungen vorlägen. Seine Überzeugung: "Generell ist jeder Test besser als kein Test." Schlimmstenfalls wären auch im Kreis Höxter wegen der Test-Problematik einige Omikron-Fälle unentdeckt.

Meistgelesen