Stadt will zu viel Geld: DLRG droht Ruin

Höxter. Eigentlich sind sie Lebensretter. Doch künftig könnten die Mitglieder der DLRG in Höxter selbst in Not geraten. In finanzielle Not. Uwe Schreiner, Vorsitzender der Ortsgruppe, ließ zumindest in der Sitzung des Stadtrates Höxter vom 18. November keinen Zweifel daran. Daran, dass dem Verein finanziell das Aus drohen könnte. Und das unverschuldet. Gleichzeitig sorgte der zugehörige Tagesordnungspunkt für mehr Verwirrung und Diskussion als erwartet. Doch von vorn: Anlass für die düstere Prognose Schreiners ist die Entgelteordnung für die Nutzung des Frei- und Hallenbades der Stadt Höxter. Diese hatte der Haupt- und Finanzausschuss - corona-bedingt in Vertretung für den Rat - am 11. Februar beschlossen. Danach ist vorgesehen, dass die gemeinnützigen Vereine sowie die Bundeswehr, die Volkshochschule und die Polizei zehn Euro pro Bahn pro Stunde bezahlen müssen. Doch das würde nach Angaben Schreiners kräftig ins Kontor der Höxteraner Ortsgruppe der DLRG schlagen. "Das hört sich zunächst nicht nach viel an" Die Entgeltordnung bedeute "einen erheblichen finanziellen Mehraufwand", so Schreiner, für dessen Stellungnahme die Sitzung unterbrochen wurde. Doch wäre der Aufwand nicht nur erheblich, sondern würde laut dem Vorsitzenden sogar die Existenz des Vereins gefährden. Denn in Summe wären mit der Entgelteordnung Mehrkosten in Höhe von 3.750 Euro verbunden, so Schreiner. Weitere Kosten hinzugenommen, müsste die Ortsgruppe jedes Jahr 5.600 Euro stemmen, schilderte der Vorsitzende, der es als selbstverständlich bezeichnete, nach Neubau und Sanierung der Bäder für die Nutzung zu zahlen. Zieht man von den 5.600 Euro die jährlichen Mitgliedsbeiträge in Höhe von 1.850 Euro ab, bliebe ein Defizit in Höhe von 3.740 Euro. "Das entspricht fast der vollen Summe der Nutzungsgebühren", betont Schreiner. Für jedes der 55 Mitglieder würde sich der Mehraufwand auf 1,48 Euro in der Woche belaufen. "Das hört sich zunächst nicht nach viel an", sagt Schreiner. Bei 46 Trainingsabenden seien das aber rund 68 Euro pro Mitglied und Jahr. Die Mitgliedsbeiträge so deutlich zu erhöhen, könne den Mitgliedern nicht zugemutet werden. "Wir sind nicht in der Lage, diese Mehrkosten zu bewältigen und müssen spätestens in drei Jahren unseren Verein auflösen, da bis dahin sämtliche Reserven aufgebraucht wären", so Schreiner. Missverständnisse und Verwirrung in der Ratssitzung Tatsächlich aber hatte sich die Diskussionsgrundlage vor der Sitzung geändert, so dass Schreiner - wie er selber bemerkte - bei seiner Berechnung von anderen Grundlagen ausging. Wie Bürgermeister Daniel Hartmann in der Sitzung erklärte, sei man sich nämlich mit dem Stadtsportverband, zu dem auch die DLRG-Ortsgruppe Höxter gehört, bereits einig gewesen. Demnach würde den schwimmenden Vereinen die Hälfte der Nutzungsgebühren erlassen. Fällig wären damit fünf statt zehn Euro pro Stunde und Bahn. Von den fünf Euro sei er überrascht worden, bekannte Schneider, der davon offenbar erst kurz vor seiner Stellungnahme erfuhr. Bei den Ratsmitgliedern sorgte die Entgelteordnung für einige Verwirrung. Günther Ludwig, Fraktionsvorsitzender der CDU, musste sich bei seinen Ratskolleginnen und -kollegen rückversichern, dass Schreiner in seiner Stellungnahme von zehn, nicht von fünf Euro ausgegangen war. Auch Hermann Loges von den Bürgern für Höxter (BfH) musste stutzen. Denn Schreiner hatte geschildert, dass die DLRG über die Schwimmer in der Freizeitanlage in Höxter sowie zum Teil auch in den Höxteraner Bädern wacht. Dafür brauche es eine Kompensation oder einen Nachlass bei den Gebühren, so Loges. Bürgermeister Hartmann stellte jedoch klar: Für die Leistungen zu Stadtzwecken wird die Ortsgruppe bereits vergütet. Ratsmitglieder geben das Thema weiter Letztlich entschieden die Ratsmitglieder: So macht das alles keinen Sinn, schlicht weil die Diskussions- oder eher: die Entschlussgrundlage fehlt. "Ab damit in den Schul- und Sportausschuss", forderte CDU-Fraktionschef Ludwig. Dafür hatte sich zuvor auch der BfH-Fraktionsvorsitzende Ralf Dohmann ausgesprochen. Dort solle besprochen werden, inwiefern ein Preisnachlass für die Vereine nötig sei. Und auch FDP-Fraktionssprecher Martin Hillebrand hatte gefordert: Ab damit in den Fachausschuss. Richtig zufrieden war Höxters DLRG-Vorsitzender Uwe Schreiner nach der Sitzung nicht. Denn so lange die abgeänderte Entgelteordnung ihren Weg durch die Gremien noch nicht gemacht hat, bleibe die derzeit geltende weiter in Kraft, so der Bürgermeister. Das heißt: Zehn Euro pro Stunde und Bahn, die laut Hartmann auch erst mal zu bezahlen seien.

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