Infektionsgefahr: Welche Regeln gelten jetzt in Betrieben im Kreis Höxter?

Kreis Höxter. Der Fall ist real, der Name des Unternehmens in Höxter bleibt ungenannt, da der Geschäftsführer fürchtet, dass Kunden aus Angst vor einer Ansteckung fernbleiben könnten. Aber so wie diesem Unternehmen dürfte es aktuell vielen Betrieben im Kreis Höxter gehen. Sie alle dürften sich ähnliche Fragen stellen: Wie ist aktuell eigentlich mit einem Mitarbeiter umzugehen, bei dem die große Gefahr besteht, dass er Corona hat, wie lauten die Regeln, was ist zu tun? Auf diese Frage brachte den Geschäftsführer eines mittelständischen Betriebes mit intensiven Kundenkontakten jetzt die Corona-Erkrankung in der Familie eines Angestellten. Der lebt in einer Großfamilie, Kontakte zu dem infizierten Verwandten lassen sich da kaum vermeiden, meint der Geschäftsführer. Umso verständnisloser reagierte er, als der Angestellte – ungeimpft – mitteilte, dass er nach einem Coronatest, der negativ war, nicht in Quarantäne müsse. &bdquo;Da ist ja die Gefahr, dass er andere, etwa Kunden ansteckt", sagt er im Gespräch mit nw.de. Immerhin sei der Rest der Belegschaft geimpft und das Risiko also geringer. Damit alle geimpft werden, hatte er im Frühjahr eigens eine Impfaktion organisiert, bei der sich lediglich der Angestellte nicht beteiligte, der nun von dem Coronafall in der eigenen Wohnung betroffen ist. Der Geschäftsführer ging davon aus, dass die Aussage des Angestellten korrekt war – und dass in einem solchen Fall mittlerweile keine Quarantäne seitens der Behörden mehr angeordnet wird. Zu seinem Unmut – er bat den Angestellten, während der Zeit, mit Ansteckungsrisiko Urlaub zu nehmen. Der Angestellte willigte ein – nahm Resturlaub und Teile des Jahresurlaubs aus 2022 und blieb 14 Tage zu Hause. Zwangsurlaub nicht nötig Eine Nachfrage bei den zuständigen Behörden zeigt aber, dass dieser Zwangsurlaub gar nicht nötig gewesen wäre. Carsten Duif, Sprecher des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales in Düsseldorf, stellt klar, dass in der Regel in einem solchen Fall eine Quarantäne angeordnet werden müsse: &bdquo;Gemäß Paragraf 16 der Corona-Test-und-Quarantäneverordnung sind Personen, die mit einer positiv getesteten Person in einer häuslichen Gemeinschaft leben, verpflichtet, sich unverzüglich nach Bekanntwerden des positiven Testergebnisses des Haushaltsmitglieds ebenfalls in Quarantäne zu begeben", sagt er. Aber: Die örtliche Ordnungsbehörde könne im Einzelfall in Abstimmung mit dem zuständigen Gesundheitsamt Ausnahmen zulassen. Das gelte etwa bei vollständiger Absonderung innerhalb der häuslichen Gemeinschaft, Abwesenheit der übrigen Haushaltsangehörigen, erklärt der Sprecher. Bei dem Angestellten trifft das in diesem Fall jedoch nicht zu. Die örtliche Ordnungsbehörde ist in diesem Fall das Gesundheitsamt des Kreises Höxter. Sprecher Thomas Fuest sagt, dass der Kreis Höxter bei der Beurteilung des Ansteckungsrisikos &bdquo;und damit der Anordnung und Aufhebung der Quarantäne die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts" anwende. Dann wird er konkret: &bdquo;Grundsätzlich wird daher für ungeimpfte Kontaktpersonen bei Fällen im familiären Umfeld immer häusliche Quarantäne vom Gesundheitsamt angeordnet." Heißt: Eigentlich hätte der Angestellte, der in einer Großfamilie lebt, ebenfalls in Quarantäne gemusst, wenn ein Familienmitglied mit Corona infiziert ist. Warum aber hat dann das Gesundheitsamt, laut dem Angestellten, keine Quarantäne angeordnet? Fuest kann sich nur eine Erklärung vorstellen: Für die Arbeit der Mitarbeiter des Gesundheitsamtes seien &bdquo;konkrete und vor allem wahrheitsgemäße Angaben durch die sogenannten Index-Fälle – also die Infizierten – erforderlich". Heißt: Die Kontaktnachverfolgung kann immer nur so gut sein, wie die Kooperation jener, deren Kontakte nachverfolgt werden müssen, das zulässt. Oder anders: Spielt der Infizierte nicht mit, können andere nicht vor einer Ansteckung geschützt werden.

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