Bundestagswahl: Im Kreis Höxter boomt die Briefwahl

Kreis Höxter. 111.056 Menschen sind im Kreis Höxter am 26. September aufgerufen, ihre Stimmen bei der Bundestagswahl abzugeben: Und zwar im neu zusammengesetzten Wahlkreis 136 Höxter – Gütersloh III – Lippe II. Sie können dies allein im Kreis Höxter in 159 Urnenwahllokalen oder vorab per Briefwahl. Gerade diese Möglichkeit nutzen in diesem Jahr nach Angaben von Anja Schaefers vom Kreis Höxter besonders viele Menschen – geschätzt rund 35.800 bislang. &bdquo;Deutlich mehr als sonst", so die Kreis-Mitarbeiterin, die sich um die Bundestagswahl kümmert. Öffentlich präsentiert werden die Ergebnisse ab 18 Uhr beim Kreis Höxter – wo, das soll noch mit Kreiswahlleiter und Landrat Michael Stickeln abgestimmt werden. Neun Kandidaten gehen dabei um die Erststimmen ins Rennen, 27 Parteien auf dem Wahlzettel kämpfen um die Zweitstimmen. So läuft die Briefwahl Derweil purzeln bei der Briefwahl im Kreis Höxter alle Rekorde. &bdquo;Wir haben jedwedes Briefwahlaufkommen der vergangenen Jahre überboten", berichtet Sandra Elsner von der Stadt Nieheim, &bdquo;wir werden hier überflutet". Von &bdquo;exorbitant vielen" Briefwählern spricht Norbert Villmer von der Stadt Beverungen. &bdquo;Da muss man sich schon Sorgen machen, dass sich die Wahlhelfer in den kleineren Wahllokalen langweilen." Und in Borgentreich registriert die Stadt schon jetzt doppelt so viele Briefwählerinnen und -Wähler wie bei den Kommunalwahlen im vergangenen Jahr. Nämlich rund 1.800. &bdquo;Und ich denke, bis zum Wochenende erreichen wir die 2.000", sagt Rolf Husemann. In der Kreisstadt hat sich das Briefwahlaufkommen seit den Landtagswahlen 2017 mehr als verdoppelt. 7.652 Bürgerinnen und Bürger haben bereits per Brief gewählt. Wahlberechtigte gibt es in der Kreisstadt 22.857. Beim Wahlverhalten ändert sich offensichtlich etwas. &bdquo;Der Anteil der Briefwähler ist stetig gewachsen", berichtet Willebadessens Bürgermeister Norbert Hofnagel. In der Kommune haben 1.800 Menschen bereits per Brief gewählt, von insgesamt rund 6.300 Wahlberechtigten. &bdquo;Und wir reden hier ja von Wahlberechtigten, nicht von denen, die tatsächlich zur Wahl gehen." Darauf weist beispielsweise auch Rolf Husemann aus Borgentreich hin. 7.050 Wahlberechtigten stehen, wie er mutmaßt am Wochenende 2.000 Briefwähler gegenüber. Das wäre eine Quote von rund 28 Prozent. Ginge er jedoch von einer – übrigens sehr guten – Wahlbeteiligung von 80 Prozent aus, dann stiege der Anteil der Briefwähler bereits auf rund 36 Prozent. Gründe für die Briefwahl Einer der Gründe liegt auf der Hand: Corona. Allein kann die Pandemie allerdings nicht verantwortlich sein, weil die Kommunalwahlen 2020 ja auch schon unter dem Zeichen des Virus’ standen. Und seitdem sind die Zahlen noch einmal deutlich gestiegen. Hinzukomme, erklärt Norbert Villmer aus Beverungen, dass das Briefwahlangebot &bdquo;sehr niedrigschwellig" sei. Über die Website der Stadt könne der Online-Briefwahlantrag mit wenigen Klicks bestellt werden. Husemann aus der Orgelstadt stimmt zu: &bdquo;Das einfache Verfahren verleitet zur Briefwahl." Die meisten Anträge kämen auch tatsächlich auf digitalem Wege. &bdquo;Vielleicht 100 kamen per Fax, ein paar auch mit der Post. Manche haben ihren Antrag auch persönlich im Rathaus abgegeben." Und einen dritten Grund haben die Wahlleiter im Kreis Höxter ausgemacht: &bdquo;Außerdem wird das Angebot der Briefwahl von Parteien und Medien gerade stark beworben", sagt Norbert Villmer. Willebadessens Rathauschef: &bdquo;Ich kann mir auch vorstellen, dass die Menschen digitale Wahlangebote annehmen würden." Stellt sich die Frage, ob das problematisch ist für die Demokratie. &bdquo;Man kann es nur immer wieder gebetsmühlenartig wiederholen, dass die Demokratie eine Errungenschaft ist", sagt Norbert Hofnagel, &bdquo;egal wen und wie ich wähle". Mit einer Tankfüllung könnten schon Orte erreicht werden, wo das so nicht mehr möglich sei. &bdquo;Schon verrückt", fügt er hinzu. Folgen der vielen Briefe Auch in der Emmerstadt Steinheim sind deutlich mehr Stimmzettel per Post angekommen als gewöhnlich. Stadt um die 2.000 seien es bisher 3.057, wie Andreas Peine berichtet. Deshalb müssen an der Emmer auch die Briefwahlvorstände, also die Personen, die die Briefwahlstimmen auszählen, aufgestockt werden. &bdquo;Wir haben mit drei Vorständen geplant und jetzt noch einen hinzugenommen." So sieht es auch in anderen Städten aus. In Marienmünster reichten die zusätzlichen Briefwahlstimmen (insgesamt rund 1.200) zwar nicht dafür aus, gleich einen neuen Wahlvorstand einzuberufen, aber der bestehende würde um zwei Personen auf insgesamt elf aufgerüstet, wie Elmar Meyer erklärt. &bdquo;Das ist so dann weniger bürokratischer Aufwand." Nicht nötig ist das hingegen in Brakel. Vier Briefwahlvorstände werden, so die Sicht der Stadt, die Briefstimmen händeln können. Mit 3.271 Briefwählern bei 12.448 Wahlberechtigten sind die Zahlen dort auch verhältnismäßig niedrig. Anders als in der Hansestadt Warburg. &bdquo;Den bisherigen Wahlvorständen wäre das nicht zuzumuten gewesen", sagt Wolfgang Voss. &bdquo;Das" sind 6.158 Stimmen per Brief. &bdquo;Und es stehen noch eine ganze Reihe Rücksendungen aus." Wahlberechtigte in Warburg: 18.338 Menschen. Auch in Bad Driburg setze sich der Trend zur Briefwahl fort. &bdquo;Stand Montag, 16.30 Uhr, wurden 4.994 Briefwahlunterlagen beantragt. Bei 14.829 Wahlberechtigten sind das 33,7 Prozent", rechnet Christian Koch vor. Und es sind schon jetzt etwa 2.000 Briefwähler mehr als bei der vergangenen Wahl. Entsprechend wurden zwei zusätzliche Briefwahlvorstände eingesetzt und die anderen personell aufgestockt.

Meistgelesen