139 Problemstellen: Was die Radfahrer im Kreis Höxter stört

Kreis Höxter. Die Zahlen sind beeindruckend: 627.789 Kilometer haben 2.607 Radler in 334 Teams im Kreis Höxter bei der Aktion Stadtradeln zurückgelegt. Neben dem Klima- und Gesundheitsaspekt steht bei dem Städtewettstreit aber noch ein weiterer Aspekt im Mittelpunkt: die Beseitigung gefährlicher Abschnitte und die Verbesserung des Radwegenetzes. Dazu konnten die Teilnehmer im Bereich &bdquo;RADar" wertvolle Hinweise geben – und haben reichlich davon gebrauch gemacht. Kreisweit sind 139 Hinweise auf Problempunkte eingegangen. Vielfach sind es leicht zu behebende Gefahrenpunkte wie Schlaglöcher oder stark auf die Wege wuchernde Hecken, die die Radler monieren. Mängel, die man übrigens das ganze Jahr über schnell an die Stadtverwaltungen melden kann. Per Telefon oder einen Online-Mängelmelder, den viele Kommunen bereits eingeführt haben. Aber auch &bdquo;Klassiker" sind wieder unter den Hinweisen. Wie der Radweg an der Landesstraße 825 zwischen Brakel-Bellersen und Marienmünster-Vörden beziehungsweise -Bredenborn. Er endet im Nichts, Radfahrer müssen auf die schmale und kurvenreiche Schnellstraße wechseln. Hochgefährlich, vor allem mit Kindern. Ein Problem, das in Marienmünster lange bekannt und bereits vielfach diskutiert wurde. Immerhin in diesem Jahr soll eine Machbarkeitsstudie für einen Radweg erstellt werden. &bdquo;Wir hoffen, dass wir damit ein Stück weiterkommen", so Marienmünsters Bürgermeister Josef Suermann. Ohne Fördermittel sei das aber nicht finanzierbar. Wie wichtig der Blick auf die Sorgen und Nöte der Radfahrer ist, unterstreicht Carola Micus, die für die Stadt Bad Driburg das Stadtradeln betreut. Sie ist begeistert von der großen Teilnehmerzahl, die sich beispielsweise in der Kurstadt verdoppelt hat. &bdquo;Die neue Lust am Radfahren ist spürbar", sagt Micus. Bad Driburg Allein in ihrer Stadt haben die Radfahrer in den vergangenen drei Wochen 21 Hinweise auf Probleme gegeben. Beispiel Brunnenstraße: &bdquo;Übergang von Radspur zur Mehrwegspur auf der rechten Seite (Ortsausgang Richtung Brakel) ist nicht klar markiert. Die Straßenquerung, um auf den Radwanderweg Richtung Alhausen zu kommen, ist unübersichtlich und die Asphaltierung auf dem linken Streifen sehr schadhaft", bemängelt ein Radfahrer und liefert gleich Fotos dazu. Am Konrad-Adenauer-Ring, so bemerkt ein anderer Radler, sei zwar das Land für die Neuplanung zuständig, aber die Stadt Bad Driburg sollte möglichst auf die Planungen Einfluss nehmen. &bdquo;Die Straße ist extrem breit und bietet Platz für wirklich gute Radinfrastruktur. Ein Schutzstreifen reicht hier nicht. Der Platz lässt einen Radfahrstreifen zu. Breite: 2,3 Meter, damit nach ERA 2010 ein Überholen problemlos möglich ist. Die extreme Breite der Straße sollte hier als Chance gesehen werden. Dort ist Umverteilung möglich ohne negative Folgen." Was passiert mit den Meldungen? &bdquo;Sie werden gesammelt und in das Alltagsradverkehrskonzept integriert, das zurzeit erstellt wird", erklärt Micus. Diese Planungen würden mit Kreis und anderen Kommunen abgestimmt. Andere Meldungen, wie beispielsweise zum Radweg an der Bundesstraße 64/städtischer Bauhof: &bdquo;Extrem kaputter Weg – der sollte schon lange neu gemacht werden. Wieso ist das noch nicht passiert?" würden an die zuständige Tiefbauabteilung weitergegeben, um sie kurzfristiger zu bearbeiten. Willebadessen In der Egge-Kommune ist nur eine Meldung eingegangen – dafür eine sehr grundsätzliche: &bdquo;Warum wird die stillgelegte Bahnstrecke (Rimbeck, Nörde, Eissen, Borgholz) nicht als Radweg ausgebaut?", fragt da ein Radfahrer oder eine Radfahrerin. Dies könne die Regionen Warburger Land, Börde und Weser verbinden. In Dalhausen wurde diese Idee übrigens auf einem kleinen Teilabschnitt vor einigen Jahren umgesetzt. Beverungen In Beverungen war die Teilnehmerzahl am Stadtradeln deutlich geringer. Es gab nur zwei Hinweise von Radfahrern, was natürlich auch am guten Zustand der Radwege liegen könnte. So wurden am Krähenberg in Dalhausen Übergänge mit zu großen Höhenunterschieden kritisiert und am Kapellenberg in Beverungen Behinderungen durch wuchernde Pflanzen und Bäume. Höxter In der Kernstadt regt die Radfahrer besonders die Ampelregelung an der Kreuzung B 64/Lütmarser Straße auf. Ein anderer Radfahrer hält die Ampel auf der Westerbachstraße/Marktstraße vor allem für überflüssig und plädiert für einen Zebrastreifen. Zudem ende der Fahrradweg Im Flor/B 64 einfach ohne Vorwarnung. &bdquo;Man kann nur über Fußwege, die man kennen muss, oder die Bundesstraße weiter", moniert ein Stadtradler. Auf eine &bdquo;extrem gefährliche Straßenüberquerung, um aus Richtung Fürstenau nach Brenkhausen zu fahren", weist ein weiterer Bürger hin. Gemeint ist die Bundesstraße 239 in Höhe der Abfahrt Hohehaus. Ein Radweg, der auf Kosten des Bundes im Zuge des 2+1-Ausbaus zwischen Fürstenau und Abfahrt Hohehaus hätte gebaut werden müssen, fehlt bisher völlig. In Ottbergen wird unter anderem moniert, dass der Weg im Mühlenwinkel bei und nach Regen durch Absenkung zu 90 Prozent unter Wasser stehe. Wenig später gibt es eine scharfe Kurve, in der durch eine riesige Hecke die Sicht fehlt – diese steht allerdings auf Privatgelände. Marienmünster Recht praktisch denkt ein Radfahrer, der aufgrund von Löchern und Rissen im Oberbau auf einem Weg zwischen Löwendorf und Hohehaus ein erhöhtes Sturzrisiko sieht. &bdquo;Kaltasphalt mitbringen", schreibt er der Verwaltung ins Stammbuch. Nieheim Neben gefährlichen Schlaglöchern gerät hier vor allem der Radweg ander Emmer in den Blick. Ein Radfahrer moniert, dass die Hütte am Fahrradweg von Farbschmiereien übersät ist. Der Fahrradweg selbst sei in einen sehr guten Zustand. Eine Einschätzung die andere wiederum gar nicht teilen und ein paar Meter weiter mit Bildern von Unebenheiten und Straßenschäden berichtet. Ein Nutzer des Radweges an der L 755 bei Oeynhausen klagt sein Leid, das durch sinnlose Verschmutzung verursacht wird. &bdquo;Habe mir auf der Abfahrt schon drei Reifen zerschnitten", berichtet er. Da kann die Stadtverwaltung allerdings nur wenig tun. Steinheim Das gilt noch mehr für einen Hinweis zum Radweg auf der Steinheimer Straße &bdquo;Es liegen Pferdeäpfel auf der Fahrbahn", berichtet ein Radler und ein anderer ergänzt: &bdquo;Am Rande des Fahrradweges von Vinsebeck nach Ottenhausen, kurz vor Ottenhausen liegt eine kaputte Bierflasche am Rand der Fahrbahn." Konkreter ist da schon der Hinweis zur Petersilienstraße: Das Schild &bdquo;Einbahnstraße" ist schwer nur erkennbar, weil fast zugewachsen. Brakel In Brakel beschäftigt die Radfahrer offenbar die Sturzgefahr durch zu hohe Kanaldeckel. Gleich vier der insgesamt acht Meldungen beziehen sich darauf – alle im Bereich Märsch. Der vielbefahrene Bredenweg sei zudem sehr schmal. In der Kurve sei kaum einsehbar, ob auch Fußgänger oder andere Räder unterwegs sind. &bdquo;Die Hecke müsste einen Meter zurück gesetzt werden, aber auf jeden Fall an der Straßenseite stark zurückgeschnitten werden", so der Tipp des Bürgers. Borgentreich In Borgentreich wurde zwar viel geradelt, aber sehr wenig moniert. Mit 10,33 Kilometer pro Einwohner liegt die Orgelstadt unangefochten an der Spitze aller Kreiskommunen. Auf den 92.777 Kilometern, die die Borgentreicher zurückgelegt haben, sind ihnen aber nur zwei Problemstellen aufgefallen: So fehle am Maihof (ehemalige Kaserne) die Radwegebeschilderung komplett. Und die Verkehrsbeschilderung am Ausgang Borgholz zur B 241. Das Vorfahrt-Gewähren-Schild werde von Radfahrern meist nicht beachte, da dieses kaum als Schild für Radfahrer zu erkennen sei. &bdquo;Es kam daher schon öfter zu kritischen Situationen zwischen Autos und Radfahrern", berichtet der Radler. Warburg Die mit Abstand meisten Meldungen von Radfahrern kamen aus der Hansestadt im Süden, die bei der Aktion Stadtradeln mit Blick auf die Gesamtkilometer (128.428) ganz vorn liegt. Sage und schreibe 51 Probleme wurden gemeldet – viel Arbeit für die Stadtverwaltung, die noch nicht mal die Hinweise des vergangenen Jahres abgearbeitet habe, wie Radfahrer kritisieren. Ein eigener Bericht zur Hansestadt folgt.

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