Zwischen Delta-Variante und Nullinzidenz - wohin geht die Reise im Kreis Höxter?

Kreis Höxter. Im Kreis Lippe wurde sie bereits nachgewiesen, im Kreis Paderborn wurde am Mittwoch bekannt, dass vier Personen die mit der Delta-Variante infiziert sind. Bislang ist diese als ansteckender geltende Coronavirus-Variante im Kreis Höxter noch nicht nachgewiesen worden. Gleichzeitig sinken im gesamten Kreis die Inzidenzen, alle Kommunen bis auf Bad Driburg liegen aktuell bei null neuen Fällen pro sieben Tage. Wann ist der Kreis komplett bei Null? Was bedeutet das für die Corona-Maßnahmen? Könnte die Variante dabei einen Strich durch die Rechnung machen? Antworten auf die drängendsten Coronafragen. Die Delta-Variante Noch ist sie im Kreis Höxter nicht nachgewiesen. Aber bedeutet das auch, dass sie nicht da ist? Zumindest ist die Wahrscheinlichkeit recht gering, denn Infektionen werden per PCR-Test nachgewiesen. Und im Kreis Höxter werden mit dem PCR-Test in der Regel auch Typisierungen durchgeführt. Sie sind weniger aufwendig als Sequenzierungen, die das gesamte Erbgut aufschlüsseln und so auch neue Varianten erkennbar machen würden. Typisierungen prüfen sozusagen, um welche der bekannten Varianten, die als besorgniserregend eingestuft werden, es sich bei einer Infektion handelt. &bdquo;In den Laboren, die wir beauftragt haben, werden alle Proben typisiert, bei denen das möglich ist. So muss bei positiven Ergebnissen eine bestimmte Virusmenge überschritten sein, damit eine Typisierung erfolgen kann", erklärt der Leiter des Gesundheitsdienstes, Dr. Wilfried Münster. Heißt: Wenn eine PCR (Polymerase-Kettenreation) positiv ist, muss schon einiges an Viruslast in der Probe sein, damit eine solche Typisierung überhaupt durchgeführt werden kann. Dadurch, dass eine Typisierung immer dann erfolgt, wenn genug Virus da ist, dürfte die Wahrscheinlichkeit aber als hoch eingeschätzt werden, dass Delta-Varianten aufgespürt werden. Denn Delta soll laut Weltärztebund eine besonders hohe Viruslast, unter anderem im Rachen produzieren – was auch zur höheren Ansteckungsquote mit dieser Mutation von SARS-Cov-2 beiträgt. Dr. Ulrich Polenz, Bezirkschef der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), sagt, Studien hätten ergeben, &bdquo;dass die Variante rund 60 Prozent ansteckender ist, als der Alpha-Typ". Der Alpha-Typ, bekanntgeworden als die britische Mutante, ist ebenfalls ansteckender als der Wildtyp des Coronavirus, der in Deutschland mittlerweile durch Alpha verdrängt wurde. Ähnlich, so sagen Virologen, dürfte das auch mit der Delta-Variante geschehen. Polenz: &bdquo;Es ist zu befürchten, dass sie auch im Kreis Höxter auftreten wird." Die Einschätzung teilt Münster: &bdquo;Die Frage ist nicht, ob die Delta-Variante den Kreis Höxter erreicht, sondern wann." Wie sie sich dann ausbreitet, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Impfungen Polenz glaubt, dass alle, die sich nicht impfen lassen, irgendwann mit dem Virus infizieren werden – gerade mit Blick auf die ansteckendere Delta-Variante. Er folgt damit der Einschätzung von Virologen wie etwa Christian Drosten. Polenz stellt aber auch heraus, dass eine vollständige Impfung auch vor der Delta-Variante schützt. &bdquo;Laut allem, was wir wissen, verhindert sie schwere Verläufe und auch Long-Covid-Folgen." Infizieren könnten sich zwar auch vollständig Geimpfte, die Symptome seien dann aber mit denen einer Grippe zu vergleichen, Krankenhausaufenthalte seien in aller Regel nicht notwendig. &bdquo;Deshalb mein ganz dringender Rat: Lassen Sie sich impfen." Auch die Weitergabe des Virus im Kreis Höxter bremst eine hohe Impfquote ab, denn vollständig Geimpfte geben das Virus seltener weiter, die höhere Verbreitungsgeschwindigkeit von Delta würde dadurch also abgeschwächt. Allerdings sind die Termine beim Impfzentrum und bei den Hausärzten begehrt. Polenz, der auch Impfzentrum-Verantwortlicher der KVWL im Hochstift ist, gibt Impfwilligen aber einen Lichtblick: &bdquo;Ich hoffe, dass Ende Juli alle, die wollen, eine Erstimpfung haben werden." Es träfe bald wieder mehr Impfstoff ein. Bis dahin spielen die &bdquo;nichtpharmazeutischen Interventionen" – Abstand, Maske und Co. – weiterhin eine große Rolle, um etwa Nichtgeimpfte vor einer Infektion zu schützen. Stand 18. Juni haben im Kreis 35 Prozent der Menschen bereits einen vollen Impfschutz. 60 Prozent haben bereits eine erste Impfung erhalten. Sie sind nicht vollständig geschützt, in Großbritannien tragen sie und die Ungeimpften zu den steigenden Infektionszahlen mit der Delta-Variante bei. Auch laut dem Land soll beim Impfen noch mal ordentlich aufs Gaspedal gedrückt werden: Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) kündigte am Donnerstag an, dass von Samstag an jeder in NRW einen Termin für eine Corona-Impfung in einem Impfzentrum buchen könne. Also auch im Kreis Höxter. Zuletzt war die Buchung für Erstimpfungen nur bestimmten Gruppen vorbehalten. Nahe der Nullinzidenz In weiten Teilen des Kreises hat es seit sieben Tagen keine Neuinfektionen mehr gegeben. Lediglich Bad Driburg schafft es nicht auf die Null, aktuell liegt die Inzidenz in der Stadt bei 5,24 Infektionen pro sieben Tage hochgerechnet auf 100.000 Einwohner. Wenn es allerdings keine neuen Ansteckungen gibt, wird auch dort die Inzidenz sinken, das ist reine Mathematik. Wann das so weit sein wird, kann das Gesundheitsamt des Kreises auf Nachfrage nicht sagen (Update: Am Freitag meldet der Kreis Höxter die entsprechende Marke). Polenz weist allerdings darauf hin, dass auch eine Null-Inzidenz nicht bedeutet, dass die Pandemie für den Kreis Höxter ausgestanden ist. &bdquo;Urlaubsheimkehrer können das Virus mitbringen. Deshalb sollte jeder Nichtgeimpfte vorsichtig sein und bei Menschen, die er nicht kennt, Maske tragen und Abstand halten." Besonders in Innenräumen rät er, noch nicht auf die Masken zu verzichten. Trotz sinkender Inzidenz. Auch beim Gesundheitsamt führen die aktuell niedrigen Fallmeldezahlen nicht dazu, dass Entwarnung gegeben wird. &bdquo;Allerdings wir die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die auch am Wochenende im Dienst sind, mit Blick auf die Lage vorübergehend reduziert", sagt Münster. Heißt: Die Experten bleiben in Alarmbereitschaft.

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