So könnte es mit dem Impfen im Kreis Höxter weitergehen

Kreis Höxter/Brakel. Als von einem Abebben der Infektionszahlen noch keine Rede war, da hat sich die Kreishandwerkerschaft auf den Weg gemacht – und ein Szenario errechnet, in dem das Coronavirus auf dem Rückzug ist. Für den 28. Juli prognostiziert die Handwerkerschaft auf ihrer Internetseite, dass im Kreis Höxter alle Erstimpfungen durchgeführt sein werden. Für den 14. September hoffen die Handwerker darauf, dass 96 Prozent der Kreisbewohner vollständig geimpft sind. Wie realistisch ist eine solche Prognose, auch angesichts der ab Donnerstag anstehenden eingeschränkten Öffnung des Impfzentrums? Wie sieht die Lage im Kreis aus – wie könnte es demnächst weitergehen? Eine Analyse. Erstimpfungen Am 28. Mai verkündete der Kreis Höxter &bdquo;Halbzeit" bei den Erstimpfungen. Jeder zweite Mensch im Kreis war mindestens einmal geimpft. Dazwischen liegen sechs Werktage und zwei Wochenenden. Große Sprünge sind da keine passiert – zumal die Zahl der Erstimpfungen im Impfzentrum besonders am vergangenen Montag einen regelrechten Knick nach unten gemacht hat. Und das wird wohl auch noch ein wenig so bleiben. Laut Matthias Potthoff, organisatorischer Leiter des Impfzentrums des Kreises Höxter, &bdquo;sind nach derzeitigem Stand aufgrund begrenzter Impfstofflieferungen in den kommenden Wochen voraussichtlich zum Teil nur noch etwa 300 Impfungen pro Tag im Impfzentrum möglich". Am Donnerstag, 10. Juni, muss das Impfzentrum, zumindest eingeschränkt schließen. Generell finden dort aktuell nur Zweitimpfungen statt. Da klingt die Prognose, dass bis zum 21. Juli alle Erstimpfungen im Kreis Höxter durchgeführt sind, recht optimistisch. Auch, wenn die Kreishandwerkerschaft ihren Blick in die Zukunft mit der Einschränkung versieht, dass man von einer Quote von 75 Prozent der Kreisbewohner ausgeht, die überhaupt impfbereit ist. Macht einen Abzug in Höhe von 25 Prozent einschließlich Minderjähriger und Impfablehner und Nichtberechtigter. Wobei seit einigen Tagen auch zumindest Teile der Minderjährigen eine Impfung erhalten dürfen. Wie auch immer: Für ihre Prognose dürfte die Kreishandwerkerschaft wohl von einer stetig steigenden Zahl der Impfungen im Impfzentrum ausgegangen sein. Und tatsächlich sind die ja anfangs stetig nach oben gegangen: Im Februar gab es 2.945 Impfungen (140 pro Tag) und im März schon 10.886 (351 pro Tag). Im April wurden insgesamt 19.744 Impfungen (658 pro Tag) im Impfzentrum durchgeführt. Erstmals zurückgegangen ist die Zahl der Immunisierungen in der Brakeler Stadthalle im Mai. Im Wonnemonat wurden 18.695 Impfdosen verabreicht, rechnerisch 603 pro Tag und damit weniger als im April. Allerdings impfen seit dem Ende der Ostertage auch die Hausärzte mit – das hat der Kampagne im Kreis insgesamt einen ordentlichen Schub versetzt. Zwischenzeitlich führte das zu einem Zweikampf der Praxen mit dem Impfzentrum – an einem Tag wurde dort mehr Vakzin verabreicht, am nächsten dort. Wer hat aktuell die Nase vorn, wer in Zukunft? &bdquo;Das Verhältnis ist von Woche zu Woche unterschiedlich, verlagert sich derzeit aber aufgrund der veränderten Zuteilungen zunehmend auf die Arztpraxen", berichtet Potthoff. Wenn die Impfleistung der Hausärzte kontinuierlich wächst – und die Impfleistung des Impfzentrums nicht unter das Niveau von Mai fiele, könnte sich die Zahl der Gesamtimpfungen im Juni mehr als verdoppeln – also insgesamt mehr als 1.200 Impfungen pro Tag realistisch sein. Das machte rund 40.000 Impfungen im gesamten Monat. Damit wäre die Halbzeit nach rund einem Monat schnell zur Dreiviertelzeit geworden. Der Ist-Stand bei den ambulanten Impfungen liegt derzeit nach den Daten der Kreishandwerkerschaft bei 607 Impfungen pro Tag. Tendenz fallend, am Freitag wurden auf der Seite noch 720 Impfungen pro Tag gelistet. Nimmt man dazu die 658 Impfungen im Impfzentrum, die täglich im April geschafft wurden, wären 1.265 Impfungen pro Tag im Kreis machbar. Allerdings dürfte die Zahl der Erstimpfungen im Impfzentrum eben gerade durchaus darunter liegen. Auch deshalb lässt sich eher nicht davon ausgehen, dass das Impfzentrum diese Leistung mitgehen kann – denn aktuell werden dort gar keine Erstimpfungen durchgeführt, sondern nur Zweitimpfungen. Die Unsicherheiten in dieser Rechnung bleiben also groß, das Ziel der kompletten Erstimpfung der Bevölkerung bis zum 21. Juli bleibt ambitioniert. Aktuell sind 55 Prozent der Bevölkerung des Kreises einmal geimpft. Der Prognose der Handwerkerschaft zufolge stehen vor den ambulanten Immunisierern – Ärzte und mobile Teams – noch rund 31.132 Erst-Impfungen insgesamt – eine Impfbereitschaft von 75 Prozent vorausgesetzt. Aktuell sind über 76.000 Menschen erstmals geimpft – laut Kreis. Die Kreishandwerkerschaft kommt auf ihrer Seite mit Daten vom Vortag auf ambulante 74.056 Erstimpfungen. Zweitimpfungen 19.722 Menschen wurden im Impfzentrum zweimal geimpft (Stand 7. Juni). Das sind 1.487 mehr als noch am Freitag, 4. Juni. In Sachen Zweitimpfungen geht es im Impfzentrum also recht schnell voran. Dazu kommen 7.925 Menschen, die in den Praxen kompletten Impfschutz erhalten haben – 373 mehr als am Freitag. Überdies haben 6.548 Bewohner des Kreises ihren kompletten Impfschutz von mobilen Teams erhalten. In dem Segment gibt es seit Freitag keine Veränderung, der Fortschritt stockt. Unter dem Strich sind das rund 34.000 Menschen, die komplett geschützt sind. Laut Kreis haben – rechnet man die Geimpften mit dem Präparat der Firma Johnson&Johnson dazu, das nur einer Impfung bedarf – rund 26 Prozent der Bevölkerung damit vollen Impfschutz. Die Handwerkerschaft prognostiziert ein Impfziel von 96 Prozent komplett geimpfter Bevölkerung bis zum 14. September. Am Freitag lag die Marke beim 9. September. Tendenz fallend. Alles ist in Bewegung. Bis zum Ziel müsste sich so oder so die Zahl der komplett Geimpften mehr als verdreifachen. Das wäre möglich, Zeit wäre genug da. Eine andere Frage ist, wie es bis dahin mit dem Impfstoff aussieht. Eine Rolle dabei spielt die Frage, wie es mit dem Impfzentrum weitergehen wird. Laut Potthoff hat der Kreis die Stadthalle Brakel von der Stadt bis zum 30. September gemietet. Bis dahin soll das Gebäude für diesen Zweck genutzt werden. Wenn die Ärzte volle Pulle bei den Zweitimpfungen geben, weil Erstimpfungen zu großen Teilen abgeschlossen sind, wäre das Ziel nicht ganz unwahrscheinlich.

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