Auf einmal liegt eine Bombe im Wald - so reagiert man richtig

Höxter. Der Fundort: mitten im Wald nahe des Steinkruges. Der Finder: ein Spaziergänger. Mittlerweile ist aber klar, dass der 40-Jährige, der in der vergangenen Woche einen Gefechtskopf gefunden hat, kein ganz normaler Spaziergänger war. Denn er hatte einen Metalldetektor dabei, mit dem er das Metall des Gefechtskopf aufgespürt hat. Das könnte dem Mann jetzt ein Nachspiel bescheren - wenngleich die Polizei betont, dass er mit Blick auf den Sprengkopf alles richtig gemacht haben dürfte. Laut Stephanie Heineking-Kutschera, Sprecherin der in diesem Fall zuständigen Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden, handelt es sich bei dem Fund um eine "verschüttete Panzerfaustgranate aus dem Zweiten Weltkrieg". Der hohe Metallanteil in den Faustpatronen dürfte den Mann mit dem Metalldetektor auf die Spur des Fundstückes gebracht haben, immerhin können moderne Geräte den Werkstoff bis in größeren Tiefen aufspüren. Richtig gehandelt habe der Mann nach dem Munitionsfund, betont die Polizeisprecherin. Ramona Ellebrecht, Pressesprecherin der Polizei im Kreis Höxter, erläutert, dass ein vermeintlicher Munitionsfund bei ihren Kollegen erst mal unter dem Stichwort "verdächtiger Gegenstand" aufläuft. Die Meldung eines solchen verdächtigen Gegenstandes nehme die Polizei sehr ernst. Deshalb sollte im Fall eines Fundes - sei es ein Gegenstand, der wie Munition aussieht oder etwa wie eine Handgranate oder ein Blindgänger - in jedem Fall die Polizei unter 110 oder den Rettungsdienst unter 112 angerufen werden. Der 40-Jährige jedenfalls hat die Polizei informiert. "Zudem empfiehlt es sich, von dem Gegenstand in jedem Fall die Finger zu lassen." Sicherheit geht vor Trifft die Polizei ein, prüfe sie, ob es wirklich einen Gegenstand gibt - immerhin könnte es sich auch um einen Fake-Anruf handeln. Ist die Frage geklärt, treffen die Polizeibeamten eine Entscheidung: "Ist das eine Thema für den Kampfmittelräumdienst?" Im Zweifelsfall werden die Beamten dabei von Experten des Kampfmittelräumdienstes beraten, zuweilen schicken die Polizisten auch Fotos an die Kampfmittelexperten, damit die sich ein genaueres Bild machen können. Sollte sich der Verdacht auf gefährliche Kampfstoffe erhärten, rücken die Räumexperten aus. Ellebrecht sagt, ihre Kollegen würden im Zweifelsfall den Kampfmittelräumdienst um Hilfe bitten, "auch wenn der Dienst einmal mehr als notwendig" ausrücken müsste. Sicherheit gehe eben vor. Im Falle des Fundes im Wald bei Steinkrug stellten die Spezialisten vom Kampfmittelbeseitigungsdienst in Hannover fest, "dass kein funktionsfähiger Zünder mehr vorhanden war". Der Gefechtskopf wurde laut Heineking-Kutschera von den Kampfmittelräumern vernichtet. Gerade auch auf der Online-Video-Plattform Youtube hat sich das Umhergehen mit Metalldetektoren durch den Wald mit dem Ziel der Suche nach vermeintlichen Schätzen und wertvollen Gegenständen als ein regelrechter Trend entwickelt. Mit speziellen Detektoren und Sonden bewaffnet, filmen sich die Sondengänger während ihres Hobbys, sie nennen es selbst "sondeln". Auch ihre Funde zeichnen sie dabei auf. Oft holen sie nur Müll aus dem Wald- oder Wiesenboden: alte Schrauben, Nägel oder Metallreste. Manchmal sind aber auch Schmuckstücke dabei, zuweilen eben auch Munition. Die Bezirksregierung Arnsberg managt den Einsatz der Kampfmittelräumer im Landesteil Westfalen - also auch in OWL. Christoph Söbbeler, Leiter der Pressestelle der Bezirksregierung, warnt eindringlich davor, mit Metallsuchgeräten auf Schatzsuche zu gehen. Gerade bei alten Blindgängern seien die Folgen von Eingriffen von außen "oft unberechenbar", die Auswirkungen von ungewollten Unfällen "können extrem dramatisch sein". Jede Auswirkung von außen - unter Umständen schon die Strahlen eines Detektionsgerätes - berge "ein extremes Risiko". Was Sondengänger brauchen Und auch wenn es nicht zu einem Einsatz der Kampfmittelexperten kommt, weil nur Müll aus dem Boden gefischt wird: Wer mit einer Sonde auf die Suche gehen möchte, benötigt eine Grabungsgenehmigung. Die wird bei der Oberen Denkmalbehörde, also dem Kreis Höxter, beantragt. Damit ist es aber nicht getan - so ist etwa auch ein Informationsgespräch mit den Archäologie-Experten des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) vorgeschrieben. Und: Eine Genehmigung gilt in der Regel nur für ein bestimmtes Gebiet, Wald und Wiese sind für Sondengänger normalerweise tabu. Ebenso wie das Behalten der Funde: "Entdeckte Funde sind zu kartieren und den LWL-Archäologen vorzulegen", lautet die Regel. Und: "Wenn Kampfmittel gefunden werden, müssen sie sofort gemeldet werden", betont der LWL. Für den Mann, der den Gefechtskopf im Wald fand, könnte der Fund deshalb auch noch ein Nachspiel haben. "Möglicherweise liegt ein Verstoß des 40-Jährigen gegen das Niedersächsische Denkmalschutzgesetz vor", erklärt Heineking-Kutschera. Dies werde derzeit von zuständiger Stelle geprüft. 300 lizenzierte Sondengänger gibt es aktuell in OWL (Stand 2018), sechs haben lau Kreis-Sprecherin Silja Polzindie Erlaubnis, in ausgesuchten Bereichen des Kreises Höxter mit der Sonde zu suchen.

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