Römisches Goldschloss: Wie ein echter Sensationsfund nach Bielefeld kam

Bielefeld. Januar 2023, die Sonde schlägt an, ein Spatenstich und etwas Wühlarbeit später hält Constantin Fried einen kleinen, runden und leicht goldig schimmernden Gegenstand in der Hand. Noch ist er mit Erde bedeckt und erinnert eher an den Deckel einer Schnapsflasche, als an einen außergewöhnlichen Fund, wie der junge Mann später berichtet. Zwei Jahre später, Ende Januar dieses Jahres, präsentiert der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) den etwa 1.600 Jahre alten, mittlerweile aufpolierten Sensationsfund der Öffentlichkeit und es steht fest: &bdquo;Das Schloss ist ein absolut einzigartiger Fund in Europa“, wie Sven Spiong, Leiter der LWL-Archäologie in Bielefeld, betont. Dementsprechend groß war das Medieninteresse zu dem besonderen Fund und dem Mann, der ihn zutage gefördert hat. Constantin Fried ist gelernter Veranstaltungstechniker, lizenzierter Sondengänger und &bdquo;so viel Trubel um die eigene Person gar nicht gewohnt“, wie er im Gespräch mit der &bdquo;NW“ sagt. Mindener findet im Sondeln Ausgleich zum stressigen Job Alles beginnt, als der 30-jährige Mindener 2016 einen Ausgleich zu seinem stressigen Job sucht. &bdquo;Ich wollte etwas an der frischen Luft machen, wo ich den Kopf freikriegen konnte und bin dann über Youtube-Videos von anderen Sondengängern darauf gekommen“, so der 30-Jährige heute. Also habe er sich zur Gesetzeslage und der Geschichte seiner Stadt informiert. Ein Jahr später dann habe er sich beim LWL lizenzieren lassen. &bdquo;Das ist hier in Nordrhein-Westfalen zum Glück auch gar nicht so schwer“, sagt er. Ein persönliches Gespräch mit dem Zuständigen vom LWL, 75 Euro Gebühr und schon hieß es: auf die Plätze, fertig, sondeln. Weiterer Sensationsfund: Archäologische Sensation in Bielefeld: Geheime Treppe an der Sparrenburg freigelegt &bdquo;Ich habe dann Karten studiert, geschaut, wo Anhöhen oder Wasserstellen liegen, an denen früher vermutlich Menschen verweilt und gelebt haben könnten.“ Nach solchen und weiteren Kriterien suche er die Flächen aus, die er dann mit seiner Sonde, einem weiteren kleineren Metalldetektor und einem Spaten bewaffnet absucht. Das führt früh zum Erfolg. &bdquo;Mein allererster Fund war eine Silbermünze von 1874, zwar nichts Antikes, aber immerhin Edelmetall.“ 2023 dann folgte der allererste Goldfund, der sich nun als wahre Sensation entpuppte. &bdquo;Als die Augen der Archäologin angefangen haben zu leuchten, wusste ich, das muss wirklich etwas ganz Besonderes sein“, erinnert sich Fried an den Moment, als er das Schloss beim LWL in Bielefeld zur Fundvorlage brachte. Auch der Archäologin und wissenschaftlichen Referentin, die den Fund damals begutachtet hat, ist dieser Moment in Erinnerung geblieben. &bdquo;Ich musste kurz schlucken und war mir dann sicher, so etwas hat bisher noch niemand gesehen, geschweige denn in der Hand gehalten“, sagt Julia Hallenkamp-Lumpe. Das macht den Fund des Mindeners so besonders Denn das Schloss ist mit seinen 1.600 Jahren nicht nur sehr alt, sondern in allen Belangen besonders. Allein, dass es aus Gold besteht, ist eher ungewöhnlich und die Größe von gerade einmal 1,2 mal 1,1 Zentimeter quasi einmalig. Denn bisher sind nur sehr viel größere Schlösser gefunden worden. Außerdem ist das Schloss wohl einmal voll funktionstüchtig gewesen. Wie es damals möglich gewesen ist, ohne eine Lupe oder künstliches Licht einen so kleinen Schließmechanismus funktionstüchtig zu bauen, ist den Experten gänzlich unklar. Nachdem sie den ersten Schock verarbeitet hatte, habe Hallenkamp-Lumpe &bdquo;alle Hebel in Bewegung gesetzt“ und mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung begonnen. &bdquo;Die Fundstücke, die für uns relevant sind, werden direkt hier vor Ort in Bielefeld wissenschaftlich begutachtet, gezeichnet, datiert und aufbereitet.“ Genaueres zum Sensationsfund: Römisches Mini-Dosenschloss aus Gold gibt Rätsel auf Wenn es sich, wie in diesem Fall, um sehr wertvolle Gegenstände handele, fielen die unter die Regelung des &bdquo;Schatzregals“ und gingen in den Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen über. &bdquo;Der Finder erhält dafür eine Art Ablösesumme“, erklärt Hallenkamp-Lumpe. Im Fall von Constantin Fried habe die im niedrigen vierstelligen Bereich gelegen. &bdquo;Wir wollen den Findern nichts wegnehmen“, betont die Archäologin. Fundstücke, die unter das &bdquo;Schatzregal“ fallen, seien eher eine Ausnahme als die Regel und dann eben so besonders, dass sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen. &bdquo;Sie sind schließlich ein Teil unserer gemeinsamen Geschichte, wenn sie bei einer Einzelperson im Schrank liegen, geht ein wichtiger Teil dieser Geschichte für die Allgemeinheit verloren“, erklärt ihr Kollege Spiong. Schloss wird im Landesmuseum Herne ausgestellt Das einzigartige Schloss wird deshalb im Landesmuseum in Herne ausgestellt werden, verrät er. Dass er seinen Fund nicht behalten darf, stört Fried nicht im Geringsten. &bdquo;Ich gebe die Funde gerne ab, weil mich die wissenschaftliche Beurteilung interessiert, und ich so einen Fund auch nicht für mich allein behalten möchte.“ Um eine &bdquo;Schatzsuche“ ginge es ihm persönlich sowieso nicht. &bdquo;Natürlich ist es ein tolles Gefühl, Gold oder Silber zu finden, und besonders dieser letzte Fund war Wahnsinn“, sagt der junge Mindener. Aber der Reiz liege für ihn viel mehr bei der Faszination zu &bdquo;dem Leben der Menschen damals.“ Er beschäftige sich gerne mit der Geschichte seiner Stadt und sei besonders von persönlichen Funden, wie Fibeln oder Gewandspangen, fasziniert. &bdquo;Der Gedanke, dass ich der Erste bin, der diesen persönlichen Gegenstand eines anderen Menschen nach Jahrhunderten oder Jahrtausenden in der Hand hält, ist etwas ganz Besonderes.“ Aus der Eisenzeit: Archäologen entdecken in Bielefeld 2.500 Jahre alten Germanen-Friedhof Mittlerweile ist bei Fried aus dem Hobby ein Beruf geworden oder besser gesagt: ein Studienfach. Der 30-Jährige studiert in Göttingen Archäologie. Auf einen Bachelor in diesem Fach soll später allerhand praktische Arbeit folgen. &bdquo;Ich mag Archäologie zum Anfassen“, sagt der Mindener. Er könne sich aber sowohl Berufe im Innen- als auch im Außendienst &bdquo;draußen auf dem Feld“ vorstellen. Bis zur Beendigung seines Studiums und vielleicht auch darüber hinaus bleibt die Sonde ein treuer Teil der Freizeitgestaltung, während Constantin Fried auf viele weitere spannende Funde hofft.

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