Wie Einzelhandel und Gastro die neuen Corona-Regeln umsetzen wollen

Kreis Höxter. Ab Samstag dürfen Gastronomiebetriebe wieder den Außenbereich öffnen, Hotels 60 Prozent ihrer Betten belegen. Vorausgesetzt die Gäste können einen aktuellen Corona-Negativtest, einen Genesennachweis oder eine vollständige Impfung vorweisen. Zumindest eines dieser Dokumente muss nun auch derjenige haben, der in Geschäften des nicht-täglichen Bedarfs - zum Beispiel Mode-, Spielwaren- oder Möbelgeschäfte - einkaufen möchte. Diese neuen und im Vergleich zum Terminshopping schärferen Regeln machen Jürgen Knabe, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Höxter, nach eigener Aussage sprachlos. "Das ist eine ausgesprochen unglückliche Situation für Gastronomie und Einzelhandel", sagt Knabe. Um Einkäufern in Höxter das Bummeln bequemer zu gestalten, hat die Werbegemeinschaft ein Testzentrum in der Innenstadt eingerichtet. nw.de hat sich zusätzlich bei Laden- und Lokalbetreibern im gesamten Kreis Höxter umgehört, wie sie die neue Schutzverordnung praktisch umsetzen wollen. Gastronomie & Hotels Barbara Potthast-Menne, Betreiberin des Strullenkrugs in Höxter, wird an diesem Samstag noch nicht wieder öffnen, wie sie im Gespräch mit nw.de berichtet. Die Zeit zwischen dem Landesbeschluss am Mittwochnachmittag und dem Samstag, an dem sie ihren Biergarten wieder öffnen dürfte, sei zu kurz: "Wir brauchen mehr Vorlaufszeit." Zum Beispiel, um Waren zu bestellen. Sie plane, ab Pfingsten zu öffnen. Auch Anna's Bistro & Bar in Steinheim bleibt wohl bis Mitte Juni geschlossen. "Zum Einen ist das Wetter noch nicht so wirklich biergartentauglich und zum Anderen habe ich wirklich Angst davor - und ich verwende hier bewusst das Wort 'Angst' - dass der Inzidenzwert schnell wieder ansteigt und alles innerhalb von wenigen Tagen wieder geschlossen werden muss", teilt Chefin Anna Alexander bei Facebook mit. Dort informiert auch das Restaurant Löseke in Brakel, dass es erst ab Freitag, 21. Mai, wieder für seine Gäste vor Ort kochen werde. Zunächst hatte auch Heiner Eyers vom Hotel Am Rosenberg in Bad Driburg vor abzuwarten. Jetzt wird das Restaurant trotzdem am Samstagabend öffnen. "Wir wollen einfach, ich will, meine Mitarbeiter wollen, unsere Gäste wollen." Für Samstag wird es eine reduzierte Speisekarte geben, weil der Landesbeschluss kam, nachdem Eyers die Bestellung für die Woche schon aufgegeben hatte. "Da war ich auch erst mal richtig sauer", sagt er. Zudem hofft er darauf, dass es wenigstens nicht regnet - die "Wetterprognose ist nicht so toll" - denn falls Wasser von oben kommt, darf er die Restaurantgäste nicht ins Trockene lassen. Auch wenn dort zur selben Zeit die Hotelgäste speisen. Apropos: In seinem Hotel durfte Heiner Eyers die gesamte Zeit über Business- und Kurgäste unterbringen. Deswegen ist öffnen nicht der richtige Ausdruck. Vielmehr darf er den Hotelbetrieb wieder ausweiten. Mit einer 60-prozentigen Auslastung. "Wir freuen uns. Auch wenn die ersten Tage vielleicht nicht wirtschaftlich werden, aber wir können wieder was tun." Einzelhandel Die neuen Regeln, die ab Samstag gelten sollen, stellen Monika Beine, die in Warburg ein kleines Geschäft für Geschenkartikel und Spielzeug betreibt, vor Herausforderungen. "Ich weiß nicht, wie das gehen soll. Es ist eigentlich nicht machbar, dass ich die Impfpässe und Personalausweise meiner Kunden überprüfe - und ich will das auch eigentlich nicht." Beine setzt auf Landrat Michael Stickeln, der einen Offenen Brief an NRW-Gesundheitsminister Laumann geschrieben hat und sich in Düsseldorf für Gastronomie und Einzelhandel im Kreis einsetzt. Kann er nichts bewirken, befürchtet Beine, dass deutlich weniger Kunden in ihren Laden kommen. Schon allein, weil sie viel von Laufkundschaft lebt - haben die, die spontan reinkommen dann ihre Dokumente dabei? "Vielleicht werde ich die Stunden wieder reduzieren müssen." Auch in der Kreisstadt setzt man auf den Landrat. "Wir hoffen, dass Michael Stickeln etwas bewegen kann", heißt es vom Outdoorgeschäft Unterwegs. "Für uns wären die neuen Regeln ein Rückschritt." Museen Das Porzellan-Museum im Schloss Fürstenberg (Niedersachsen) öffnet wieder. Voraussetzung: vorherige Terminvereinbarung und ein negativer, tagesaktueller Corona-Test oder Nachweis einer vollständigen Impfung oder Genesung. Wenige Kilometer weiter in Nieheim gelten andere Regeln. "Terminabsprache, Maske und Abstand und maximal 30 Personen", zählt Jana Katharina Reineke, Chefin des Sackmuseums die Vorgaben auf. Negativtests oder Ähnliches verlangt das neue Regelwerk wohl nicht. "Allerdings sind wir gerade noch dabei, uns einzuarbeiten." Nachweise Einzelhändler, Gastronomen und Hoteliers im Kreis Höxter müssen ihre Kunden und Gäste nun dahingehend überprüfen, ob sie vollständig geimpft, aktuell negativ getestet oder bereits von einer Infektion mit dem Coronavirus genesen sind. Im ersten Fall wird der Impfpass angeschaut, im zweiten das Dokument eines Testzentrums. Aber wie sieht ein Genesenennachweis aus? "Keine Ahnung", sagt der Bad Driburger Hotelier Heiner Eyers. "Das weiß ich nicht", sagt die Warburger Händlerin Monika Beine. "Das wissen wir nicht", heißt es vom Höxteraner Outdoorgeschäft Unterwegs. Ab Samstag werden sie diesen Nachweis dann kontrollieren müssen.

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