Schülerin im Kreis kritisiert: "Schulen auf Biegen und Brechen geöffnet"

Kreis Höxter. Zuerst öffneten die Schulen, dann kamen die Schnelltests. Allein dieser Umstand sorgt bei Schülern im Kreis Höxter für Kopfschütteln. Eigentlich wäre es sinnvoll gewesen, wenn man erst getestet würde und nach einem negativen Test zur Schule geht. Das ist aber nicht die einzige Kritik, die junge Leute an der Öffnung der Schulen üben. nw.de hat mit einigen gesprochen. Nein, als Versuchskaninchen sehe sie sich nicht. Immerhin tue jeder gerade das, von dem er mit gutem Gewissen denke, es sei richtig, meint Jacqueline Grabosch, 19. Sie besucht Jahrgang 12 des Gymnasiums der Schulen der Brede, legt bald ihre Abi-Prüfungen ab. Auf die Prüfungen fühlt sie sich gut vorbereitet. Seit Mitte Februar ist sie wieder an der Schule. Zuerst waren nur die Abschluss-Jahrgänge da. Seit dem 15. März kommen Schüler aller Stufen. "Zu sagen, wir öffnen die Schulen wieder - aber Testungen und Impfungen haben wir noch nicht, das halte ich für sehr gefährlich", sagt die Abiturientin zur Entscheidung der Politik. Zwar sieht sie ein, dass es gesellschaftlichen Druck gegeben habe und dass die Schul-Schließungen zu gesellschaftlichen Verwerfungen geführt haben. "Trotzdem hat das eine Brisanz". Seit Montag dieser Woche sei es wieder merklich voller in der Schule, der erste Corona-Test für die Schüler sei aber erst für Freitag angekündigt. Schulleiter Matthias Koch sagt, dass die Selbst-Testungen am Freitag an den Schulen der Brede gut angelaufen seien. "Die Schüler machen den Test selbstständig, Klassenlehrer beaufsichtigen sie und erklären vorab, wie die Tests funktionieren, das klappt gut", sagt er. Das Schnelltest-Paket reiche, um jeden Schüler bis zu den Osterferien einmal testen zu lassen. Grabosch sagt, an den Schulen der Brede funktionieren die Abstands- und Hygieneregeln sehr gut. Anders sehe es da schon auf dem Weg zur Schule aus. "In den Zügen ist seit Montag schon ein deutlicher Unterschied zu bemerken", sagt sie. Es sei erkennbar voller. "Wirklich sicher" fühle sie sich während der Fahrt mit dem Zug zur Schule seitdem nicht mehr. Wachsenden Gefahr durch Mutationen Ruth Westermeier besucht die 11. Klasse des König-Wilhelm-Gymnasiums (KWG). Sie hätte sich angesichts der wachsenden Gefahr durch Mutationen gewünscht, dass die Schulen bis zu den Osterferien zugeblieben wären. "Dann hätte jeder vier Wochen Zeit gehabt, seine Kontakte zu reduzieren", sagt die 16-Jährige. "Die Mutanten sind für Kinder und Jugendliche ja viel gefährlicher, ich persönlich hätte mir da ein wenig mehr Vorsicht gewünscht, ich finde es nicht gut, dass die Schulen auf Biegen und Brechen geöffnet wurden." Dennoch gehe sie nicht mit einem schlechten Gefühl zum Unterricht. Wirklich Unmut bereitet ihr aber die Tatsache, dass die Politik einfach über die Köpfe der Schüler entscheide. "Die Politik sollte auch mit uns reden. Und sich mit uns verständigen", fordert Westermeier. Am KWG wurden am Freitag 300 Schüler getestet, am Montag sollen weitere 300 folgen, berichtet Schulleiterin Heike Edeler. Eingetroffen seien die Test-Sets Mitte der Woche, die Schüler seien im Vorfeld auf die Tests vorbereitet worden, "sie wussten: Das Ergebnis kann auch positiv sein". In dem Fall wäre der Schüler in einen separaten Raum gekommen und dort von einem Lehrer betreut worden, bis die Eltern den Schüler abholen. Vorgekommen ist das am Freitag nicht. Westermeier wird erst am Montag getestet. "Ich finde es gut, dass wir Zugang zu den Schnelltests haben." Heute haben sie und ihre Mitschüler einen kurzen Film gesehen, der das Testverfahren erklärt, "ich fühle mich gut vorbereitet". Wenn ein Schüler positiv getestet wird Die Vorgaben des Ministeriums für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen zu den Selbst-Tests wurden per Mail an die Schulen geschickt, die Tests kamen im Paket. Laut Ministerium sollen die Tests "nach Vorankündigung der Schule grundsätzlich bei Unterrichtsbeginn im Klassen- oder Kursverband durchgeführt werden". Schüler sollten vorab auf ihre Handhygiene achten, während der Tests sei der Raum zu lüften, heißt es in der Vorgabe. Sollte ein Test positiv ausfallen, so heißt es im Schreiben des Ministeriums, bestünde ein "begründeter Verdachtsfall". Der Schüler müsse "in altersgerechter Weise unter Einhaltung der allgemeinen Infektionsschutz- und Hygienemaßnahmen isoliert werden." Heißt auf gut deutsch: Der Schüler wird nach Hause geschickt, seine Eltern werden vorher informiert, ein PCR-Test wird angeordnet. "Wenn der PCR-Test negativ ist, darf der Schüler wieder zurück in den Unterricht", erläutert Koch das Vorgehen. Ist der PCR-Test positiv, würde das Gesundheitsamt mit der Kontaktnachverfolgung beginnen. Erst dann müsste der gesamte Klassenverband in Quarantäne. Emely Düker (17) besucht Klasse 12 der Gesamtschule Brakel. Sie freut sich einerseits, dass sie wieder in die Schule gehen kann, hat aber ein ungutes Gefühl dabei. "Die Infektionszahlen steigen ja." Die 17-Jährige fährt regelmäßig mit dem Zug zur Schule, gerade dort beobachtet sie häufig Verstöße gegen Hygiene- und Abstandsregeln - in erster Linie nicht bei Schülern, sondern bei Erwachsenen. Kritik an den Öffnungen kommt jetzt auch von der Schutzgemeinschaft angestellter Lehrerinnen und Lehrer. "Die Inzidenzen bei Schülerinnen und Schülern steigen besorgniserregend schnell". Obwohl die allermeisten Lehrkräfte noch nicht geimpft seien, würden sie und die Schüler kurz vor den Osterferien ohne ausreichende Begründungen in die Schulen geschickt, heißt es. Der Verband fordert, dass die Schulen geschlossen werden, bis alle Lehrer geimpft sind und mindestens zwei Corona-Tests pro Woche für Schüler durchgeführt werden. Für die Klassenräume verlangen sie professionelle Raumluft-Filteranlagen.

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