Es summt und brummt: Wie ein Gärtner aus Marienmünster der Natur Gutes tut

Kreis Höxter. Ein kleines Meer aus weiß blühenden Margeriten, mannshohe Rhododendron-Büsche, Kirschbäume mit ausladenden Kronen sowie ungestört wachsende Gräser: Auf einer kleinen Fläche in der Nähe des Altenberger Sportplatzes herrscht bunter Wildwuchs. Dem ein oder anderen Gartenfreund würde das einen säuerlichen Ausdruck ins Gesicht treiben, ihn sogar verstohlen nach dem nächsten Rasenmäher suchen lassen. Rentner Albert Scholle aus Altenbergen ist sich dessen bewusst. &bdquo;Das ist mal was anderes als blanker Rasen", sagt der 70-Jährige stolz. &bdquo;Es gibt Menschen, die laufen jede Woche hinter dem Rasenmäher her. Ich mähe nur drei Mal im Jahr." Einmal mit dem Balken- und zweimal mit dem Rasenmäher. Auf dem 2006 erworbenen Grundstück habe es vorher nur Rasen, Tannen und ein kleines Wochenendhäuschen gegeben, berichtet Scholle. Nach dem Kauf habe er mit der Umgestaltung begonnen und – das ist dem Garten anzusehen – Natur Natur sein lassen. Garten-Tipps vom Nabu-Vorsitzenden Dadurch hat er gerade der Tierwelt mit verhältnismäßig kleinem Aufwand einen großen Dienst erwiesen. Denn nur ein Baum und ein auf zwei Zentimeter Höhe gehaltener Rasen reichen nicht, sagt Harald Gläser, Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) im Kreis Höxter und Förster der Stadt Brakel. &bdquo;Ein Garten, der für den Naturhaushalt wertvoll sein soll, muss vielfältig sein." So sollte es zunächst eine Auswahl an Blühpflanzen geben. &bdquo;Da sollte man möglichst Naturformen nehmen, die wirklich Nektar produzieren." Denn bei Sonnenblumen, zum Beispiel, seien die Staubblätter zu Blütenblättern umgezüchtet worden. &bdquo;Damit sind sie für Insekten wertlos." Wenn man dem Zeitgeist entsprechen wolle, brauche es eine Fläche, die sich zur Blühwiese entwickeln darf. &bdquo;Die muss zwei drei Jahre stehen", empfiehlt Gläser. &bdquo;Denn in den trockenen Stängeln brüten Insekten." Dann wären Tränken, Nistmöglichkeiten, Ansitze und Sträucher als Deckung für Vögel nicht schlecht. Und Strauchgut und Gehölzschnitt würden nicht entsorgt, sondern in einer Ecke aufgeschichtet. Dort könnten sie Marder und Igel Unterschlupf bieten. Nicht nur Dienst an der Natur Diesem Ideal entsprechen die Gärten der Familie Scholle: Denn rund um Vogeltränke, Insektenhotel und den unzähligen Blüten summt und brummt es vor Leben. Und dass naturnahe Gartengestaltung und Ordnungssinn nicht über Kreuz liegen müssen, kann Albert Scholle in einem weiteren Garten zeigen. Denn auf einem ausgedehnten Grundstück in Altenbergen kurz vor dem Ortsausgangsschild steht nichts ohne Grund an seinem Platz. Farblich aufeinander abgestimmte Schwertlilien, die Lieblingsblumen von Alberts Frau Roswitha, stehen akkurat in 30 Meter langen Reihen, getrennt von Rhabarber und anderen Pflanzen. Ein ausgedehntes Feld aus verschiedenen Gewächsen ist von kleinen Schotterpfaden durchzogen. Jede Fuchsie, jeder Walnussbaum ist Teil der Ordnung. &bdquo;Ich brauche die Blumen irgendwie", sagt Scholle, der über 50 Jahre bei dem Formholzspezialisten Becker in Brakel gearbeitet hat. Vom Dienst an der Natur abgesehen, dienen die Gärten ihm und seiner Familie als Rückzugsorte. Hier finden sie Ruhe und Erholung. Lange bevor Corona die Aussichten auf Urlaub in der Ferne schwinden ließ, saßen die beiden Gartenfreunde inmitten ihres selbstgeschaffenen Idylls. 2.800 Quadratmeter messen die beiden Gärten. Doch braucht es so viel, um der Natur etwas Gutes zu tun? Harald Gläser kann beruhigen. Je größer das Grundstück, desto mehr Anlagen könne man natürlich entbehren, um Bienen, Marder und Co. Grundlage und Schutz zu bieten. &bdquo;Aber auch ein Quadratmeter Blühwiese ist ein Anfang", so der Nabu-Vorsitzende.

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